Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
Vom Netzwerk:
keine weiteren Kinder mehr haben.
    Pippin ist ein rechtschaffener Mann, den Kindern ein gerechter Vater und seinem Volk ein guter König, überlegte Bertrada. Eigentlich hat sich in meinem Leben alles zum Guten gewendet. Ich darf nur nicht an Bonifatius denken. Nicht an die Worte, die ich vor Jahren in bester Absicht geäußert habe. Nicht daran, daß sie vielleicht den Tod des Papstes ausgelöst haben. Es sind nur Worte gewesen; wie sollten die töten können!
    »Die meisten fränkischen Adligen lehnen einen Krieg gegen die Langobarden ab«, fuhr Pippin fort. »Mir wird kaum etwas anderes übrigbleiben, als Papst Stephan allenfalls vage Zusagen zu unterbreiten. Unsere Familie wird er dafür wohl kaum salben, aber ich denke, daß mir jetzt ohnehin niemand mehr den Thron streitig macht. Drogo wird sich nie gegen den Heiligen Vater erheben.«
    Daß er sich da irrte, sollte ihm noch in derselben Nacht deutlich werden.
    Heftiges Klopfen an der Tür riß das Königspaar aus dem Schlaf.
    Auf Pippins Aufforderung trat Pater Fulrad ein, der sich in der Eile die Kutte verkehrt herum über den Kopf gezogen hatte.
    »Es ist etwas vorgefallen«, sagte der Abt eindringlich. »Ich habe auch schon den Heiligen Vater geweckt. Ihr müßt augenblicklich nach Soissons reiten!«
    Mehr wollte er in Bertradas Gegenwart nicht sagen.
    Voller Bangen blickte sie ihrem Mann im ersten Morgengrauen aus dem Fenster hinterher. Die Spannung, die sich ihrer in den folgenden Tagen bemächtigte, war schier unerträglich. Niemand wußte, was vorgefallen war, selbst die geschicktesten Kundschafter und Spione, die sie aussandte, kehrten unverrichteterdinge aus Soissons zurück. Sie konnten ihr nur mitteilen, daß sich der König, der Papst und ein Teil des fränkischen Adels in einem Raum eingeschlossen hatten. Zuvor hatten sie einen unbekannten einfachen Mönch empfangen und diesen dann in großer Begleitung fortgeschickt.
    Am Tag vor Ostern kehrten Papst und König nach Quierzy zurück. Als Bertrada ihren Mann fragend ansah, flüsterte er ihr nur zu: »Du wolltest doch gesalbt werden? Wir haben uns geeinigt.«
    Mehr berichtete er ihr erst in der Nacht zum Ostersonntag. Zuvor hatte er feierlich eine Urkunde unterzeichnet, in der er dem Papst zusicherte, alle Langobardengebiete, die er erobern sollte, dem Heiligen Stuhl zu übergeben. Er händigte dem Heiligen Vater das Pergament aus und bemerkte: »Nach der Konstantinischen habt Ihr hier die Pippinische Schenkung. Damit verfügt der Heilige Stuhl über ausgedehnte Ländereien.«
    »Du wirst also wirklich gegen die Langobarden in den Krieg ziehen?« fragte Bertrada. Sie hatte sich noch nicht entkleidet, sondern im schwachen Licht einer Öllampe eine Karte Italiens studiert, die auf dem Eichentisch ausgebreitet lag. »Was hat dich denn zu dieser plötzlichen Entscheidung bewogen?«
    »Nicht was, sondern wer, solltest du fragen«, erklärte Pippin grimmig.
    »Wer?«
    »Karlmann«, sagte er und setzte leise hinzu: »Mein eigener Bruder.«
    Bertrada schüttelte ratlos den Kopf und fragte bestürzt: »Karlmann war hier?«
    »Ja, er hat sein Kloster verlassen und ist hier bei Nacht und Nebel aufgetaucht. Mit Drogo und einer Abordnung fränkischer Adliger. Um den Feldzug gegen die Langobarden zu verhindern. Angeblich auf Weisung seines Abtes. Aber inzwischen habe ich erfahren, daß sich Aistulf um Hilfe an ihn gewandt und ihm seinerseits auch Unterstützung zugesagt hat. Damit Drogo zu seinem Recht kommt. Karlmann bestand darauf, daß ich seinem Sohn seinen alten Reichsteil überlasse.«
    »Und was geschah dann?« Bertrada klopfte das Herz bis zum Hals.
    »Da fiel mir Cannstatt ein«, erwiderte Pippin grimmig. »Weißt du noch? Wo Karlmann den Alemannen gezeigt hat, wie man auch ohne Recht und Gesetz sein Ziel erreichen kann? Indem man nämlich einfach draufschlägt! Diesmal kam mein eigener Bruder mit einer unbewaffneten Abordnung, um sein Recht einzufordern …«
    Bertrada wurde schwarz vor Augen. »Du hast ihn getötet?« fragte sie flüsternd.
    »Nein!« rief Pippin bitter lachend. »Aber du hättest sein Gesicht sehen sollen, als er und seine Leute plötzlich von meinen schwerbewaffneten Männern dingfest gemacht wurden! Natürlich habe ich angedroht, alle sofort wegen Hochverrats hinrichten zu lassen.«
    »Natürlich«, murmelte Bertrada.
    »Aber dann nahm ihn Papst Stephan beiseite und sprach in aller Strenge auf ihn ein. Er hat ihn wohl an sein Mönchsgelübde erinnert!« Wieder lachte Pippin freudlos

Weitere Kostenlose Bücher