Die Kolonie Der Catteni
ein kleines Kind, nicht wahr?« meinte Astrid grinsend. »Das ist dann so ähnlich wie die ›Jungen‹- Geschichte, nicht wahr?«
»Richtig.«
Ole stellte ihr eine Frage, und sie antwortete und lachte dann, als sein Grinsen verriet, daß er den Scherz verstanden hatte. »Schön, daß man mit der Jugend Witze machen kann«, sagte er mit seinem perlenden norwegischen Akzent. »Ja, so ist das nun mal in unserer Sprache«, sagte Kris. »Es gibt unzählige Worte, die unterschiedliche Bedeutungen haben, je nachdem, wie man sie benutzt.«
»Woher wissen Sie denn immer so genau, welche Bedeutung gerade gemeint ist?«
»Aus dem Zusammenhang – wie das Wort im Satz benutzt wird. Hey, ist das etwa eine wandernde Sprachenschule?«
»Warum nicht?« Zainal grinste. »Die Arbeit ist abgeschlossen. Können wir jetzt … spielen?« »Ha! Sie haben doch keine Ahnung, wie man spielt«, erwiderte Kris. »Wollen wir wetten?«
»Sie haben zu lange den Doyle-Brüdern zugehört«, sagte sie und drohte ihm scherzhaft mit dem Finger.
Er ergriff ihren Finger, und sie versuchte ihn wegzuziehen, woraufhin sich ein regelrechtes Tauziehen entspann, was darin gipfelte, daß er hinter ihr herrannte und versuchte, ihren Finger wieder einzufangen. Die Norweger verfolgten dieses kindliche Herumtollen mit einem Ausdruck ernster Würde in ihren Mienen.
Kris war schneller als der schwerere Catteni, daher entwich sie ihm immer wieder, tauchte unter seinen Armen und Händen hindurch und neckte ihn, weil er sie nicht zu fassen bekam.
Als er sie schließlich erwischte, drückte er sie an sich. Sie konnte sich kaum rühren, aber sie verbarg ihre Hände auf dem Rücken, damit er nicht ihre Finger erreichen konnte. Es war eigentlich sehr albern und töricht, da er am Ende mit seiner überlegenen Kraft Sieger bleiben würde, aber sie stellte fest, daß ihr Zainals unerwartete Verspieltheit ausnehmend gut gefiel. Am Ende angelte er sich ihre rechte Hand und zog mit erstaunlicher Sanftheit, wenn man seine rohe Kraft bedachte, ihre Hand hoch, umfaßte ihre Finger und küßte sie. Dann küßte er ihre Handfläche.
Ein seltsamer Schauer durchrieselte sie, als seihe Lippen die weiche, wahrscheinlich sogar von Blasen gezeichnete Haut ihrer Hand berührten. Erschrocken blickte sie ihm in die Augen. Sie sah wieder das Zwinkern als Reaktion auf seinen Erfolg beim Kampf um ihre Hand, aber in den seltsam gefärbten Augen war auch noch eine andere, ernsthaftere Emotion verborgen, die ihr für einen kurzen Moment den Atem raubte. »Zufrieden?« fragte sie mit rauher Stimme. »Ja«, antwortete er und ließ sie sofort los.
Auf dem Rückmarsch zum Lager war immer dann, wenn sie nicht mit dem Organisieren weiterer Lebensmittelvorräte beschäftigt waren, zwischen Astrid und ihren Landsleuten eine lebhafte Unterhaltung im Gange, bis Kris sie schließlich fragte, was denn so interessant wäre.
»Das Land«, sagte Astrid und deutete mit einer ausholenden Geste auf die Umgebung. »Es ist eine wunderschöne Landschaft, um Acker zu bestellen, und für Tiere, die Gras fressen. Es ist außerdem in bestem Zustand. Oskar und Peter sind auf Bauernhöfen aufgewachsen. Sie sagen, es ist alles sehr gepflegt.« »Das ist es, aber warten Sie nur ab, bis Sie sehen, wer die Bauern sind«, sagte Kris. »Wie bitte?«
Ihre Unterhaltung wurde kurz unterbrochen, weil einige Felsläufer ihrem Verpflegungsplan hinzugefügt wurden. Im Laufe des Tages hörte Kris eine Menge darüber, in welch ökologisch – das Wort hatte im Norwegischen die gleiche Bedeutung, klang jedoch ein wenig anders – umsichtiger Weise die Landwirtschaft auf Botany betrieben wurde. Es gab eine leistungsfähige Bewässerung, reichlich Wasser, Inseln natürlicher Vegetation, wo das Land nicht bebaut werden konnte, die als Windbrecher dienten, und sogar die Hecken, die die Felder unterteilten, wurden mit Lob bedacht. Auf keinen Fall wollte Kris diejenige sein, die ihren neuen Freunden erzählte, wer oder was das Land bestellte. Aber sie hatte etwas mehr Respekt vor der Weitsicht und Sorgfalt der abwesenden Herren des Planeten – wer oder was immer sie außer Allesfresserri sein mochten.
Große Aufregung herrschte im Lager, als sie zurückkamen. Der Sergeant hatte etwas in der Hand, das für Kris aussah wie ein drahtloses Telefon, in das er hineinsprach. Falls Chuck Mitford nicht den Verstand verloren hatte – was sie ihm auf keinen Fall übelgenommen hätte, wenn es so gewesen wäre –, unterhielt er sich mit einer
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