Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige
Lieselotte oben in der Wohnung von Frau Bosch in Gefahr sein könnte.
Ein Sprung aus 20 Meter Höhe
Auf der Straße konnte er nur noch Istvan sehen. Ilona schien in eine andere Richtung gegangen zu sein. Dominik war gut im Beschatten und wußte, worauf es ankam. Er folgte dem jungen Mann in einiger Entfernung und ging immer wieder in Hauseinfahrten oder hinter Bäumen in Deckung.
Einige Straßen weiter betrat Istvan ein altes, baufälliges Haus. Dominik wartete eine halbe Minute und drückte dann so leise wie möglich das große, schwere Holztor auf. Aus einem der oberen Stockwerke kamen die Geräusche von Schritten.
Schnell huschte der Knickerbocker zum Stiegenhaus und schaute nach oben. Er sah Istvans Hand am Geländer. Er hatte bereits die letzte Etage erreicht. Eine Tür wurde aufgeschlossen und zugeschlagen.
Auf Zehenspitzen hastete Dominik in das Dachgeschoß. Es gab dort nur zwei Türen. An der einen lehnte eine zerschlissene Türmatte, vor der anderen standen Schuhe.
Es war klar, daß Istvan durch die Tür gegangen sein mußte, bei der die Schuhe standen. Bei der anderen wäre die Matte umgefallen, hätte jemand die Tür bewegt.
Dominik legte das Ohr an das Holz und lauschte. In der Wohnung hörte er die Stimme einer Frau, die sehr erregt zu sein schien. Auch Istvan, der sich noch im Vorzimmer befinden mußte, war zu vernehmen.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und Dominik stolperte in die Wohnung. Er prallte gegen Istvan, der ihn sofort zurück auf den Gang drängte.
Wieder schrie die Frau, und Istvan brüllte etwas, was nicht gerade freundlich klang.
Der Mann krallte seine Finger so hart in Dominiks Arm, daß diesem die Tränen in die Augen traten. „Aua ... lassen Sie mich los!“ jammerte er.
„Schnüffelnasen mag ich nicht!“ stieß Istvan hervor. Er knallte die Tür zu, schlüpfte in seine Schuhe und sagte: „Wir machen einen kleinen Spaziergang.“
„Ich komme nicht mit!“ zischte Dominik. „Und wenn Sie mich nicht sofort loslassen, schreie ich!“
Gleich darauf spürte er etwas hartes Rundes in seinem Rük- ken. „Das wirst du schön bleiben lassen!“ riet ihm Istvan.
Dominik bekam vor Schreck fast keine Luft mehr.
Istvan stieß ihn vor sich her aus dem Haus, durch die Straßen, zur Donau. Dominik sah den Schloßberg von Buda vor sich. Oben erkannte er die mächtige Burg und die malerische Fischerbastei - ein Bauwerk mit vielen spitzen Türmchen und Balkonen, das aus weißem Kalkstein gehauen worden war. Es sah hübsch aus und war eine der Attraktionen von Budapest.
„Wir gehen jetzt über eine schöne Brücke!“ kündigte Istvan an. „Die Kettenbrücke.“
„Bekomme ich eine kostenlose Stadtführung, oder was?“ brummte Dominik.
„Du wirst ein Bad nehmen!“ knurrte Istvan.
Dominik stutzte.
„Du wirst jetzt allein weitergehen und von der Mitte der Brücke in die Donau springen!“ befahl ihm der Mann.
„Aber ... aber das sind mindestens 20 Meter ... das überlebe ich nicht!“ krächzte Dominik, dem der Schreck die Kehle abschnürte.
„Tust du es nicht, schieße ich!“ drohte Istvan. „Und wenn du flüchtest, werde ich auch schießen. Und falls du mit jemandem redest, ebenfalls.“
Dem Knickerbocker war, als würden seine Arme und Beine gefrieren. Und das, obwohl die Sonne vom Himmel glühte. Seine Beine versagten ihm fast den Dienst.
„Abmarsch!“ grinste Istvan.
Mit steifen Schritten wankte der Junge los - den Blick immer starr nach vorne gerichtet. Er konnte die Pistole in seinem
Rücken spüren, mit der Istvan ihn bedrohte. Ein seitlicher Blick auf das Wasser, das unter der Brücke strömte, ließ ihn erschaudern. Der Abstand zwischen Fahrbahn und Fluß war noch viel größer, als er angenommen hatte.
Fieberhaft überlegte Dominik, wie er springen mußte, um bei einem Aufprall aus dieser Höhe halbwegs heil davonzukommen.
„Kerzengerade, wie ein Bleistift!“ sagte er sich. Aber würde ihm das gelingen? Vielleicht drehte er sich beim Fallen und schlug mit dem Rücken auf.
Die Mitte der Brücke kam näher. Der Junge zitterte am ganzen Körper.
Eine ältere Frau blieb neben ihm stehen und fragte ihn etwas auf ungarisch.
Da zerriß ein Knall die Mittagshitze. Dominik zuckte zusammen und spürte einen brennenden Schmerz im Bauch. Stöhnend sank er zu Boden.
Zuerst wußten Axel, Poppi und Frau Bosch nicht, wohin sie gehen sollten. Der Knickerbocker sprach sich dafür aus, zur Wohnung der Frau zurückzukehren. Erstens warteten dort Lilo
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