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Die Knochenfrau

Die Knochenfrau

Titel: Die Knochenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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zur Seite, ließ krachend einen fahren, entschuldigte sich bei dem Ehepaar, dessen eine Hälfte tot und dessen andere nicht da war, und versuchte, in den Tatort reinzukommen. Den Anfangsmord hatte er blöderweise verpasst. Als Lukas meinte, einen Zugang zur Handlung gefunden zu haben, da wünschte er sich ein Bier und ärgerte sich darüber, dass er keines gekauft hatte. Vielleicht hatte Herr Schneider ja welches. Lukas stand auf und suchte in der Küche. Nichts. Er wollte gerade in den Keller gehen, als ihm einfiel, dass das kleine Haus ja keinen Keller hatte. Und als er in der schiefen Abstellkammer unter der Treppe nachsah, da hörte er die Türklingel, das vertraute Geräusch aus seiner Kindheit. Wer konnte das sein? Ein wütender Mob mit Fackeln und Mistgabeln? Yvonne? Oder war dieses Klingeln eine verdammte Halluzination? Einer ihrer Tricks?
    Lukas schlich zur Tür, er hörte seinen Herzschlag. Durch das unebene, gelb getönte Glas eines der vier in die Holztür eingelassenen Fenster sah er den verzerrten Umriss eines Menschen. Kopf und Schultern … lange Haare. Er öffnete die Tür, eine regennasse Gestalt sagte leise „Hallo Lukas”. In der Rechten trug sie ein Sixpack Bier.
    „Kann ich reinkommen?”
     

14. Pfirsich und Vogel
     
    Lukas saß auf dem Wohnzimmersofa und wartete auf Nadine. Das Bier hatte er in den Kühlschrank gestellt und bei dieser Gelegenheit einen angeschimmelten Salatkopf weggeworfen. Er hörte das Rauschen der Dusche, dann ihre Schritte auf den Badezimmerfliesen und die Badezimmertür. Ihm gefielen diese Geräusche.
    „Hast du einen Bademantel für mich?”, rief sie hinunter.
    „Moment, ich schau mal.”
    Lukas ging nach oben, ging vorbei an der Badezimmertür und betrat das Schlafzimmer der Schneiders. Hinter einer der Schranktüren hing ein lindgrüner Bademantel. Er fühlte sich weich an und roch nach Waschmittel. Lukas brachte ihr den Mantel, reichte ihn durch den Türspalt und spürte die feuchte Wärme des Badezimmers.
    „Bitteschön. Hässlich aber bequem. Müsste dir passen.”
    „Danke, ich häng noch meine Klamotten irgendwo auf und komm dann runter. Machst du was zu essen?”
    „Mach ich.”
    Zehn Minuten später hatte Lukas den Küchentisch gedeckt und auf dem Herd brutzelte ein improvisiertes Omelett. Gerade inspizierte er ein zweites Mal den Kühlschrank – vielleicht hatte er ja irgendeine Köstlichkeit übersehen – als sich hinter ihm jemand räusperte. Lukas drehte sich um, fast musste er lachen.
    „Na, wie seh' ich aus?”, fragte Nadine. Sie trug den lindgrünen Bademantel und dazu Plüschpantoffeln. Um ihren Kopf hatte sie aus einem weißen Badetuch eine Art Turban gebaut.
    „Flauschig”, antwortete Lukas.
    Das Omelett war nicht schlecht, allerdings für zwei zu wenig. So aßen Nadine und Lukas belegte Brote und tranken dazu Bier aus braunen 0,33 Liter-Flaschen.
    „Wieso warst du eigentlich so nass. Bist du hierher gelaufen?”
    „Nee, ich bin mit dem Fahrrad gekommen. Steht draußen. Mein Mann ist mit dem Auto weg, wir hatten ziemlich heftigen Streit.”
    „Aber nicht wegen mir, oder?”
    „Er hat dich gesehen, als du bei uns am Garten vorbeigefahren bist. Und dann ging es los mit der Scheiße. Es passte ihm schon nicht, dass ich gestern zum Frühstück bei dir war.”
    „Weiß er, dass wir mal was zusammen hatten?”
    „Weiß er. Wir haben uns zwei Stunden angebrüllt und dann hat er sich ins Auto gesetzt und ist fortgefahren, das macht er manchmal. Die Kinder sind bei meinen Eltern. Ich musste einfach mal raus, mit fällt die Decke auf den Kopf.”
    „Hoffentlich fährt er nicht gegen einen Baum.”
    „Und wenn schon”, antwortete Nadine und nahm einen Schluck von ihrem Bier. „Manchmal denke ich, dass es das Beste wäre.”
    „Hört sich beschissen an.”
    „Es ist beschissen.”
    Lukas trank sein Bier aus und holte sich ein neues aus dem Kühlschrank. Er brachte auch Nadine eins mit.
    „Wenn man dich so sieht, in diesem Bademantel und mit dem Handtuch auf dem Kopf, dann kann man sich kaum vorstellen dass du Polizistin bist … Wo ist denn der blöde Flaschenöffner hin?”
    Nadine gab ihm das Blechding. Darauf war ein kleiner, goldener Eiffelturm gemalt. Lukas öffnete eine der beiden Flaschen und gab sie der Frau mit dem Turban.
    „Ich konnte früher mal Bierflaschen mit den Zähnen aufmachen.”
    „Lass es”, sagte Nadine.
    Lukas öffnete die zweite Flasche, wie er die erste geöffnet hatte. Er setzte sich und nahm einen

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