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Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Titel: Die Königin ist tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Flor
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mühsam.
    Auch wenn mir Duncan sicherlich den einen oder anderen Sicherheitsmann oder Gärtnergehilfen oder Haustechniker gegönnt hätte, er war da nicht so, nicht kleinlich in solchen Dingen, im Gegenteil, er war an mir und meinem Wohlergehen interessiert, solange es seinen Plänen dienlich war, und wäre sicherlich bereit gewesen, das, was gemeinhin als sein eigenes Interesse betrachtet werden könnte, hintanzustellen. Sexuell bin ich durchaus selbstbestimmt, meine Auswahlkriterien folgen allerdings eher strategischen Prinzipien. Es wirft ein wenig schmeichelhaftes Licht auf mich, das zuzugeben, doch in diesem Punkt habe ich schon meine Ansprüche, und so gesellschaftlich irrelevante Optionen interessieren mich nicht, da mag der dazugehörige Mann noch so nett, jung, trainiert und hübsch sein, und, von mir aus, eine prallgespannte Stoffverpackung die Dürftigkeit des sonstigen Angebotes Lügen strafen: das interessiert mich nicht. Da juckt zu wenig, kitzelt nichts, dafür sorge ich schon.
    Natürlich tue ich das, möchte ich sagen, sonst wäre ja die ganze teure Ausbildung umsonst gewesen (irgendwann hat Duncan mich abschätzend angesehen und einen Snob genannt, selten, sagte er, in deinem Job, und ich habe ihm nicht widersprochen, und das auf hinterhältig exzessive Weise, auch wenn ich mich fragte, woher er das wissen wollte und welchen Job er überhaupt meinte: Liftgirl? Königstochter?). Doch, ich denke, dass ich den Sicherheitsmann kannte. Auch wenn ich mich diesbezüglich öfter täusche: ich erkenne die Funktion, den Berufsbildträger, und jetzt wäre es wieder einmal an der Zeit, über andere Lebensoptionen nachzudenken, ergebnislos wie üblich, darüber, wo ich jetzt stünde, wenn ich andere Entscheidungen getroffen hätte. Doch ich weiß, dass bei solchen Gedankenspielen nichts Relevantes herauskommt, dass sie Zeitverschwendung sind, so sah ich lieber zu Alexanders Kopf hinüber, und wirklich straffte sich seine Haltung und er erwiderte meinen Blick, so dass ich mich abwenden und ganz allein vor mich hin lächeln konnte. Dann riss ich mich zusammen und hing zur Abkühlung noch ein wenig meinen hinlänglich abgenutzten Tagträumen von Berufsfeldern und zwischenmenschlichen Kontakten nach, dabei weiß ich doch, dass mir solch ehrgeizlose Sozialromantik fern ist.
    Warum ich so plötzlich verschwunden sei, fragte Duncan später. Er denke, bemerkte er, während er seine Hemdknöpfe verstaute, Alexander finde mich sehr nett. Und wir drei hätten doch ein schönes Familienfotomotiv abgegeben, sagte er und stutzte, dann holte er einen der beiden Knöpfe wieder aus seiner Schachtel und begann, daran herumzupolieren. Aus dem oberen Stock hörte man schnelle Kinderschritte. Ich sah aus dem Fenster: Der Nachthimmel war von eisiger Klarheit, unangekränkelt von den Vorzeichen eines Wetterwechsels. Doch am Meer weiß man nie.
    Tatsächlich sind Duncans eigene Interessen selten die, die man vermuten würde: Vielleicht hätte er ein durchaus voyeuristisches Vergnügen daran zu sehen, wie ich mich schlagen würde unter den Bedingungen eines heimlichen Verhältnisses. Vielleicht war das überhaupt der Grund dafür, dass er eine so junge Frau wie mich gewählt hatte, bei der man davon ausgehen konnte, dass sie an der Seite eines alternden Ehemannes früher oder später ihrer sexuellen Wege gehen würde. Doch das ist nun wirklich zu weit hergeholt.

11
    Duncan schätzt meine Begleitung. Zu irgendwas muss dieser Ehevertrag ja gut sein, dessen Unterzeichnung er schon bald zu bereuen begann, das war offensichtlich. Nein, ich bin nicht fair. Er lässt mich selten so etwas wie Unzufriedenheit spüren. Und ich: Schwangerschaft: Zuchtwahl getroffen, zumindest fürs Erste, und dieser Umstand wird noch dazu ziemlich bald offensichtlich. Das kostet, vor allem Möglichkeiten, all die anderen ausgeschlossenen Möglichkeiten, zumindest bis zur nächsten Fruchtbarkeitsperiode. Und unauffällig unterschwellig regen sich Zweifel, ob ich wirklich schon bereit war, meine Sichtweise solcherart einzuschränken, das Spektrum meiner ausschöpfbaren Möglichkeiten einzuengen auf die ausgeschöpften, und den Rest so vor sich hintrocknen zu lassen. Vollkommen sinnlos, darüber nachzudenken. Das liegt hinter mir, und ich kann mich bereit machen für neue Entscheidungen. Duncans Gegenwart ist mir vertraut. Diese stets frisch gebügelten Hemden. Die Art, wie er seine Manschettenknöpfe schließt. Seine abwesende Art, über die Dinge zu verfügen,

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