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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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aus«, begrüßte sie ihn ohne Umschweife. »Es wird Zeit, daß du ordentliche Pflege erhältst. Ich habe dir ein besonders kräftigendes Brot und ein paar stärkende Kräuter aus dem Küchengarten in Mürlenbach mitgebracht.«
    Sie verriet ihm nicht, daß sie die Gewächse auf den Gräbern ihrer toten Söhne angepflanzt hatte. Nur so hatte sie schließlich sichergehen können, daß sich kein anderer ihrer bedienen und damit möglicherweise Unheil anrichten würde. Und natürlich verheimlichte sie ihm den Aufwand, den sie mit dem Laib Brot betrieben hatte.
    Sie hatte sich an einen Prozeß in Mürlenbach erinnert, bei dem eine Frau angeklagt worden war, ihren Mann durch ein Zaubermittel so kraftlos gemacht zu haben, daß er schließlich sterben mußte. Während der Verhandlung gestand die Frau die Tat in allen Einzelheiten. Wegen der Abscheulichkeit des Verbrechens blieb Bertrada keine andere Wahl, als die Täterin zum Tode zu verurteilen. Als sie damals den Vorgang niederschrieb, der den Tod des Mannes ausgelöst hatte, wäre sie nie auf den Gedanken gekommen, dieses Mittel selbst einmal anwenden zu müssen!
    Zunächst rieb Bertrada ihren nackten Körper ganz mit Honig ein. Dann legte sie ein Leintuch auf die Erde, streute reichlich Weizen darüber und wälzte sich so lange darauf hin und her, bis ihr ganzer Leib in Körner gehüllt war. Diese sammelte sie sorgfältig ein und brachte sie zur Mühle. Eigenhändig bereitete sie dann aus dem Mehl das Brot, das den Mann kraftlos machen sollte.
    Mit den Kräutern und dem Brot würde sie ihr Ziel erreichen, davon war sie überzeugt. Überdies hatte das Amulett, das sie ihm vor ihrer Abreise nach Prüm umgehängt hatte, den Boden wohl gründlich vorbereitet und das Fieber nach Pippins letzter Schlacht herbeigezaubert.
    Trotz der scheinbar hingebungsvollen Pflege, die Bertrada ihrem Mann angedeihen ließ, ging es ihm von Tag zu Tag schlechter. An dem, was in der Welt geschah, nahm er kaum noch Anteil, nickte nur müde, als er vom Tod Papst Pauls hörte.
    »In Rom gibt es Tumulte!« berichtete ihm Bertrada wenig später. »Der neugewählte Papst Stephan III. – oder wie unser alter Freund Bonifatius wohl sagen würde, der IV. – hat Konkurrenz bekommen! Stell dir vor, Herzog Toto von Nepi hat seinen Bruder, einen Laien, ebenfalls zum Papst erhoben. Er nennt sich Konstantin II.«
    »Ein Gegenpapst«, murmelte Pippin unbeeindruckt.
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr Bertrada erheitert fort. »Auch König Desiderius fand wohl, daß ihm ein eigener Papst zustehe. Und der heißt nun Philippus. Paß auf, Pippin, bald wird Petrus gleich aus drei Mündern bei dir vorsprechen.«
    »Ich kann keinem von ihnen mehr helfen«, murmelte Pippin. Er fühlte sein Ende nahen. Die Großen seines Landes, darunter auch die Bischöfe, eilten an sein Krankenlager. Pippin setzte sein Testament auf und ernannte seine Söhne zu Erben. Im Sinne der Gleichbehandlung hielt er sich dabei ziemlich genau an die Vereinbarung, die er sechsundzwanzig Jahre zuvor mit seinem eigenen Bruder Karlmann getroffen hatte. Karl sollte den Norden des Reichs erhalten, Austrien und Neustrien, somit den vornehmlich germanischen Teil von der unteren Loire bis nach Thüringen. Karlmann wurden dafür die südlichen Länder zugesprochen, Burgund, die Provence, das Elsaß, Alemannien und Septimanien. Karls Herrschaftsbereich verlief im Halbkreis um das Gebiet seines Bruders. Dort lebte im wesentlichen eine romanische Bevölkerung. Auf diese Weise hoffte Pippin, den vielen unterschiedlichen Völkern zu vermitteln, daß sie in einem einzigen Großreich zusammengefaßt waren. Das gerade erst eroberte Aquitanien sprach der König jedem seiner Söhne zur Hälfte zu.
    Großzügige Schenkungen ergingen an den heiligen Martin in Tours und den heiligen Hilarius in Paris. Um sein Seelenheil weiter zu befördern, nahm sich Pippin vor, Saint Denis besonders üppig zu bedenken, doch das wollte er Abt Fulrad selbst mitteilen, der seltsamerweise nicht an sein Krankenlager in Saintes geeilt war.
    »Bring mich nach Saint Denis«, bat er Bertrada daher im Spätsommer. »Dort möchte ich meine letzten Tage verbringen und danach der Auferstehung harren.«
    An einem sehr kühlen Septembermorgen setzte sich Pippin nach langer Zeit zum ersten Mal ohne Hilfe im Bett auf. Durch das offene Fenster blickte er auf den von Baugerüsten eingefaßten Kreuzgang von Saint Denis und bemerkte: »Seltsam, wie viel besser ich mich heute fühle! Vielleicht

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