Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
Vom Netzwerk:
und hatten gefärbte gläserne Fenster, sodass die Kanäle, die die Straßen ersetzten und in denen sich die Gebäude spiegelten, und die prächtigen Plätze ein fröhliches buntes Bild ergaben, dem seine Bewohner in nichts nachstehen wollten.
    Fast ein Jahr lebten Karl und Maria nun schon hier. Sie hatten Franziska geschrieben, dass sie Knöpfe in großen Mengen benötigten und einem fahrenden Händler einen auf Isaak ausgestellten Wechsel mitgegeben. Bereits im Mai war der Mann mit der ersten Lieferung erschienen und mit einer Ladung erlesener Stoffe, die Karl von Seehändlern erworben hatte, wieder über die Alpen gereist.
    Schon bald wurde die Knopfmode in Italien populär. Maria weihte einen bekannten Schneider in das Geheimnis ein und entwarf gemeinsam mit ihm erste Kleider für Damen und Herren von Stand. Die Mode wurde vom venezianischen Publikum begeistert angenommen. Karl bestellte weitere große Mengen Horn- und Silberknöpfe in Nürnberg und ließ bei einem venezianischen Goldschmied eine eigene Kollektion eleganter Goldknöpfe fertigen. Der Knopfhandel war ein einträgliches Geschäft, das Freude bereitete und viele Kontakte eröffnete, doch glaubten sie beide nichtdaran, dass ihr schneller Erfolg von ewiger Dauer sein könne, zu einfach waren Knöpfe herzustellen und zu verlockend musste es für andere Kaufleute sein, ihnen früher oder später Konkurrenz zu machen.
 
    »Bald wird es überall Knöpfe geben«, sagte Maria eines Tages zu Karl. »Jeder Hornschnitzer und jeder Silberschmied kann sie herstellen und Handel damit treiben. Die Knöpfe selbst sind ja auch nicht das Besondere, sondern das, was man damit anstellen kann. Wir sollten lieber rasch Verträge mit den besten Schneidern der Stadt machen. Wir zeigen ihnen, wie man die raffiniertesten Lösungen mit Knöpfen herbeiführt, und sie müssen für jedes Kleidungsstück, das sie anfertigen, eine Gebühr zahlen.«
    »Aber du hast doch schon einen Schneider in die Technik eingeweiht.«
    »Das stimmt. Ich habe ihm einiges beigebracht, aber längst nicht alles! Glaube mir, Franziska und Nele waren gute Lehrmeisterinnen. Lass mich den Schneidern zeigen, was es für Möglichkeiten gibt, und schildere du ihnen, welche Preise Franziska für ihre Kleider verlangt. Im Lauf der Zeit kann Franziska uns ihre neuesten Entwürfe senden, und solange uns die frischen Ideen auf diese Art nicht ausgehen …«
 
    Nachdem Karl das geplante Vorgehen mit einigen Schneidern, den besten und teuersten der Stadt, abgesprochen hatte und diese den Segen der Zunft erwirkt hatten, bauten sie ihr Geschäft nach Marias Idee auf, verdienten leidlich daran und hatten vor allen Dingen jede Menge Spaß dabei. Maria hielt sich gern in den Schneiderwerkstätten auf und führte den betuchten Kundinnen häufig auch persönlich Kleidungsstücke vor. Karl hatte eine Wohnung in einem vornehmen Haus gemietet, von der aus er neben seinen eigenen und Isaaks Geschäften auch den Knopfhandel betrieb.
    Eigentlich sollten sie mit ihrem neuen Leben in der interessanten Stadt zufrieden und glücklich sein, doch fiel es Karl in letzter Zeit auf, dass Maria sich verändert hatte. Mehr und mehr schien sie die Freude an Handel und Schneiderkunst zu verlieren und ging zusehends lustloser durch den Tag. Ob es die Trennung von Ludwig war? Oder von Franziska? Oder sehnte sie sich mittlerweile doch nach einem Ehemann und einer eigenen Familie? Er wusste es nicht, und als er sie rundheraus fragte, sah sie ihn nur wütend an und verließ das Zimmer. Bis zum nächsten Morgen blieb sie in ihrem eigenen Gemach und war auch den ganzen Vormittag kurz angebunden, als er mit ihr zu einem eingesessenen Bischofs- und Kardinalsschneider ging, der ebenfalls Knöpfe verwenden wollte und um Marias Beratung gebeten hatte. Sie hatte diese Aufgabe mit Geschick und großer Höflichkeit erfüllt, doch mit Karl kaum ein Wort mehr als unbedingt nötig gewechselt. Ihr Missmut und ihre Unzufriedenheit bekümmerten ihn und mehr noch, dass er die Ursache nicht kannte.
 
    Als sie die Werkstatt des Mannes gegen Mittag verließen und sich auf den Weg zu einer Schänke im Frachthafen machten, um dort etwas zu essen, trat ihnen plötzlich aus einer dunklen Nische ein vermummter Mann in den Weg. Instinktiv griff Karl nach dem Dolch an seinem Gürtel, als der andere lachend seine Kapuze zurückschob, die beiden breit grinsend begrüßte und seine weißen, windschiefen Zähne zeigte, die fröhlich in alle Richtungen standen.
    »Meine

Weitere Kostenlose Bücher