Die Kolonie Der Catteni
Proben gleich wieder aus, so daß Kris nicht sicher war, welches Urteil darüber gefällt wurde. Allmählich wurde ihr Durst so stark, daß ihre Zunge sich wie geschwollen anfühlte. Als daher gegen Mittag die nächste Rast eingelegt wurde, hatte sie wenig Lust, mit Zainal zu diskutieren. Die anderen holten ihr »Mittagessen« hervor und bissen große Stücke von ihren Proviantriegeln ab, während sie hingegen darauf verzichtete, weil sie glaubte, nicht genügend Speichel zur Verfügung zu haben, um zu kauen, geschweige denn zu schlucken.
»Sie abbeißen, Sie kauen, dann besser.« Zainal lächelte freundlich und bewegte seinen Bissen im Mund hin und her, um ihr anzudeuten, daß auch er nichts herunterschluckte.
Sie nahm einen kleinen Happen und stellte fest, daß irgendein Bestandteil des Riegels den Speichelfluß anregte. Sie aß zwar nicht so viel wie die anderen drei, fühlte sich jedoch besser, weil ihr Magen nun wieder etwas zu tun hatte.
Danach zogen sie weiter. Das Plateau senkte sich herab und wies nun einen reichhaltigeren Bewuchs auf. Und sie stießen auf einen Bach. Kris mußte an sich halten, um sich nicht in den Bach hineinzulegen, sondern ihren Mund und ihre Kehle allmählich wieder an Feuchtigkeit zu gewöhnen.
»Mein Gott, was gäbe ich jetzt für eine Feldflasche.«
»Was ist dieses ›Gott‹, den so viele Leute anrufen?« fragte Zainal. »So etwas wie ein ›Junge‹?« Diese Frage, von Zainal in seiner volltönenden Stimme ausgesprochen, löste bei Kris einen Lachkrampf aus. Man hatte ihr schon oft bescheinigt, daß sie ein ansteckendes Lachen hätte – und von Zeit zu Zeit war es vorgekommen, daß sie ein ganzes Klassenzimmer eingestimmt hatte aber es gefiel ihr unendlich, daß diese Wirkung sich auch auf andere Rassen erstreckte. Das Kichern des Catteni klang sehr menschlich. Slav schaute sie mit schiefgelegtem Kopf und einem mißbilligenden Stirnrunzeln an, während Coo sie lediglich kopfschüttelnd betrachtete, als glaubte der Deski, daß Kris einen Anfall hatte oder unter schlimmen Krämpfen litt.
»Ich werde die Frage nicht jetzt beantworten, Zainal«, sagte sie, als das Kichern sich zu einem Grinsen beruhigt hatte. »›Gott‹ war niemals ein Junge! Ich erkläre es Ihnen ein andermal, wenn wir mehrere Jahre Zeit zur Verfügung haben.«
Zainal runzelte die Stirn, da er nicht alles verstanden hatte. Und das war vermutlich auch gut so, dachte sie. Nachdem sie genügend Wasser getrunken hatte, so daß ihre Lebensgeister wieder geweckt waren, holte Kris den Rest ihres Proviantriegels hervor und verzehrte ihn. Danach war sie aufbruchbereit, aber Zainal machte keine Anstalten, sie von diesem angenehmen Ort zu vertreiben. Er tat es sicherlich auch deshalb nicht, weil mehrere neue Pflanzenarten am Bachufer gediehen, die Coo mit großem Eifer testete. Er kam mit etwas zurück, das er Kris zeigte. Es war das erste Mal, daß er so etwas tat. »Das sieht für mich aus wie Brunnenkresse«, sagte sie und betastete einen Stengel mitsamt Blatt. »Kann man das essen?« fragte sie und deutete mit der Probe auf ihren Mund.
Der Deski nickte und steckte sich einen Stengel in den Mund und kaute mit allen Anzeichen des Genusses. Kris knabberte vorsichtig und tauchte, als sie spürte, wie ihre Lippen und ihr Zahnfleisch leicht taub wurden, ihr Gesicht ins Wasser und gurgelte ausgiebig. Sie spürte Zainals Hände auf ihren Schultern, als er sie stützte. Sie spülte und gurgelte, achtete darauf, nicht zu schlucken, und spülte und spülte, bis das Gefühl verflogen war.
»Danke, Zainal«, sagte sie und erkannte in diesem Moment, wie besorgt ihre Gefährten waren. »Oh, mir geht es gut. Ich habe nichts davon heruntergeschluckt. Es gehört alles Ihnen, Coo, wirklich alles.«
Der Deski nickte heftig und umklammerte die Testpflanze und preßte sie theatralisch gegen seine Brust.
»Keinen Versuch mehr«, sagte Zainal ernst zu ihr.
»Darauf können Sie sich verlassen!«
Sein Ausdruck verfinsterte sich. »Noch mehr von diesen ›Jungen‹-Worten?«
»Nun …« Kris hob die Schultern und wiegte sich hin und her, um ihre Unentschiedenheit zu zeigen. Herr im Himmel, sie hatte sich niemals klar gemacht, wie kompliziert Englisch sein konnte. Oder meinte sie das idiomatische Amerikanisch?
Sie trotteten weiter, und Kris fragte sich, wieviel länger sie das Anschwellen ihrer Füße würde ignorieren können, das die Rundum-Stiefel nicht mehr ausgleichen konnten. Und sie hatte gedacht, sie sei fit! Ha! Sie war
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