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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Teufel über Karlmann gekommen sein! Er wird das Blut, das seit jenem Tag an seinen Händen klebt, nie wieder abwaschen können. Für diesen Frevel wird er dereinst im Höllenpfuhl den Flammen der Verdammnis preisgegeben und bis in alle Ewigkeit Qualen erleiden!« Schweratmend wandte sich der Erzbischof wieder an Bertrada und setzte leiser hinzu: »Nie hätte ich geglaubt, daß ein Christenmensch zu einer derart abscheulichen Tat, zu einem solch feigen und heimtückischen Verbrechen fähig sein könnte. Nie hätte ich geglaubt, daß ausgerechnet Karlmann so handeln würde! Deine Wege, Herr, sind wahrlich unergründlich!«
    Wieder wandte er sich dem Feuer zu.
    Dies war also der zornige, der unversöhnliche Bonifatius, von dem alle sprachen und den Bertrada jetzt zum ersten Mal so aufgebracht erlebte! Bisher hatte sie noch keine Einzelheiten vom Cannstatter Blutgericht gehört, hatte nur vernommen, daß Karlmann endgültig für Ruhe im Land der Alemannen gesorgt habe. Recht und Gesetz erlaubten natürlich nicht, auf einem Gerichtstag wehrlose und unbewaffnete Fürsten niederzumetzeln, doch ein Krieg setzte ja alle Regeln außer Kraft. Sogar die biblischen! Gott hatte verboten, Menschen zu töten, aber Bonifatius selbst hatte ihr früher schon einmal mitgeteilt, daß er damit nicht jene Heiden gemeint haben könne, die ihre Herzen vor dem göttlichen Wort verschlossen hielten. Wie christlich waren denn die Alemannen wirklich? Und manchmal erforderte es die Vernunft, auch außerhalb des Krieges das übliche Recht zu umgehen – oder war Mima etwa Gelegenheit gegeben worden, sich zu verteidigen? Sie war schließlich ebenfalls ohne jede ordentliche Gerichtsverhandlung hingerichtet worden! Bertrada erholte sich von ihrem Schrecken und erklärte nüchtern. »Was Ihr sagt, klingt furchtbar! Aber es herrscht Krieg, und ich kann nicht urteilen, welcher Mittel man sich bedienen muß, um zu siegen. Und Karlmann hat schließlich sein Ziel erreicht.«
    Bonifatius drehte sich wieder zu ihr um. Plötzlich schien er größer zu sein, gar zu wachsen. Hinter ihm züngelten Flammen in die Höhe. Sein Gesicht lag im Schatten, doch seine Stimme klang furchterregend, als er rief: »Ein von Gott eingesetzter König hätte einen solchen Frevel niemals begangen! Karlmann wird für seine Tat büßen müssen!«
    Bertrada schwieg betroffen. Als sich der alte Mann wieder ihr gegenüber hinsetzte, fuhr er in ruhigem Ton fort: »Allzu viele Menschen glauben, die alten Zeiten wären endgültig überwunden und die Gesetze müßten jetzt neu geschrieben werden. Das würde ja heißen, daß wir derzeit in einer gesetzlosen Welt leben! Sogar deine Großmutter, die es in ihrem Alter doch besser wissen müßte, hat mir auf ihre bekannt unverblümte Weise zu verstehen gegeben, daß ich nicht mehr viel bewirken könne, weil ich einer alten Zeit angehöre.« Er lachte bitter. »Aber hör gut zu, mein Kind, es gibt eine noch viel ältere Zeit, eine, die in allen germanischen Ländern durchaus noch lebendig ist. Davon habe ich mich auf meinen Reisen immer wieder überzeugen können – und deshalb werde ich mich auch noch nicht für immer in das Kloster Fulda zurückziehen, sondern eines Tages doch noch nach Friesland reisen, um Willibrords Mission zu erfüllen. Weißt du, Bertrada, von welcher Zeit ich spreche?«
    »Von der Zeit der Heiden?« fragte sie flüsternd.
    »Heiden, die zum Christentum bekehrt worden sind, glauben zwar an den einen wahrhaftigen Gott«, erwiderte Bonifatius, »doch dieser Glaube ist ihnen neu und verwirrt sie manchmal. Fest verankert ist bei ihnen dagegen beispielsweise noch immer die Überzeugung, daß auch ein König etwas Göttliches hat. Die mächtigen Könige meines Heimatlandes Angeln und die Könige der Langobarden können ihre Abstammung so weit zurückverfolgen, bis sie sich im Dunkel der Sagenwelt verliert. Der jetzige König Childerich aus dem Haus der Merowinger ebenfalls. Kannst du mir folgen?«
    »Fast alle Königshäuser führen ihren Ursprung auf Troja zurück«, erinnerte sich Bertrada.
    »So sagt man«, erwiderte der Erzbischof, jetzt wieder gütig lächelnd. »Und für das Volk stammt jedes königliche Geschlecht von einer bestimmten Gottheit ab. Das macht den König zum Heilsträger, der seinem Volk glückliche Zeiten sichert. Solche tiefsitzenden Überzeugungen rottet man nicht einfach dadurch aus, daß man eine Eiche fällt und aus ihrem Holz ein Gotteshaus baut. Auch ich kann das nicht.«
    »Dann können die

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