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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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was Vestgård mit einem solchen Treffen für Ziele verfolgte, aber er hatte garantiert nach einem Ausweg gesucht, um zu verhindern, dass dieses Treffen in den Augen der Öffentlichkeit einen merkwürdigen Beigeschmack bekäme.
    Wie konnte er also einem möglichen politischen Druck entgehen? Wie konnte er Spekulationen über seine eigene Neutralität und Verlässlichkeit vermeiden?
    Lena musste lächeln. Sveinung Adeler hatte das einzig Richtige getan. Er hatte den Bericht über MacFarrell Ltd. vor dem Treffen fertig gemacht. Dadurch hätte er später eventuelle Kritik widerlegen können: Das Treffen hatte seine Arbeit nicht beeinflusst, der Bericht war nämlich vorher abgeschickt worden! Es war offensichtlich. So musste es gewesen sein. Daran war nichts Mysteriöses. Adeler hatte seine Arbeit einfach vorher erledigt!
    Lena blätterte den Bericht durch. Beschloss zunächst einmal, die Schlussfolgerungen zu lesen, und schlug die letzte Seite auf. Danach überflog sie die anderen Seiten und atmete tief durch.
    Sie war jetzt weder müde noch bedrückt. Sie fühlte sich hellwach, als sie den Hörer abhob.
6
    Aus den Lautsprechern klang Elvis’ Blue Christmas, und Tove saß mit einer riesigen Weihnachtskarte in der Hand im Wohnzimmer, als Gunnarstranda nach Hause kam.
    Tove stand auf, drehte die Musik leiser und zeigte ihm das Motiv auf der Karte. »Von Torstein«, sagte sie. Die Karte war ein A4-Porträt von Elvis Presley. Sie schlug die Karte auf. »Voilà«, sagte sie und grinste.
    Eine dunkle und etwas schnarrende Elvis-Stimme stieg aus der Karte auf: »Merry Christmas, baby!«
    Gunnarstranda nickte anerkennend und hängte seinen Wintermantel auf, nachdem er es geschafft hatte, den Schnee fast vollständig abzubürsten.
    »Weihnachtsstimmung«, sagte er, kniete sich hin und zog die Reißverschlüsse seiner Winterboots herunter.
    »Soll dich übrigens grüßen von Torstein«, sagte Tove. »Es geht ihm besser.«
    »Gibt’s was Neues?«
    Gunnarstrand stand auf und stellte die Boots in das Schuhregal. Dann ging er in die Küche und drehte den Warmwasserhahn auf, um sich die Hände zu wärmen, die von der Kälte ganz rot waren.
    »Neues?« Tove dachte nach. »Torsteins neueste Theorie ist, dass alle Genies sterben, wenn sie 37 Jahre alt sind. Er hat Rimbaud, Mozart, Henrik Wergeland und Jesus Christus als Beweise aufgezählt und behauptet, die Ursache dieses Phänomens sei, dass die Quersumme von 37 10 ist und die Zahl 1 das Symbol für das Genie.«
    Gunnarstranda drehte den Hahn wieder zu, griff nach einem Handtuch und trocknete sich die Hände ab. »Die Quersumme von 28 ist auch 10«, sagte er.
    Tove nickte. »Das Argument hab ich auch angebracht. Aber Torstein hatte eine Antwort darauf. Seine Theorie lautet, dass Genies sterben, wenn sie 19, 28, 37, 46, 55, 64, 73, 82 oder 91 sind.«
    »Und was ist mit 100?«
    »Kein Genie wird 100«, sagte Tove und fügte hinzu: »Sagt Torstein. Und das siebenunddreißigste ist eine Art Spitzenjahr – was das Alter angeht.«
    Gunnarstranda dachte nach. »Miles Davis wurde 65. Die Quersumme ist 11 und die Quersumme davon ist 2. Die Theorie stimmt nicht.«
    »Torstein hat noch nie etwas von Jazz verstanden«, sagte Tove.
    Das Telefon klingelte. Tove stand wieder auf und ging hin. Gunnarstranda betrachtete bewundernd ihren schwingendenHintern. Sie nahm ab und drückte nachdenklich einen Finger an ihr Kinn. Sie wechselten einen Blick. »Für dich«, sagte sie und streckte ihm den Hörer entgegen.
    »Ich sitze in der Badewanne«, sagte Gunnarstranda.
    Tove schüttelte den Kopf. »Lena Stigersand«, sagte sie.
    Gunnarstranda seufzte schwer. »Ich bin gerade rausgegangen, und du kannst mich bei dem schlechten Wetter nicht sehen.«
    Sie schüttelte wieder den Kopf.
    Gunnarstranda griff nach dem Hörer.
    »Mach’s kurz«, sagte er.
    »Ich hab das Motiv«, sagte Lena mit einem Lachen in der Stimme. »Es liegt hier vor mir auf dem Tisch.«
7
    Es war wenige Minuten nach Mitternacht, als Gunnarstranda vom Østre Aker Vei abbog und in Richtung der Trabantenstadt Haugenstua weiterfuhr.
    Er fand den Ole Brumms Vei und fuhr den kleinen Hügel hinauf zum Gästeparkplatz vor dem Bahnübergang. Dort stellte er den Wagen ab und stapfte auf die freigeschaufelten Gehwege zu, die zwischen den Hochhäusern hindurchführten. Gelbe Flecken entlang der Schneewälle ließen erkennen, dass diese Wohnungsgenossenschaft Hundehaltung zuließ.
    Er wollte zu Fartein Rise – falls der Mann sich denn an diesem Tag

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