Die Knickerbocker Bande 27 - Im Tal der Donnerechsen
zu einem heftigen Beißen geworden. Wie Stecknadeln bohrten sich die Zähne der Tiere in ihre Haut. Außerdem war die Luft noch heißer und stickiger geworden. Aus der Richtung des Deinonychus wehte ihr der Geruch von faulem Fleisch entgegen. Er mußte aus den verdreckten Krallen und dem blutverschmierten Maul des Monsters kommen. Der Stegosaurus spürte die Gefahr hinter sich. Der Deinonychus – sein Name bedeutet übersetzt soviel wie „Scharfe Kralle“ – schien es auf ihn abgesehen zu haben. Deshalb drehte sich der Stegosaurus mit unbeholfenen Schritten um und fauchte den Feind an. Er schlug mit dem Schwanz heftig nach allen Seiten, und dabei streifte eine der drei messerspitzen Dornen Lieselottes Hosenbein. Das Mädchen spürte, wie der Stoff sofort durchgeschnitten wurde und herunterhing. Jeder weitere Kontakt mit den Dornen konnte für sie blutig und mit einer tiefen Wunde enden.
„Da... da ist irgend etwas mit dem Gerät passiert!“ zuckte Lilo der Schreckensgedanke durch den Kopf. Sie brüllte, so laut sie konnte: „KA-IN-TA!“ Im nächsten Moment stürzte von rechts ein straußenähnlicher Saurier auf das Superhirn zu und riß es zu Boden. Mit großen Schritten eilte er weiter. Er wollte nicht angreifen, er hatte das Mädchen einfach übersehen. Lilo landete inmitten der schnappenden und beißenden kleinen Monster, die sich sofort hungrig auf ihre Arme stürzten. „Blut... ich blute!“ schrie sie entsetzt. Sie rappelte sich auf und wollte fliehen, aber an ihren Beinen hingen so viele Saurier, daß sie kaum vom Fleck kam.
Der Deinonychus hatte es sich jetzt auch anders überlegt und schien Appetit auf das Oberhaupt der Knickerbocker-Bande zu entwickeln. „KA-IN-TA!“ schrie Lieselotte. Und immer wieder: ,,KA-IN-TA! KA-IN-TA! KA-IN-TA!“ Aber nichts geschah. Der Spielcomputer stellte sich nicht ab. Lilo war den Raubtieren hilflos ausgesetzt. Obwohl alles nur ein Spiel und nicht wirklich war, konnte sie nicht fliehen. Sie versuchte, ihre Arme und Beine aus den Halterungen zu reißen, aber es war unmöglich. Dicke Riemen ließen das nicht zu. Ganz im Gegenteil. Lieselotte geriet durch das Zerren in noch größere Bedrängnis, da sie nämlich stolperte und direkt auf den Deinonychus zustürzte. Dieser hob sofort die schwarzen Krallen, die die Größe von Sicheln hatten, mit denen früher einmal das Gras geschnitten worden war. Auch die Krallen an seinen Laufbeinen stellten sich auf, bereit, das Mädchen in Stücke zu reißen.
Es schien unmöglich, aus dem Spiel zu fliehen. Der Computer würde alle Schrecken am Körper von Lilo verursachen, die sie auf den Bildschirmen in der riesigen Brille vor ihren Augen erlebte. Es war mehr als der totale Horror. Es war Wahnsinn! Die Bande hatte schon viele Gefahren zu bestehen gehabt, doch jedesmal hatte es einen Ausweg gegeben. Diesmal war es anders. Aber wieso bemerkten ihre Kumpels nichts davon?
Dominik und Poppi lagen mit verdrehten Armen und Beinen hilflos auf dem Teppichboden hinter dem Sofa im Büro von Craig Winkler. Der Techniker war noch immer nicht zu Bewußtsein gekommen. Er atmete wenigstens, aber der Schlag der blonden Japanerin schien sehr stark gewesen zu sein. Beim Versuch, den Messerketten-Fesseln zu entkommen, hatten sich die beiden Knickerocker so verrenkt, daß sie es nicht mehr schafften, in eine nur halbwegs bequeme Lage zurückzukommen. Von draußen drang ein schriller Pfeifton an ihre Ohren. Er dauerte jeweils fünf Sekunden, dann folgte eine Sekunde Pause, bevor das Pfeifen weiterging. Dominik zählte im Kopf mit. Es hatte bereits 40mal gepfiffen, plötzlich wurden die Töne kürzer. Jetzt dauerten sie nur noch vier Sekunden. Nach weiteren 40 Pfiffen verkürzten sie sich auf drei Sekunden. Craig Winkler bewegte den Kopf und schlug die Augen auf. „Mister Winkler... Lieselotte ist in dem Wahnsinnsding, und es pfeift. Die blonde Japanerin hat es bestimmt auf Stufe 12 gestellt!“ schrie Poppi. Der Techniker benötigte einige Augenblicke, bis er völlig zu sich gekommen war. Die Pfeiftöne beförderten ihn aber sehr schnell in die Wirklichkeit. Er wollte sich aufrichten, doch die Kette ließ es nicht zu. „Vorsicht... die Fesseln verletzen uns bei jeder Bewegung!“ Mister Winkler schnappte nach Luft und stieß mühsam hervor: „Wir... das ist... der Alarm. Das Mädchen im Computer... höchste Gefahr... es kann umkommen... letzte Möglichkeit abzudrehen!“
„Aber wie kommen wir zu dem Höllending?“ brüllte Dominik außer
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