Die Knickerbocker Bande 26 - Im Dschungel verschollen
Paolo, Glorias Freund.
„He, Lieselotte, bitte wende dich einmal diesem Donnerloch zu!“ rief Dominik.
Das Mädchen huschte zu seinem Kumpel. Dominik hatte sich vor dem grauenerregenden Schacht hingekniet und starrte in die Tiefe.
„Bitte, schwenke deine Nase über die Öffnung!“ empfahl der Knickerbocker. Wenn er sehr aufgeregt war, redete er noch gespreizter als sonst. Ausnahmsweise ärgerte sich Lieselotte diesmal nicht darüber, sondern tat, was Dominik von ihr wollte.
„Riechst du etwas?“ erkundigte er sich. Lilo schnupperte und runzelte die Stirn. Sie knetete ihre Nasenspitze und brummte: „Das stinkt... bisher ist mir das nicht aufgefallen.“
Dominik nickte und sagte: „Rund um das Donnerloch stehen sonst immer Töpfe mit starken Duftkräutern. So kann der Gestank von niemandem wahrgenommen werden.“
Das Oberhaupt der Knickerbocker-Bande war fassungslos. „Ich bin sicher, daß es hier nach Erdöl riecht“, meinte Lilo. Ihr Kumpel gab ihr recht.
Lieselotte spann ihren Gedanken weiter: „Vielleicht ist das ein natürliches Loch, das zu einem Erdölfeld führt und bei einem Erdbeben freigelegt wurde.“
Dominik war da anderer Meinung: „Ich glaube, daß es sich eher um ein Bohrloch handelt.“
Nachdenklich kaute Lilo auf einer ihrer blonden Zopfspitzen und meinte schließlich: „Dominik, wenn die Bewohner der Stadt jetzt ein neues Fenster für den Donnergeist schaffen, heißt das, sie legen noch ein Bohrloch an. Atalpacoa mißbraucht seine Anhänger also als Sklaven. Es ist unfaßbar!“
Hinter den beiden Knickerbockern ertönten Schritte. Einer der beiden Krieger war aus der Pyramide getreten und marschierte die Treppe hinunter.
Gloria, die vor dem Eingang auf und ab ging, rief leise: „Paolo... Paolo!“ Sie wollte sich nicht damit abfinden, daß sich ihr Freund, den sie über alles liebte, so verändert hatte.
Mit geröteten Augen wandte sie sich an ihre jungen Freunde. „Paolo... sein Land... ist worden weggenommen... hier im Wald... gemeine Art, einfach weggenommen... und alle Bäume gefällt... Holz sein sehr wertvoll. Aber Paolo dafür kein Geld bekommen. Ausgetrickst von reichem Mann. Paolo zu Atalpacoa... will Gerechtigkeit!“
Lieselotte kam eine Idee: „Es kann sehr gut möglich sein, daß Atalpacoa derjenige war, der Paolo um sein Land betrogen hat. Sag ihm das!“
Gloria trat zum Eingang der Pyramide und begann leise auf Paolo einzureden. Sie hatte große Angst, von ihrem Geliebten abermals zurückgewiesen zu werden. Aber ihre Worte schienen zu wirken.
Der kleingewachsene Brasilianer kam heraus und sprach mit ihr.
Vorsichtig näherte sich Lilo und raunte Gloria zu: „Frag ihn bitte, ob Atalpacoa oder der Jaguar-Mann in der Stadt sind. Wenn nicht, versuch ihn zu überreden, daß er uns nach unten läßt. Vielleicht können wir zum Telefon. Das wäre unsere Rettung!“
Die junge Frau verschwand mit Paolo in der Pyramide: dort konnten sie weder beobachtet noch belauscht werden. Nach nicht einmal einer Minute kehrte sie zurück und deutete den Knickerbockern, ihr zu folgen.
Paolo beachtete die drei nicht, als sie an ihm vorbeihasteten und die Treppe hinunterliefen. Die Tür zum Vorraum des Geheimzimmers stand offen.
Zwei tragbare Petroleumlampen standen davor. Zu ihrer Verwunderung entdeckte Lieselotte noch eine Tür! Ihre Neugier war so groß, daß sie sofort darauf zuging und sie zu öffnen versuchte. Der Riegel ließ sich problemlos zur Seite schieben.
Atalpacoa genoß absoluten Gehorsam und hatte es anscheinend nicht nötig, seine Räumlichkeiten abzuschließen. Keiner würde es wagen, sie zu betreten. Mit den Knickerbockern hatte er jedoch nicht gerechnet!
Lilo schnappte eine Petroleumlampe und leuchtete damit in das Zimmer, auf das sie eben gestoßen war. Was sie dort sah, ließ sie zurückzucken.
Ankunft in Rio
Es war bereits Nacht, als Poppi und Axel in Rio ankamen. Duarte hatte ihnen mitgeteilt, daß er auf einem kleinen Privatflughafen landen wollte. Im Anflug drehte er einige Runden über der riesigen Stadt, die um diese Tageszeit einem wahren Lichtermeer glich. Hoch oben auf einem Berg strahlte die riesige Christusstatue, eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten von Rio de Janeiro. Wie ein langes, weißes Band lag die Copacabana - der berühmteste Badestrand der Welt - zwischen der Stadt und dem Meer. Auch den sogenannten Zuckerhut entdeckten die Knickerbocker. Dieser Felsen ist das Wahrzeichen von Rio und trägt seinen Namen zu Recht. Er hat die
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