Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
Mastektomie und einer aggressiven Chemotherapie. Sie hatte im Laufe der Wintermonate ihre Energie zurückgewonnen und war viel kräftiger als zu Weihnachten, als ich sie das erste Mal gesehen hatte.
    Als sie zum Auto kamen, setzte ich mich zu Nina auf den Rücksitz und stellte Val vor. »Dieses Wochenende ist ein Geschenk des Himmels, Alex. Ich habe rund um die Uhr an einem Entwurf für ein neues Baseballstadion gearbeitet. Mikes Vorstellung von einem langen Wochenende ist, dass ich noch mehr Zeit im Büro verbringe, während er für all diejenigen Kollegen einspringt, die auf Schulabschlussfeiern oder Hochzeiten sind.«
    »Bist du schon mal auf Martha’s Vineyard gewesen?«, fragte Nina.
    »Nein, aber wie ich höre, sind wir in guten Händen. Das beste Essen, der beste Ausblick -«
    »Und dank Nina, der beste Weg, um hinzukommen. Was für ein Luxus!«
    Einer der Hauptvorteile der Insel war ihre Abgeschiedenheit vom Rest der Welt. Um diese Jahreszeit brauchte man für die Fähre Reservierungen, und die Fahrt von Manhattan zum Fährhafen dauerte über vier Stunden. Die direkten Flugverbindungen änderten sich jährlich, fingen aber selten vor Anfang Juni an. Ohne die gut organisierte Verfügbarkeit des UniQuest-Privatjets wäre es fast unmöglich gewesen, einen Kurzaufenthalt wie diesen zu planen.
    Wir erreichten den Flughafen kurz nach sieben Uhr. Wir gingen in die Empfangshalle, um die Mannschaft zu suchen und vor dem Abflug noch einen Kaffee zu trinken. Bis wir bereit waren, an Bord zu gehen, hatte Mike den Fernseher gefunden.
    »Kommt schon! Hier sind eine Weltklassearchitektin und zwei Shoppingexperten. Die Final-Jeopardy!-Kategorie lautet >Möbel<. Ich will kein Spielverderber sein. Seid ihr bei zwanzig Dollar mit dabei?«
    »Doppelt oder nichts. Schließlich komm ich ja nicht oft dazu«, sagte Nina.
    »Ich muss verrückt sein. Ich habe nicht die geringste Chance.« Mike legte sein Geld auf den Tresen, während sich die Frau am Schalter wunderte, was los war.
    Trebek las die Antwort, die auf dem Monitor hinter ihm sichtbar wurde. »Sockelähnlicher, runder Tisch, benannt nach dem maurischen Sklaven, dessen Heldentum den Venetianern 1571 den Sieg in der Seeschlacht bei Lepanto bescherte.«
    Ich sah Nina an und lachte. »Ich hab nicht den leisesten Schimmer. Du? Wie ist es möglich, dass wir die einzige Inneneinrichtungsfrage bekommen, die du nicht beantworten kannst?«
    Mike fegte das Geld vom Tisch. »Ich mach mich auf zu Patroon’s und gönn mir ein tolles Steak. Überlegt es sich jemand anders mit dem Wochenende? >Was ist ein Gueridon?< - das ist Ihre Frage, Mr. Trebek.«
    »Natürlich! Wie diese kleinen runden Bistrotischchen! Woher weißt du das?«, fragte Nina.
    »Von den Tischen hab ich noch nie gehört, aber Gueridon war der Name des Sklaven, der den Christen bei Lepanto zu ihrem Sieg über die Osmanen verhalf. Eine der berühmtesten Kriegerlegenden des Mittelalters. So, meine Damen, auf, auf! Ich hab noch einiges zu tun.«
    Er trug unsere Taschen zum Flugzeug, umarmte uns und sah zu, wie der Copilot die Treppe hochzog und die Tür hinter sich schloss.
    Der Himmel war klar, und man konnte von oben die Flugbahn an den beleuchteten Städtchen und Dörfern östlich von New York City erkennen. Wir unterhielten uns während des gesamten Flugs, und noch ehe eine Stunde um war, flogen wir die Landebahn an und hielten direkt vor dem neuen Terminal.
    Mein Hausmeister hatte das Haus fürs Wochenende hergerichtet und meinen zwanzig Jahre alten Jeep Cherokee auf dem Parkplatz abgestellt. Es war schon zu dunkel, als dass ich Val während der zwanzigminütigen Fahrt zu meinem Farmhaus in Chilmark die grüne Frühlingslandschaft hätte zeigen können. Die Luft war wunderbar kühl, als wir vor meinem Haus, das auf einem Hügel stand, ausstiegen und zum Sternenhimmel hinaufsahen. Wie jedes Mal, wenn ich an diesen friedlichen Ort zurückkehrte, entspannte ich mich sofort.
    »Habt ihr auch solchen Hunger?«, fragte Nina. »Komm, Val. Suchen wir uns unsere Zimmer aus. Wir schlafen oben.«
    Ich ging in mein Schlafzimmer, von dem aus man einen herrlichen Blick über das im Mondlicht schimmernde Meer hatte, und ließ meine Tasche fallen. Der Anrufbeantworter blinkte, und ich hörte die Nachricht ab. Jake hatte von irgendwo über dem Pazifik angerufen; ich würde bis morgen warten müssen, um mit ihm sprechen zu können.
    In der Küche stellte ich Teller heraus und packte die Sandwiches aus. Ich atmete den schweren Duft des

Weitere Kostenlose Bücher