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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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dein hübscher Engländer, und so wie er dich ansieht, bin ich froh, dass ihr nicht verwandt seid.« Bevor Thalia etwas erwidern konnte, verschwand Oyuun in der Menge und widmete sich ihren Aufgaben als Gastgeberin der riesigen Feier.
    Thalia beobachtete Gabriel von der gegenüberliegenden Seite des Zeltes aus. Obwohl sie bloß eine Stunde voneinander getrennt gewesen waren, gebärdete sich ihr Herz wie ein wildes Pferd. Er hatte sich rasiert, und im Schein der Laternen wirkte sein Gesicht besonders schön. Wie gemeißelt. Seine vom Baden noch feuchten Haare erschienen dunkelblond. Er hatte sie aus der Stirn gekämmt und saubere Kleidung angezogen, die nur ein bisschen zerknittert war. Sie zweifelte nicht daran, dass er in einer Uniform jede Frau zu einer Sünde reizte. Schon in zerknittertem Jackett, Weste und Hemd wäre Thalia bereit, ihm alles zu geben. Er blickte sich um, als suchte er jemanden. Sie hätte ihm beinahe zugewinkt, hielt sich jedoch zurück. Sie wollte zusehen, wie er sich zwischen den Hirten bewegte.
    Sobald Gabriel das Zelt betreten hatte, wurde er stürmisch von einigen Männern begrüßt. Einige, die bereits ihr drittes oder viertes Glas Arkhi getrunken hatten und mit sich und der Welt zufrieden waren, umarmten ihn auf herzliche, männliche Art. Weder erstarrte Gabriel noch wich er ihnen aus. Zunächst wirkte er etwas erstaunt, doch dann erwiderte er die Geste, lächelte und lachte. Erst als Thalia die Luft ausstieß, merkte sie, dass sie die ganze Zeit den Atem angehalten hatte.
    Schnell nahmen einige jüngere Männer des Stammes Gabriel in Beschlag und begleiteten ihn durch das Zelt. Die Männer sonnten sich in seinem Glanz. Welche Vorbehalte auch immer es zwischen Engländern und Mongolen gegeben haben mochte, nachdem man zusammen ein Ger aufgebaut hatte, schien alles vergessen. Unmengen von Arkhi waren der Freundschaft ebenso zuträglich wie die Tatsache, dass Gabriel am folgenden Tag nicht nur als Fremder, sondern auch noch zusammen mit einer Frau an dem Nadaam teilnahm.
    Thalia beobachtete gut gelaunt, dass der Stamm ihn adoptiert hatte. Jemand drückte ihm eine Schale Arkhi in die Hand, ein anderer setzte ihm einen spitzen mongolischen Hut mit Samtborte auf den Kopf. Gabriel behielt ihn auf.
    Doch weiterhin suchte er mit den Blicken nach jemandem. Nach ihr. Keine Frau wünschte sich in diesem Augenblick mehr als Thalia, von ihm gefunden zu werden. Aber sie wollte das Spiel noch ein bisschen hinauszögern, und als sein Blick in ihre Richtung glitt, duckte sie sich hinter ein paar Frauen. Sie bemerkte, dass sein Blick in eine andere Richtung wanderte, und linste hinter den Frauen hervor, um ihn noch ein bisschen zu beobachten.
    Gabriel sprach lebhaft mit einigen Hirten. Sie lachten laut und ungehemmt, wie nur Männer es taten. Batu stand neben Gabriel und übersetzte, obwohl es aussah – alle hatten die Arme um die Schultern des Nebenmannes gelegt – , als sei ein Übersetzer nicht wirklich notwendig.
    Sie empfand auf seltsame Weise zugleich Freude und Eifersucht. Freude, Gabriel nach den anstrengenden und gefährlichen Tagen so fröhlich zu sehen. Und selbst bei diesen guten Menschen Eifersucht, dass sie ihn überhaupt mit jemandem teilen musste, nachdem er die ganze Zeit ihr allein gehört hatte. Ihr wurde schwindelig vor Verlangen, als sie sah, wie entspannt seine große, schlanke Gestalt wirkte, wie sein Gesicht strahlte. Noch nie hatte sie einen Mann so sehr begehrt wie ihn. Neben dieser Lust, diesem Verlangen, verblassten selbst die negativen Gefühle gegenüber Sergej. Sie kannte sich selbst kaum wieder. Bislang hatte immer ihr Kopf die Oberhand behalten, jetzt übernahmen ihr Körper und ihr Herz die Kontrolle.
    Als spürte er den heißen Puls ihrer Lust, sah Gabriel ihr plötzlich direkt in die Augen. Scharf, golden, unausweichlich. Sein Lächeln verblasste und wich einem entschiedenen Ausdruck. Er war wieder Soldat. Nein, nein, kein Soldat – ein Mann. Ohne Thalia aus den Augen zu lassen, murmelte er Batu etwas zu und kam rasch zu ihr auf die andere Seite des Zeltes. Sie wartete, während die Menge wie eine riesige Welle um ihn herumwogte.
    Einen Schritt von ihr entfernt blieb er stehen, musterte sie schweigend von oben bis unten. Atemlos starrte sie zurück.
    »Sie haben sich umgezogen«, brummte er schließlich.
    »Nur ein bisschen«, erwiderte sie. »Ich bin immer noch dieselbe Thalia.«
    Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. »Dieselbe spitze Zunge, nur andere

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