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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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welcher der Meister seine Krüge und verschiedene Arzneien aufbewahrte, wurde Melisande bewusst, wie viel Glück sie gehabt hatte. Der Angriff des Mannes hätte ganz anders ausgehen können. Schlimmstenfalls würde sie nun den Bastard eines Fremden unterm Herzen tragen.
    Melisande öffnete die Hand, in der der Knopf lag. Erschrocken schnappte sie nach Luft. Nicht nur in Form und Größe ähnelte er dem, den ihr Vater ihr in die Hand gedrückt hatte, auch das eingravierte Muster kam ihr bekannt vor. Wie von einer Wespe gestochen fuhr sie auf.
    Sie blickte Bernhard, der gerade mit einem kleinen Krug zum Tisch zurückkehrte, erschüttert an. »Der Mann, der mich angegriffen hat, trägt denselben Knopf am Wams wie der Mörder meiner Eltern.«
    Bernhard hielt entsetzt inne. »Das muss Zufall sein. Ein Knopfmacher stellt so manchen Satz Knöpfe mehrfach her.«
    Melisande schüttelte nur den Kopf, dann lief sie nach oben in ihre Kammer.
    Mit zitternden Händen holte sie den Knopf vom Mörderwams aus ihrem Bündel, dann lief sie nach unten. Im Kerzenschein der Lampe erkannte nun auch Bernhard, dass es sich um Knöpfe aus ein und derselben Werkstatt handeln musste. Natürlich konnte sie nicht nachweisen, dass die Knöpfe von ein und demselben Wams stammten. Doch ihr Gefühl sagte ihr, dass dem so war. Wer ein Mädchen verschleppte und es an ein Hurenhaus verkaufte, der war wohl auch feige genug, um eine Frau in der Dunkelheit anzugreifen.
    Bernhard raufte sich die Haare. »Sagtest du nicht, dass Männer des Bischofs deine Eltern getötet haben?«
    »Ja, genau das habe ich gesagt.«
    »Weshalb sollte dieser Mann nun dich angreifen?«
    »Weil er bemerkt hat, dass ich ihm entkommen bin vielleicht.« Ein dicker Kloß bildete sich in ihrer Kehle. Was, wenn sie Joß Fritz gefangen haben?, überlegte sie und erstarrte. Das war das Letzte, was sie dem Aufständischen wünschte. Dass er gefangen genommen wurde, weil er ihr helfen wollte.
    »Setz dich«, sagte Bernhard, während er sie vorsichtig auf einen Stuhl drückte. »Ich verbinde die Wunde, dann hole ich Grete, damit sie auf dich aufpassen kann, während ich der Wache Bescheid gebe.«
    Melisande nickte abwesend und kam erst wieder zu sich, als die Tinktur in der Wunde brannte.
    Verdammtes Weibsstück, fluchte Lohweihe im Stillen, während er mit schmerzverzerrter Miene die Straße entlangeilte. Die Wunde in seiner Schulter schmerzte heftig. Wahrscheinlich war der Rechen auch noch dreckig gewesen, weshalb sie sich entzünden und ihn viele Tage plagen würde.
    Dagegen war die Tatsache, dass er das Katharina gegebene Versprechen nicht erfüllt hatte, nebensächlich. Vielleicht sollte ich mich doch nach einer anderen Braut umsehen, sinnierte er.
    Die Lust, sich noch einmal mit diesem Mädchen anzulegen, war ihm fürs Erste vergangen. Gleichzeitig hatte die Begegnung mit der wilden Katze eine Saite in seinem Innern zum Klingen gebracht. Er wusste nicht, woher, aber irgendwie kam sie ihm bekannt vor. Züge wie diese hatte er schon einmal gesehen, bloß wo?
    Eine neuerliche Schmerzwelle drängte den Gedanken zurück. Bis zum Hals und in den Arm zog sich das Stechen. Erst nach einer Weile ließ es nach und wurde zu einem Pochen. Lohweihe atmete tief durch, dann sah er, dass er sich bereits im Judenviertel befand. Keine Menschenseele war hier, sogar der Bettler, der zu jeder nur denkbaren Tageszeit hier herumlungerte, war verschwunden. Recht so, dachte er, als er vor das Haus trat, von dem aus es einen geheimen Zugang zum Dom gab. Der Mann, der darin wachte, hatte ihn bereits gesehen. Rasch sperrte er die Tür auf und blickte Lohweihe verwundert an.
    »Was ist geschehen, Herr?«
    »Nur ein kurzes Scharmützel«, antwortete der Gefragte knapp, denn er wollte nicht zugeben, dass ihn eine Frau in die Flucht geschlagen hatte. »Bringt mir Wasser und Verbandszeug.«
    »Sollte ich nicht besser einen Medicus rufen?«, fragte der Wächter besorgt.
    Lohweihe schüttelte den Kopf. »Nein, damit werde ich schon selbst fertig. Und jetzt geh, oder willst du, dass mich der Brand überfällt?«
    Während der Wächter sich verneigte und kurz darauf in der Dunkelheit verschwand, ließ sich der Soldat auf einen Schemel sinken. Wieder ging ihm das Gesicht des Mädchens durch den Kopf. Wo habe ich dieses Gesicht nur schon mal gesehen? Dass ihm die Antwort nicht einfallen wollte, schob er auf die brennende Wunde. Wenn diese erst einmal versorgt ist, wird es mir gewiss schon einfallen, sagte er sich und

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