Die Kolonie Der Catteni
verstärkt das Gefühl der Gemütlichkeit. Daher heißt die Hauptkochhöhle jetzt Cheddar. Wir haben sogar Namensschilder aufgehängt, damit jeder die richtige Höhle findet. Mitchelstown ist sehr geräumig. Zweiter Eingang links nach Cheddar. In der Nähe der Toiletten.« »Wo ist der Deski – Coo?« fragte Zainal, und Kris ärgerte sich über sich selbst, weil sie nicht daran gedacht hatte, sich nach dem Wohlergehen ihres Kameraden zu erkundigen.
Worry schüttelte traurig den Kopf. »Nicht so gut. Leon sagt, er gibt sich alle Mühe, aber die Dornenzweige reichen eher»nicht aus als Nahrung. Sie helfen zwar, aber bei weitem nicht genug. Wir können nur hoffen, daß diese Nachricht bald gelesen wird.«
»Wir haben auf unserem Trip eine Menge Zeug gefunden, vielleicht sogar eßbare Dinge, die für die Deski von Nutzen sind«, sagte Kris. »Muscheln, Beeren, Nüsse.« »Muscheln? Keine Austern?« Kris schüttelte den Kopf.
»Ich hab früher Austern geliebt«, sagte Worry theatralisch. Dann schlug er sich mit beiden Händen auf die Knie, stand auf und gab erst Kris und dann Zainal die Hand, ehe er sich umwandte und Joe herbeirief. »Dann mal los, Marley, ziehen Sie sich einen Stein heran und zeigen Sie mir, was Sie mitgebracht haben.« Seine Geste galt nicht nur Joe, sondern schloß Sarah und die beiden Norweger mit ein.
Cheddar hatte sich so sehr verbessert, daß sie die Höhle kaum wiedererkannten. Dazu gehörten auch die Solarzellen, die wie Zickzackleisten über dem Eingang angebracht waren. Es gab Tische und Stühle, und geziegelte Feuerstellen ersetzten die aus Steinen zusammengelegten Kreise, und in einer Wand befand sich ein Backofen. Brotregale zeigten die Tagesproduktion, die sich nicht auf große, billige Laibe beschränkte, sondern auch kleine beinhaltete. Die Versorgungsabteilung verfügte jetzt über eine Theke und Regale an der Wand, wo die Waren angeboten wurden, die bewiesen, daß der Einfallsreichtum nicht zu bremsen war. Ein hübsch geformter Durchgang mündete in einen Lagerbereich hinter der Haupthöhle, aber die Tür war geschlossen. Der Laden war zu! Jemand hatte sich auch erfolgreich als Glasbläser versucht, stellte Kris fest, als sie bemerkte, daß die Tunnelbeleuchtung mit Glasschirmen versehen worden war. Sie waren zwar voller Knoten, Beulen und Schlieren, aber es war zweifelsfrei Glas. Mitchelstown konnte sich nicht nur eines handgravierten Namensschildes rühmen – die Buchstaben standen mit schwarzen Konturen auf dem hellen Stein –, sondern es hielt auch roh behauene Bettgestelle und Matratzen bereit, die mit den allgegenwärtigen Thermodecken belegt und mit den Faserbüscheln der Samenkapseln gefüllt waren. Wenigstens brauchte niemand auf dem nackten Untergrund oder auf hartem Stein zu liegen. Kleine Nischen waren in die Felswand hineingefräst worden, um Ablageflächen zu schaffen, und man hatte dicke Holzhaken zum Aufhängen diverser Kleidungsstücke in die Wand geschlagen. Als ob sie tatsächlich etwas aufzuhängen hätten … Aber Kris hatte nun etwas – nämlich die Kartentasche, die sie auf Worrys Anweisung auf ihre nächste Patrouille mitnehmen sollte, und das Handy, das sie sorgfältig an den Haken hängte. »Nun«, sagte Kris und ließ sich zögernd auf dem nächsten Bett nieder, »das ist ja ein Luxus fast wie zu Hause. Oder?«
»Und Sie haben nicht mal Ihren Arm hergeben müssen, Kris«, sagte Zainal und zwinkerte ihr zu. »Das brauchte ich auch nicht«, sagte sie, streckte sich aus und fuhr so schnell wieder hoch, daß Zainal sich nervös umschaute, um zu sehen, was sie hatte hochschrecken lassen. »Schmutzige Schuhe«, sagte sie, löste die Verschlüsse und schleuderte die Schuhe von sich. »Es ist wirklich so gemütlich wie zu Hause.« Sie legte sich wieder hin.
»Wie war Ihr Zuhause auf Terra, Kris?« fragte Zainal, löste die Ausrüstungsgegenstände von seinem Gürtel und legte sie akkurat auf die Ablage über seinem Bett, das direkt neben ihrem stand.
»Es war ganz sicher keine Höhle«, sagte sie und ärgerte sich unerwarteterweise, mit einer solchen Frage konfrontiert zu werden. Plötzlich erhielt sie eine Ahnung davon, weshalb andere Zainal feindselig gegenüberstanden, nur weil er ein Catteni war: seine Anwesenheit erinnerte sie daran, von wo man sie entführt, was man ihnen genommen hatte. Sie verdrängte diese Reaktion und beschrieb so freundlich wie möglich das mehrstöckige Haus im Rancherstil, in dem sie, ihre Eltern und ihr Bruder sowie zwei
Weitere Kostenlose Bücher