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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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»Vorsichtig«, schrie er einem Mönch zu und wedelte dabei mit den Armen. »Stellt die Fackeln nicht zu dicht an das Seil!«
    Obwohl der Mönch kein Englisch verstand und Catullus kein Chinesisch sprach, erzielten die Worte und Gesten die erwünschte Wirkung. Der Mönch rückte die Fackel von dem Seil weg.
    Catullus tupfte sich mit dem Taschentuch die Stirn ab. »Schließlich wollen wir uns nicht selbst in die Luft jagen«, sagte er zu Thalia. »Pass auf, wo du hintrittst.« Er musterte die Erdhügel, unter denen die Brandsätze vergraben waren.
    »Ich bin ehrlich gesagt überrascht«, erwiderte Thalia, »dich so weit entfernt von Southampton zu treffen.«
    Catullus lächelte schwach. »Ich kann genauso gut kämpfen wie jede andere Klinge der Rose.«
    »Daran habe ich keinen Zweifel«, entgegnete sie rasch, denn sie fürchtete, ihn womöglich beleidigt zu haben. »Aber du bist so wertvoll für uns – für die Klingen der Rose meine ich.« Sie gehörte nicht zu den Klingen, zumindest noch nicht. Wenn sie den Angriff überlebte und die Quelle in Sicherheit war, würde sie sicher in ihre Reihen aufgenommen. Doch darüber lohnte es sich noch nicht nachzudenken, das war Zukunftsmusik. »Wenn dir etwas zustößt … «
    »Meine Schwester Octavia ist genauso geschickt im Erfinden von neumodischen Geräten. Sollte ich umkommen, kann sie leicht meinen Platz einnehmen.«
    »Der Gedanke, dass du sterben könntest, scheint dir nicht viel auszumachen«, stellte Thalia fest.
    Er grinste breit, aber nicht weniger bedauernd. »Glaub mir, ich möchte lieber nicht sterben. In meinem Kopf gibt es so viele Erfindungen, die ich noch nicht umsetzen konnte. Aber wer den Schwur der Rosen leistet, muss damit rechnen, im Dienst für die Sache verletzt oder getötet zu werden. Und ebenso die Freunde, die mit ihm dienen.«
    »Hast du etwas von Astrid gehört?«, fragte Thalia leise.
    Catullus’ Lächeln erstarb, und er wirkte müde und verzagt. »Nein. Seit fast einem Jahr habe ich keinen Brief von ihr erhalten. Sie ist nicht über Michaels Tod hinweggekommen.«
    Thalia musste sogleich an Gabriel denken. Er, Bennett, Hsiung Ming und Altan besprachen im Kloster weitere Strategien. Seit sie das Kloster erreicht hatten, waren sie keinen Augenblick allein gewesen. Es kam ihr vor wie Jahre.
    »Würdest du mich entschuldigen?«, fragte Thalia Catullus.
    Er schien genau zu wissen, was sie dachte, und nahm es ihr nicht übel, als sie ihn stehen ließ und zurück ins Kloster ging. Thalia schritt durch den vorderen Hof an Mönchen, Räubern und ein paar Nomaden vorbei, die intensiv mit den Vorbereitungen auf den Angriff beschäftigt waren. Keine Spur von Gabriel. Thalia betrat den zentralen Hof und spähte sogar in den Tempel, doch auch hier konnte sie ihn nicht finden. In dem ummauerten Klostergarten, in dem die Nahrung für die Mönche wuchs, fand Thalia Bennett und Hsiung Ming über eine Karte des Klosters gebeugt. Als Thalia am Eingang zum Garten erschien, blickten beide von ihrer Unterhaltung hoch.
    »Er ist nicht hier«, sagte Bennett, bevor Thalia überhaupt etwas sagen konnte. »Versuch es auf dem Weg um die Klostermauer. An der nordwestlichen Ecke führt eine Treppe dorthin.«
    Sie raunte ein flüchtiges Dankeschön und lief zu der Treppe. Obwohl sie steil war, nahm sie immer zwei Stufen auf einmal, um schneller den Weg zu erreichen. Die Mauer von Sa Chuan Si war wie bei einem Schloss von einem Geländer umgeben, damit die Mönche sicher den Blick auf die Landschaft genießen konnten. Auf der Mauer standen sechs Wachen, doch Thalia hatte nur Augen für einen Mann.
    Gabriel lehnte an dem Geländer und starrte auf die mondbeschienene Wüste. Es war zu dunkel, um Einzelheiten auszumachen, doch sie erkannte seine breiten, kräftigen Schultern, seine soldatenhafte Haltung und seinen schönen schlanken Körper, der die Fähigkeit zum Handeln ebenso wie zum Genuss besaß. Obwohl er sich nicht bewegte, wusste sie, dass er ihre Schritte auf den groben breiten Steinen hörte. Thalia stellte sich neben ihn, lehnte sich ebenfalls gegen das Geländer und blickte über die dunkle Ebene. Im silbernen Schein des Mondes wirkte die Wüste Gobi geradezu überirdisch. Eine kühle, trockene Brise tanzte über die Wüste hinweg, den Berg und die Klostermauern hinauf, bis sie über Thalias Gesicht strich und Gabriels Haare zerzauste. Die Dunkelheit gewährte ihnen nur vorübergehend etwas Privatsphäre vor den Wachen, doch die wollte sie nutzen.
    Sie sehnte sich

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