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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Angelegenheit den angelsächsischen Synoden vorgelegt. Daraufhin wurde ein königliches Gebot erlassen, das weltlichen Frauen und Nonnen künftig die Reise nach Rom untersagt, wenn sie sich nicht einer großen Reisegesellschaft anschließen. Die einsame, ungeschützte Pilgerin wird es jedenfalls nicht mehr geben.«
    »Gott sei gepriesen!« rief die Klosterstifterin erleichtert. Das Los dieser Frauen in Prüm hatte sich nicht gerade dadurch verbessert, daß Vater Gregorius den Synodenbeschluß einhielt und streng darauf achtete, daß sich seine Mönche von Frauen fernhielten. Er schärfte den Bewohnern Prüms ein, keinem Mönch für ein Gebet, für heilkundliche Betreuung oder andere Hilfeleistungen Geld auszuhändigen, sondern dieses direkt ans Kloster zu entrichten. Dies bewirkte deutlich mehr, als die Mönche ständig auf ihr Keuschheits- und Armutsgelübde hinzuweisen. Die Folgen waren für manche Frauen fürchterlich: Ohne die bisherige Einnahmequelle starben sie an Hunger und Entbehrungen – Gott selbst urteilte eben über einen sündigen Lebenswandel.
    »Ja, Frau Berta, nicht nur Ihr habt mit diesen unglückseligen Geschöpfen zu tun. Leider findet sich wohl in jeder Stadt der Lombardei, Franziens oder Galliens mindestens eine angelsächsische Ehebrecherin oder Hure, die ursprünglich als ehrbare Frau zu einer Pilgerfahrt nach Rom aufgebrochen ist. Das ist eine wahre Schande für die Kirche, doch nun ist es damit endgültig vorbei. Ich habe gerade erst der Äbtissin Bugga von einer solchen Reise abgeraten.« Er bedachte Bertrada mit einem Blick.
    »Frau Berta, es wäre mir sehr lieb, wenn ich mit Flora allein ein Gebet sprechen könnte«, bemerkte er.
    Frau Berta nickte würdevoll, hob, zu Bertrada gewandt, warnend die Augenbrauen und verließ das Gemach.
    »Ich möchte Euch endlich verraten, wer ich wirklich bin«, entfuhr es Bertrada, sobald sie allein waren.
    »Nicht nötig.« Der Bischof lächelte. »Ich weiß, wer du bist.« Ehe sie sich von ihrer Verblüffung erholen konnte, setzte er hinzu: »Ich meine es so, wie ich es gesagt habe. Ich habe von Anfang an gewußt, was für ein Mensch du bist. Als ich später erfuhr, daß du dem Hausmeier Pippin ehelich verbunden bist, hat dies nichts an meiner Haltung zu dir geändert. Du wirst mit der Macht in deinen Händen klug umgehen. Und dazu möchte ich dir zwei Ratschläge geben: Erstens, bleib dir selbst treu, auch wenn sich die Zeiten verändern, und zweitens …«, er hielt inne.
    »Zweitens?« fragte Bertrada gespannt.
    »Hilf deinem Gemahl, König zu werden. Nur dann ist eure Zukunft, die eurer Kinder und die des germanischen Volkes wirklich gesichert.«
    Ehefrau und Mutter von Königen. Letzteres würde wohl nicht eintreten, dennoch fragte sie: »Wie sollte das möglich sein? Und mit welcher Berechtigung? Es gibt doch bereits einen König!«
    »Wie einflußreich und mächtig ist denn dieser König?« fragte Bonifatius.
    Bertrada hob die Schultern. »Man sagt, er fährt immer nur in seinem Ochsenkarren durch das Land und freut sich seines Lebens als König«, erwiderte sie.
    »Nun, ganz so bedeutungslos ist er nun auch wieder nicht«, erwiderte Bonifatius ernst. »Er darf Fiskalland verschenken, Urkunden ausstellen, und erst er macht Rechtsverfügungen zugunsten des Adels rechtskräftig.«
    »Aber regiert er auch?« fragte Bertrada.
    »Es sollte eigentlich der König sein, der die Macht in Händen hält. Doch diese gehört Karlmann und Pippin. Sie regieren«, erwiderte Bonifatius. Sein Gesicht verdüsterte sich. »Aber die beiden werden von den Alemannen und den Bayern immer noch abgelehnt. Deren Herzöge halten sich für gleichberechtigt mit den Söhnen Karl Martells und sehen nicht ein, weshalb sie Männern von gleichem Stand zu Gehorsam verpflichtet sein sollten.«
    »Von den Alemannen werden sie aber nicht mehr abgelehnt«, widersprach Bertrada.
    Bonifatius stand auf und funkelte Bertrada aus seinen kleinen harten Augen so böse an, daß sie vor Schreck ein Stück zurückwich.
    »Und weißt du auch, warum? Weil sie keine eigenen Herzöge mehr haben! Alle sind sie tot – von Karlmann wehrlos wie Vieh zusammengetrieben und hinterhältig abgeschlachtet!« Der alte Mann wandte sich ab, stellte sich vor die Feuerstelle in der Zimmermitte. Er starrte erst in die Flammen, blickte dann dem Rauch nach, der durch das Loch in der Decke entwich. »Es war ein finsterer Tag in Cannstatt, Bertrada, ein Tag, an dem der Herr mit dem Satan rang. Denn es muß der

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