Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

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Autoren: Michael Peinkofer

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andere – denn statt des Waffenrocks der herzoglichen Truppen von Ansun fühlte Dag einen Harnisch aus geflochtenem Leder und darunter ein Gewand aus derber Wolle – die Tracht der Hügelclans.
    »Vieles ist geschehen«, sagte Alured, als sie sich wieder voneinander lösten. »So viel, das ich Euch berichten muss, Herr. Einstweilen aber bin ich nur froh, Euch wiederzusehen.«
    »Beinahe wäre es nicht dazu gekommen«, ließ sich nun Dwethan vernehmen. »Der junge Herzog hatte das Leben eines Einsiedlers gewählt. Nicht viel hätte gefehlt, und …«
    »Ihr hättet ihn nicht gefunden?«, ergänzte Alured scherzhaft.
    »Nein – nicht viel hätte gefehlt, und ich wäre zu spät gekommen«, verbesserte Dwethan düster.
    »Wir haben die Kreatur gesehen«, versicherte Alured. »Sie war auf dem Weg nach Westen.«
    »Zu der Höhle, in der Daghan lebte«, war der Prediger überzeugt. »Er hatte einen Wächter bei sich, der jedem seiner Schritte folgte.«
    »Es … ist also wahr?«
    »Ich fürchte ja, mein Freund«, entgegnete Dwethan ernst. Die Düsternis in seiner Stimme ließ Dag erschaudern.
    »Was ist wahr?«, wollte er wissen. »Wovon sprecht Ihr beiden überh…?«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden – denn in diesem Augenblick erscholl ein gellender Warnruf.
    »Schatten!«
    Fast gleichzeitig spürte Dag sie wieder, jene tödliche, gnadenlose Kälte, die er schon einmal wahrgenommen hatte, unlängst, als jene unheimliche Kreatur über sie hinwegzog.
    Es war, als hätte man in ein Wespennest gestochen. Die übrigen Krieger, die eben noch kaum zu hören gewesen waren, verfielen in wildes Geschrei.
    »Sucht Deckung! Bringt euch in Sicherheit!«, rief Dwethan – doch schon im nächsten Moment erfüllte wieder jenes grässliche Rauschen die Luft, und Dag hatte das Gefühl, dass es auf der Lichtung dunkler würde, so als ob der Tag plötzlich zu Ende und die Nacht hereingebrochen wäre.
    »Zu spät!«, hörte er Alured rufen. »Bogenschützen!«
    »Zwecklos!«, schrie Dwethan. »Kümmert euch um Dag!«
    Dann überstürzten sich die Ereignisse, und obwohl Dag nicht sehen konnte, was um ihn herum vor sich ging, hatte er das Gefühl, dass alles gleichzeitig passierte. Jemand packte ihn und riss ihn zu Boden. Er landete auf weichem Waldboden, den Geruch von Moos in der Nase, und fühlte das Gewicht von jemandem auf sich, der ihn offenbar unter Einsatz seines eigenen Körpers schirmte.
    »Alured?«, stieß Dag hervor, aber niemand antwortete.
    Dann kam die Dunkelheit, und mit ihr der Gestank der Verwesung, den selbst das frische Moos nicht zu übertünchen vermochte. Kampfgebrüll erklang, Pfeile schnellten von Bogensehnen, und ein fürchterliches Zischen war zu vernehmen – dann ein heiserer, lang gezogener Todesschrei.
    »Ihr Narren!«, hörte Dag Dwethan brüllen. »Ihr könnt ihm nichts anhaben! Bringt euch in Sicherheit!«
    Noch ein weiterer gellender Schrei erklang, dann einige knappe Befehle in der Sprache des Hügelvolks. Das Gewicht verschwand von Dags Körper, dafür wurde er von mehreren Händen gepackt und in die Höhe gerissen. Unfähig zu erkennen, was um ihn herum vor sich ging, stolperte und strauchelte er in die Richtung, in die die Hände ihn zerrten, während er gleichzeitig das Gefühl hatte, dass ein Teil von ihm auf der Lichtung zurückblieb.
    »Dwethan!«, brüllte er den Namen des Alten.
    »Flieht!«, hörte er diesen rufen, während noch einmal das schreckliche Fauchen erklang.
    »Tarthan!«, rief dann jemand – und Dag wurde grob niedergestoßen. Auch die anderen Krieger schienen sich dicht neben ihm zu Boden zu werfen, und einen Lidschlag später zuckte etwas über sie hinweg, das weder für Dag noch für irgendjemanden sonst auf der Lichtung sichtbar war. Es war ein Energiestoß, eine Welle unsichtbarer Kraft, die sich nach allen Seiten ausbreitete und den Waldboden erzittern ließ. Dag und seine Beschützer wurden niedergedrückt, die Bäume ringsum erbebten – dann war es vorbei.
    So plötzlich, wie sie aufgetreten war, verebbte die Welle – und mit ihr schien auch die Kreatur verschwunden.
    Die Geräusche waren verstummt, der schneidende Gestank hatte sich so plötzlich verloren, wie er aufgetaucht war, und auch die grässliche Präsenz des Todes war erloschen.
    Zaghaft versuchte Dag, sich aufzurichten, halb erwartend, dass ihn jemand wieder zurück auf den Boden drücken würde. Nichts geschah jedoch, und so raffte er sich wieder auf die Beine, zusammen mit den anderen