Die Kolonie Der Catteni
grinste und wirkte verlegen, während er den Sack in einen größeren stopfte, den er bei sich trug. »Auf geht’s«, sagte er. Ob er Mitfords Gesten während ihres ersten Marsches gesehen oder nicht gesehen hatte, auf jeden Fall hob er den Arm hoch über den Kopf und ließ ihn dann in die Richtung herabfallen, in die sie losmarschieren sollten.
Durch sein Auftreten ermutigt und beruhigt, winkte Kris der restlichen Gruppe zu, ihr zu folgen, und sie brachen als gutes Team auf – dachte sie jedenfalls.
Obwohl Zainal zwar nicht das Tempo anschlug, das er während der ersten Tour vorgelegt hatte, die Kris mit ihm unternommen hatte, bummelte er allerdings auch nicht. Als sie die erste Rast einlegten, wußte Kris, daß die Norweger sie nicht bremsen würden. Wahrscheinlich liefen sie den ganzen Winter hindurch in Norwegen Ski. Sie behielt jedoch Zainal im Auge und suchte nach Anzeichen dafür, daß er trotz aller Warnungen unbewußt sein verletztes Bein schonte. Dann wurde ihr bewußt, daß er sie dabei studierte, wie sie ihn beobachtete. »Nennen Sie uns die Namen der Dinge?« fragte Astrid während der Pause.
»Ich weiß nicht, ob wir schon für alles einen Namen haben, Astrid«, gab Kris zu und trank einen Schluck Wasser aus ihrer Tonflasche. Sandys Brennofen funktionierte, und sie hatte eine Glasur gefunden, so daß die Flasche zwar immer noch zerbrechlich, aber nun nicht mehr undicht war. Kris hatte an ihrem Gürtel sogar einen passenden Tragbeutel dafür. »Botaniker sind dabei, Pflanzen darauf zu überprüfen, ob sie eßbar sind, aber ich kann nicht behaupten, daß ich genau verfolgt hätte, was sie tun.« »Sind Sie oft unterwegs?« »Die meiste Zeit.«
»Was hat es mit diesen Maschinen auf sich?« Sie schaute fragend drein.
»Ah, ja, nun …« Kris erklärte es ihr und legte kurze Pausen ein, in denen Astrid für ihre Landsleute dolmetschte. Dann gab Zainal ihnen mit einer Geste zu verstehen, sie sollten ihren Weg fortsetzen. »Sie haben alles sehr gut gemacht«, sagte Astrid, als Kris ihren kurzen geschichtlichen Abriß über Botany beendete. »Wir sind froh, daß wir hier gelandet sind.«
»Daß wir abgesetzt wurden«, korrigierte Kris automatisch. »Oh, entschuldigen Sie, aber ich bin schon die ganze Zeit dabei, Zainals Englisch zu verbessern.« »Mein Englisch dürfen Sie auch verbessern.«
»Sie … uns … beibringen?« fragte einer der Männer. Kris tippte auf Ole. Sie konnte sie noch nicht richtig auseinanderhalten.
»Kann ich gerne tun. Dann gibt es eben Englischunterricht während des Marsches.«
»Wir haben keine Deski, um Gefahr aus der Luft zu hören«, sagte Astrid, deren Augen nun vor Angst geweitet waren. »Wir haben gehört, daß es eine Gefahr gibt, die fliegen kann«, fügte sie hinzu, als Kris sie staunend ansah. Sie schien ja allerhand über den Planeten zu wissen.
»Alle Garagen in der Umgebung sind stillgelegt, daher glaube ich nicht, daß Gefahr besteht, irgendwelche Flieger könnten sich auf uns stürzen.«
»Wie bitte?« Astrids Englisch reichte nicht aus, um Kris’ Antwort direkt zu verstehen. »Ich muß mich entschuldigen«, sagte Kris und formulierte ihre Antwort neu.
»Erklären jetzt ›Junge‹«, ergriff Zainal plötzlich das Wort und ließ sich so weit zurückfallen, daß er direkt vor den beiden Frauen ging.
»Ach ja, na schön.« Kris geriet kurz ins Stottern. ›»Junge‹ kann mehreres bedeuten. Nein, ich denke, vieles. Ein Junge«, dabei hielt sie einen Finger hoch, »ist ein junges männliches Individuum: zu alt, um ein Baby zu sein, und zu jung, um schon als Mann betrachtet zu werden. Okay?« »›Junge‹? Nur das?« Ein verblüffter Ausdruck lag auf Zainals Gesicht.
»Wir haben im Englischen etwas, das wir Slang nennen, und das in anderen Sprachen als patois oder Idiom bezeichnet wird«, fuhr Kris fort. »›Junge‹ als Slang benutzt, ist ein Ausdruck des Erstaunens, der Amüsiertheit, des Vergnügens, und es taucht meistens als ›Oh, Junge!‹ oder ›Junge, Junge!« oder ›Mein lieber Junge!‹ auf.« Sie demonstrierte die verschiedenen Emotionen mit übertriebenen Gesten und Betonungen.
»Alles Junge?« fragte Zainal. »Ich verstehe nicht, wie ein Junge, ein junges männliches Individuum Überraschung, Spaß, angenehme Zeit sein kann.«
»Ich denke, das können Sie durchaus, Zainal«, sagte Kris, die plötzlich begriff, daß er sie neckte. »Sehen Sie lieber zu, daß Sie weiterkommen, mein Jungel«
Astrid übersetzte für die anderen, grinste und
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