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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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der Zelle geblieben wäre. Karlmann umgab Stille und Frieden. Das tat ihr gut. Die Welt da draußen war ihr mit einemmal zu laut und unruhig. Sie begriff gar nicht mehr, warum sie es zuvor so eilig gehabt hatte, das Kloster zu verlassen.
    »Es gibt für mich jetzt unendlich viel zu regeln«, erklärte der Abt seufzend, als sie die Kapelle betraten, womit er andeutete, daß seine Zeit zu knapp bemessen war, um gerade jetzt einer hilfesuchenden Frau beistehen zu können, so bedauerlich dies auch sei.
    »Einiges kann ich Euch da wohl abnehmen«, erklärte Bertrada mit einer gewissen Schärfe, nachdem sie dafür gesorgt hatte, daß die schweren Türen fest verschlossen waren und sich niemand außer ihnen im Gotteshaus aufhielt. Ohne weitere Vorrede verkündete sie dann: »Ihr solltet wissen, ehrwürdiger Vater, ich bin Karlmanns Schwägerin Bertrada, die Frau des Königs.«
    Der Abt vergaß auf der Stelle das Gebet für den Verstorbenen und starrte sie erschrocken an.
    »Ich werde meinen Gemahl benachrichtigen lassen«, fuhr sie fort. »Er ist mit dem Heiligen Vater auf dem Weg nach Rom, um mit den Langobarden zu verhandeln, und ich habe ihn bis Burgund begleitet.«
    Sie mied den Blick auf den Gekreuzigten über dem Altar, als sie ihm, nicht ganz wahrheitsgemäß, berichtete, daß Pippin sie aufgefordert habe, nach seinem Bruder zu sehen. Deshalb habe sie diesen Abstecher nach Vienne unternommen. Tatsächlich hatte Pippin nicht einmal daran gedacht, daß sich sein Bruder in dem nahegelegenen Kloster aufhielt. Als ihn Bertrada darauf aufmerksam machte und einen gemeinsamen Besuch vorschlug, hatte er nur bemerkt: »Warum sollen wir ihn beim Beten stören?«
    Etwas später gab sie vor, zu geschwächt zu sein, um bis Rom weiterreiten zu können. Es sei wohl besser, wenn sie sich erst einmal eine Weile auf dem Gut von Mathildes Eltern erhole. Sobald sie sich wieder gestärkt fühlte, würde sie entscheiden, ob sie nach Rom weiterreiten oder zu ihren Söhnen zurückkehren wollte. Bertrada staunte selbst darüber, wie oft es ihr in ihrem Leben doch gelungen war, gerade die Menschen, die sie vor allem als harte und zähe Frau kannten, von ihren plötzlichen Schwächeanfällen zu überzeugen.
    Auch diesmal hatte Pippin keine weiteren Fragen gestellt, hatte sich nur um ihre Sicherheit gesorgt. Als sie vorschlug, unter falschem Namen zu reisen, um so wenig Aufsehen wie möglich zu erregen, hatte er schließlich zugestimmt und fünf seiner Männer als Begleitschutz für sie abgestellt.
    Mathilde, die entsetzt gewesen war, als sie vernommen hatte, daß die Herrin ihren Gemahl schon wieder in die Ferne begleiten wollte, möglicherweise sogar auf einen Feldzug, war nun außer sich vor Freude. Nicht nur, weil sie ihre Familie endlich wiedersehen würde, sondern auch weil sie der Gedanke, im Triumph mit der Königin des Frankenlandes in ihr Heimatdorf einzureiten, für alle bislang erlittene Mühsal reich entschädigte. Sie wußte sehr wohl, daß man sich früher hinter vorgehaltener Hand über die Tochter des verarmten Grafen lustig gemacht hatte, die zu häßlich gewesen war, einen künftigen Freier zu betören. Ihre Eltern hatten sich schon damit abgefunden, sie weit unter ihrem Stand verheiraten zu müssen, als plötzlich der Ruf an den Königshof gekommen war. Dank ihrer neuen Stellung hatte sie ihrer Familie sogar zu etwas mehr Wohlstand verhelfen können. Bertrada hatte allerdings tadelnd angemerkt, daß ihr Vater nicht recht gehandelt habe, Hörige einfach in die Freiheit zu entlassen. Kein Wunder, daß es um sein Gut so schlecht bestellt war, wenn er für jede Arbeitsleistung bezahlen mußte und nicht einmal Frondienste einfordern konnte!
    Verständlicherweise spiegelte sich Enttäuschung in Mathildes Miene, als ihr die Herrin den Schwur abnahm, keiner Menschenseele zu verraten, daß sich die Königin in Burgund aufhalte. Allerdings war die Kammerfrau schnell versöhnt, als Bertrada den Arm um sie legte und erklärte, sie heiße jetzt Flora von Ungarn und sei für die Zeit ihres Besuches eine Freundin, die sie am Königshof kennengelernt habe und die zur Erholung mit ihr nach Burgund gereist sei.
    »Trotzdem erwarte ich, daß du deine Aufgaben nicht vernachlässigst«, fügte Bertrada streng hinzu. »Nach außen hin soll es aber so aussehen, als erwiesest du mir als Gastgeberin Freundschaftsdienste. Solange wir uns in Burgund aufhalten, darfst du mich vertraulich anreden. Du kannst mich Flora oder geliebte Freundin

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