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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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nichts anderes als ein heimtückischer Mord, ein abscheulicher Frevel, doch wer hätte Karlmann anklagen sollen? Dem führerlos gewordenen Volk blieb nichts anderes übrig, als sich nunmehr von fränkischen Grafen beherrschen zu lassen.
    In Alemannien war endlich Ruhe eingekehrt.
    Nicht aber im Herzen Karlmanns, wo noch immer ein Sturm wütete. Und der sollte weitere fürchterliche Folgen haben.

7
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    »Welch eine Freude!« rief Bertrada, als ein Bote den Besuch von Bonifatius ankündigte. Der Erzbischof war schon seit Jahren nicht mehr auf der Burg in Mürlenbach gewesen, und sie hatte ihren alten Freund sehr oft schmerzlich vermißt. Sie wollte ihm diesmal nicht als Flora entgegentreten, obwohl ihr die Großmutter dringend dazu geraten hatte. Es gab allerlei Gründe, ihm die ganze Wahrheit zu verraten, am schwersten aber wog, daß sie dem eigensinnigen Erzbischof und seinem Urteil gänzlich vertraute. Dieser Mann ließ sich nicht von Äußerlichkeiten beeindrucken.
    So hatte er sich bei ihrer ersten Begegnung nicht daran gestört, daß sie eine völlig unbedeutende Unbekannte zu sein schien, seiner Mission in keiner Weise förderlich. Er hatte sich Zeit für sie genommen und ernsthaft mit ihr gesprochen. Er urteilte nicht wie Vater Gregorius nach dem Erscheinungsbild und erwog nicht wie Pater Fulrad, welche Vorteile er selbst durch die Nähe zur Macht erlangen könnte. Er war von seiner Berufung erfüllt, unbeugsam und unbestechlich, und er mochte sie. Sie empfand es als undankbar, daß man dem Erzbischof jetzt in Rom so wenig Gehör zu schenken schien.
    »Was hat er nicht alles für die Bekehrung der germanischen Völker getan!« beklagte sie sich bei ihrer Großmutter. »Ohne Bonifatius wären wir doch alle noch Heiden und würden Bäume, Quellen und Steine anbeten!«
    »Das dürfte leicht übertrieben sein«, antwortete Frau Berta lächelnd, »auch wenn man uns in Rom vor noch gar nicht langer Zeit für ›umherirrende rohe Tiere‹ hielt, die es ›von heidnischem Unflat und teuflischem Trug‹ zu säubern galt – was Bonifatius bei vielen Völkern inzwischen ja auch erreicht hat, und jetzt sollte er sich in seinem geliebten Fulda von den Anstrengungen seines Lebens ausruhen. Der Papst hat recht, auf junge und kluge Geistliche wie Pater Fulrad zu setzen. Es liegt nun mal in der Natur der Dinge, mein Kind, daß die alten Zeiten den neuen zu weichen haben. Es gilt nach vorn zu schauen und eine bessere Welt zu erschaffen. Ein Narr ist, wer dem nachtrauert, was unwiderruflich vergangen ist«, schloß sie.
    »Bonifatius ist doch kein Narr!« ereiferte sich Bertrada.
    »Natürlich nicht, doch er beherrscht nicht die Kunst des umsichtigen Taktierens. Sein Vorgehen gleicht der Urbarmachung des Bodens. Er hat ihn gewissermaßen gerodet, die Bäume gefällt und die Steine beiseite geschafft.«
    »Gepflügt und gesät hat er auch!«
    »Richtig, aber für die Betreuung der Saat und das Gedeihen der Pflanzen sind jetzt andere zuständig.«
    »Es ist sehr undankbar, wenn man ihm die Ernte vorenthält!« rief Bertrada.
    »Ruhm und Ehre sind ihm gewiß. Aber darum geht es ihm nicht. Er will weiter roden, die letzten Reste des Heidentums in unserer Welt mit Stumpf und Stil ausrotten!«
    »Stimmt«, gab Bertrada nachdenklich zu. »Es läßt ihm keine Ruhe, daß die Friesen immer noch nicht bekehrt sind. Er spricht dauernd davon, daß er in jenem wilden Land Willibrords Arbeit wieder aufnehmen will. Doch ich finde, daß er diese Tätigkeit Jüngeren überlassen sollte. Er ist doch viel zu alt, um sich noch auf solch eine gefährliche Reise zu begeben!«
    »Jedenfalls ist er noch nicht zu alt, um sich immer wieder mit den Herrschenden anzulegen! Doch sein Einfluß schwindet, Bertrada. Das macht ihn sehr verbittert und dadurch auch verletzbarer.«
    Im heimischen Angeln galt der Einfluß des Mainzer Erzbischofs allerdings immer noch. Das erfuhren die beiden Frauen von ihm selbst, als er am Abend von ihnen empfangen wurde.
    »Ich bin Eurem Wunsch nachgekommen, Frau Berta. Den Pilgerreisen von angelsächsischen Frauen wird jetzt endlich Einhalt geboten!« verkündete er, als ob die Herrin von Mürlenbach diese Bitte nicht vor Jahren, sondern erst am Vortag geäußert hätte. »Ich habe dem Erzbischof Cudberth von Canterbury von den unerfreulichen Auswüchsen solcher Reisen berichtet. Jetzt habe ich von ihm Antwort erhalten.«
    »Was wird er unternehmen?« fragte Frau Berta gespannt.
    »Er hat die

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