Die Knickerbocker Bande - 31 - Der Bumerang des Bösen
abstürzen und rettet sich mit dem Schleudersitz!” wisperte Axel. “Dann ist sie uns los, und es sieht wie ein Unfall aus. Wir ... wir müssen weg ... weg von diesem Boot!”
Poppi zerrte an den Fesseln, die sich dabei aber nur noch enger um ihre Gelenke schnürten, was höllisch schmerzte. “Aber ... aber wie? Wir kommen hier nie los!”
Axel war nicht bereit, so schnell jede Hoffnung aufzugeben. Er sah sich um und entdeckte, daß der Gaskocher noch immer brannte. Die Flamme war für seinen Plan bestens geeignet. Er würde seine gefesselten Arme darüberhalten und die Schnur aufbrennen. Dazu mußte er sich mit seinen beiden Kumpeln zuerst einmal in diese Richtung bewegen. “Los ... wir rutschen zu dem Kocher!” flüsterte er ihnen zu. Dominik und Poppi hatten dabei den schwierigsten Teil zu bewältigen. Sie saßen nämlich mit dem Rücken zur Flamme und mußten sozusagen im Retourgang auf dem Hosenboden hinrobben. Doch sie schafften es.
“He, was habt ihr vor?” erkundigte sich Lilo von unten, doch als Antwort bekam sie nur ein heftiges “Sssst!”
Als die drei Knickerbocker beim Tisch mit dem Brenner angekommen waren, begann sich der Stern der drei Gefesselten zu drehen. Axel mußte nahe an die Flamme kommen, war im Augenblick aber am weitesten davon entfernt. Allerdings hatte er jetzt schon Angst, sich zu verbrennen. Schließlich würde er nicht nur die Schnüre, sondern auch seine bloße Haut ins Feuer halten. “Wir ... wir stehen jetzt auf!” sagte er zu Dominik und Poppi.
“Geht nicht, wie denn?” flüsterte das Mädchen. Ihre Knöchel waren an die seinen gebunden. Das ließ ein Aufrichten nicht zu.
Axel verdrehte die Augen und fluchte vor sich hin. Daran hatte er nicht gedacht. Der Kocher stand zu hoch oben. Er konnte ihn nicht erwischen. Also war diese Hoffnung dahin.
Der Junge knirschte verzweifelt mit den Zähnen, und seine Backenmuskeln beulten sich aus den Wangen. Er wollte nicht aufgeben und deutete seinen Kumpeln, daß sie sich noch einmal drehen sollten. Er wollte den Tisch mit dem Kocher sehen. Vielleicht fand er so eine Lösung.
Erst jetzt fielen Axel die zahlreichen Fläschchen mit den Totenkopf-Warnungen auf, die Dr. Gordon neben dem Kocher abgestellt hatte. Durch das Schaukeln des Schiffes waren einige der Behälter umgekippt, und aus zweien tropfte sogar etwas heraus. Die Tischplatte bestand aus schmalen Latten, zwischen denen sich etwa fingerbreite Ritzen befanden. Durch diese Ritzen tropften die giftigen Flüssigkeiten auf das Deck. Axel schluckte. Beim Aufprall der Tropfen zischte es, und kleine weiße Rauchwolken stiegen vom Holzboden auf. Außerdem stank es erbärmlich. “Säuren ... das müssen ätzende Säuren sein!” fiel Axel ein. Er hatte darüber im Chemieunterricht gehört. Diese Säuren waren so stark, daß sie das Holz regelrecht verbrannten. Was würde mit seiner Haut geschehen, wenn sie damit in Berührung kam?
Der Knickerbocker hatte einen Plan, der für ihn aber sehr schmerzhaft werden konnte. Und nicht nur das, er mußte sogar mit schweren Verätzungen rechnen.
“Was ... was ist?” erkundigte sich Poppi, die sah, wie angestrengt er nachdachte.
“Wir ... wir drehen uns wieder”, erklärte Axel. “Und dann ... dann müßt ihr mir helfen ... Ich ... ich ... kann meine Handgelenke auseinanderdrücken. Dann ist dazwischen nur der Strick ... Dir müßt mir helfen ... daß ich das Seil so halte, daß die Tropfen darauffallen. Sie werden es durchätzen, und dann bin ich frei und kann uns alle befreien. Aber wenn ihr mich nicht genau dirigiert, dann ... dann habe ich ein Loch im Arm!”
Dominik und Poppi hielten die Idee für völlig verrückt. “Das .. . das kannst du nicht tun!” warnten sie.
“Habt ihr einen besseren Vorschlag?” wollte der Junge wissen.
Schweigen. Sie hatten keinen.
Axel begann den beiden einiges zu erklären. Es war wichtig, daß es jetzt keine Mißverständnisse gab. Wo war rechts? Dort, wo für Axel rechts war, oder war damit die rechte Seite aus der Sicht von Dominik und Poppi gemeint, die ihm praktisch gegenübersaßen? Diese “Feinabstimmung” war sehr wichtig. Eine falsche Anweisung, und die Säure würde über Axels Haut rinnen und sich in sie hineinfressen.
“Fertig?” fragte der Junge seine Kumpel. Dominik und Poppi nickten langsam. Axel preßte seine Unterarme auseinander, damit möglichst viel von dem Seil frei zwischen den Gelenken lag. Dominik hob den Oberkörper, so weit er konnte, damit er hinter den
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