Die Kolonie Der Catteni
hätten Zugang zu dem Gebäude verschaffen können. Er ließ sogar Joe auf seine Schultern steigen und an der dem Meer zugewandten Gebäudewand nach etwas derartigem suchen, Also warteten sie in sicherer Entfernung ab, ob das Gebäude sich selbst öffnete, sobald der Tag angebrochen war. Bis die Sonne im Zenith stand, vertrieben sie sich die Zeit damit, daß sie zu angeln versuchten. Dazu benutzten sie die dünnsten Deckenstreifen, die sie schneiden konnten, und befestigten sie an einem Stock. Als Haken bogen sie ein Stück Draht zurecht, auf den sie ein Stück Muschelfleisch als Köder aufspießten. Als sie in Ufernähe nichts fingen, wateten sie so weit hinaus, wie sie es schafften, ohne das Gleichgewicht zu verlieren, und fingen schließlich ein paar Plattfische. Diese brieten sie zum Mittagessen und nahmen anfangs nur kleine, vorsichtige Bissen zu sich.
»Was würde ich jetzt für Forschungsgerät geben!« seufzte Joe sehnsüchtig. »Sie vermissen Matratzen, Kris, und ich würde meinen Arm für ein Vergrößerungsglas hergeben.« Er hielt inne. »Und ein paar Chemikalien, um giftige Substanzen nachzuweisen und zu analysieren. Von einem Mikroskop wage ich noch nicht einmal zu träumen …« »Dann lassen Sie’s auch!« schnitt Sarah ihm das Wort ab.
»Hören Sie, weshalb reden wir nicht mit unseren begabten Bastlern über derartige Werkzeuge«, sagte Kris. »Man braucht sich doch nur mal anzusehen, was sie bis jetzt schon zustande gebracht haben.« Sie griff nach dem Handy und gab die Rufnummer ein.
Gegen Mittag, als sich nichts in und um das Gebäude herum rührte, entschied Zainal, daß sie dieses bisher größte Bauwerk, das sie auf dem Planeten gesehen hatten, vermessen sollten.
»Vielleicht wird nur auf ganz bestimmte Fischarten Jagd gemacht, die im Augenblick nicht so leicht zu fangen sind«, warf Joe ein.
»Oder vielleicht gibt es irgendwo da oben einen Satelliten«, sagte Sarah und deutete nach oben, »der meldet, wann es am günstigsten ist zu fischen.«
Zainal schüttelte den Kopf. »Keine Satelliten, sonst würden Catteni nicht erforschen.«
»Sind Sie sich denn bewußt«, fragte Kris und staunte über diese Auffassung, »daß es noch andere vernunftbegabte und raumfahrende Rassen gibt?«
Zainal bedachte sie mit einem leicht überheblichen Blick. »Der Weltraum ist sehr groß. Viele Planeten können besiedelt sein … wenn auch nicht immer auf diese Art und Weise«, fügte er mit einem besonders gewinnenden breiten Grinsen hinzu. Dann meinte er: »Es ist ein Zeichen der Ehre, nicht Unehre …« »Strafe«, warf Kris ein. »Transportiert zu werden.«
»Ich hätte sehr gut auf diese Ehre verzichten können«, sagte Sarah bitter, dann redete sie schnell weiter, wobei sie Zainals Arm kurz und freundlich drückte. »Aber dann hätte ich ja nicht Sie kennengelernt oder erfahren, daß wir Terraner doch verdammt gut sind!«
»Das sind Sie wirklich!« Zainal nickte heftig. »Es ist für mich eine Ehre, hier zu sein!« »Nun ja«, meinte Joe. Er war offensichtlich verlegen.
»Jetzt suchen wir weiter«, sagte Zainal schließlich und hob dem Arm zum Zeichen des Aufbruchs. Kris war ebenfalls über dieses kurze Intermezzo erfreut. Es freute sie sogar, daß Sarah Zainal berührt hatte: bis zu dieser entgegenkommenden Geste hatte bisher niemand einen physischen Kontakt zu Zainal gesucht – bis auf sie selbst. Und Leon, dieser aber aus rein medizinischen und nicht aus sozialen Gründen. Faßt ihn ruhig an, er besteht aus richtigem Fleisch und rotem Blut, dachte sie säuerlich, als sie losmarschierten und sie sich seinem zügigen Tempo anpaßte. Sie waren wirklich eine disziplinierte Truppe, topfit und fähig, sich allem zu stellen, was Botany ihnen bisher geboten hatte.
Joe machte zweimal Halt, um ein paar Beeren oder Stücke von Bäumen mit besonders harter Rinde und Strauchfrüchte zu sammeln. Die weichen testete er sofort oder ließ sie von jemand anderem testen. Natürlich sehr kritisch. Einige der weichen Beeren waren so bitter, daß sich ihnen der Mund zusammenzog. Wenn man ihn mit Wasser ausspülte, verlor sich diese Wirkung. Eine Beere, sie war dunkelgrün, war so süß, daß der Testesser gleich noch einmal kosten wollte. Die grüne Frucht wurde zuerst gesammelt, aber nicht verzehrt, bis die Proben sich als ungefährlich erwiesen hätten.
Den Rest des Tages verbrachten sie am Strand und verfolgten, wie das Treibgut, vorwiegend Seetang, von der Brandung auf den Sand geschoben wurde. Joe vermutete,
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