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Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Titel: Die Königin ist tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Flor
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auf allen Kanälen, der eine solche Abscheulichkeit als Vertreter einer Firmengruppe, die für familiengerechte Unterhaltung stehe, auf das Schärfste verurteilte. Und der gleichzeitig festhielt, dass dieser Fund ein reines Zufallsprodukt bei einer hausinternen Untersuchung gewesen sei, bei der es um den Verdacht des Insiderhandels im Vorfeld der Übernahme einer konkurrierenden Firma gegangen sei (ein mir unbekannter Firmensprecher Duncans vermittelte beherrschte Fassungslosigkeit, neben ihm, da bin ich mir sicher, stand Alexander, man sah zwar nur den Arm ins Bild ragen, doch ich habe einen Blick für Hände). Das inkriminierende Material habe man auf dem Tisch des Beschuldigten hinter einem Bilderrahmen mit einem Familienfoto gefunden (der Sprecher wand sich sichtlich vor Ekel). Ich wusste, was das in mir wecken sollte. Ebensolchen Ekel, Neid, Bewunderung, doch nichts dergleichen, ich stellte einfach nur fest, dass der Kronprinz ausgetauscht worden war. Einer der Kronprinzen, vielmehr, denn nie würde Duncan alles auf eine Karte setzen. Das hieß das. Wie plump.
    Stuart absolvierte inzwischen erste glänzende Auftritte als kompromissloser Vertreter des Gesetzes, und ich muss zugeben, dass die Goldzähne nicht unschön blinkten. Für einen Polizeichef auch gar nicht ungeschickt, das sah ich jetzt ein: ein bodenständiges Statussymbol mit deutlichem Unterschichtbeigeschmack.
    Dass Duncan sich manchmal, unvermittelt, um so etwas wie Vertrautheit bemühte, hatte offenkundig Methode, dennoch rührte es mich. Ich konnte eintauchen in Vertrautheit und mich darin suhlen. Er streicht mir beispielsweise sanft mit dem Handrücken über die Wange.

7
    Es geht um unser Liftmädchenspiel, das verstehen nur Duncan und ich (wenn man von den Auswertern des Videomaterials einmal absieht). Als ich das Schlafzimmer betrete, sehe ich, dass er mir eine Dienstleistungsuniform auf dem Bett zurechtgelegt hat, deren Farben mit denen der Brokattagesdecke harmonieren, und ich verstehe. Die Antwort auf meine Frage, was wir miteinander zu tun hätten: er zeigt mir das Objekt seiner Begehrlichkeit. Und ich bekleide mich wunschgemäß, der Schnitt passt, natürlich, was habe ich erwartet. Ich gehe ins Wohnzimmer, ein erwartungsfrohes Dienstleistungslächeln auf den Lippen, schon im Gang bemerke ich, dass er telefoniert, er dreht sich um, als er mich kommen hört. Aufgehängt, sagt er, sieht mich an und schüttelt langsam und bedächtig den Kopf. Ich drapiere mich ein bisschen auf der Sitzgruppe (Wohnlandschaft hat man das in der Entstehungszeit dieses Einrichtungsstils genannt).
    Er lässt sich knöchern neben mich fallen und teilt mir mit, dass dieser Dummkopf – Dummkopf? ich frage nicht – dass der sich doch tatsächlich umgebracht habe, was seine Überlegungen gewissermaßen noch im Nachhinein rechtfertige. Dass er einen solchen Schwächling in einer Entscheidungsposition nicht brauchen könne. Und das alles jetzt, sagt er, es sei zu grotesk, statt dass er sich stelle und kämpfe, gebe der einfach auf. (Dickhead, sagt er, genaugenommen.) Duncans Zorn steigert sich, und das jetzt, sagt er noch einmal, ausgerechnet, wo sich zeige, dass die Zweifel an der Authentizität des Kinderpornoszenarios, das den Selbstmörder als Konsumenten richtig harten Materials (Snuffvideos auf der Festplatte) erscheinen habe lassen, sich soweit verdichtet hätten, dass verfeindete Medien schon ihre Geschütze in Stellung brächten. Und nicht nur die von den Übernahmeplänen betroffenen, für die sei das natürlich ein Gottesgeschenk. Gottesgeschenk, sagt Duncan, und dass er sich bereits genötigt gesehen habe, der mit der internen Untersuchung betrauten externen Sicherheitsfirma öffentlich schwere Konsequenzen anzudrohen. Externe Sicherheitsfirma natürlich, um auch wirklich die Objektivität der Untersuchung zu gewährleisten. Nein, im Ernst, sagt er in mein süffisantes Lächeln hinein, Pfusch könne er nicht vertragen, auch wenn der Chef dieser Sicherheitsfirma, die man (Stuart? nein, wohl schon ein anderer, den ich schon wieder nicht kenne und in meine topografische Karte erst einordnen muss) da organisiert habe, ihm wirklich kompetent erschienen sei, und ich frage ihn, warum man annehmen könne, mit einer so plumpen Inszenierung durchzukommen, und er fährt mir durch das Haar: je plumper, desto besser, sagt er. Hast du das noch nicht begriffen? Das ist der Moment, wo er mir behutsam über die Wange streicht, und ich küsse das Aderngeflecht auf seinem

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