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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Partie?«
    »Ich, Sonia, ein Schüler beziehungsweise Exschüler namens Joakim und ein Typ, der schon in unserer ursprünglichen Uniband war.«
    »Welcher denn?«
    »Er heißt Neal. Keine Ahnung, ob du ihm je begegnet bist. Ich kenne ihn selbst nicht besonders gut. Dunkles Haar, relativ gut aussehend, ein bisschen schüchtern.«
    »Klingt nett.«
    »Eventuell frage ich auch noch Amos.«

    »Amos!«
    »Du hältst das für keine gute Idee?«
    »Hmm. Wieso ausgerechnet ihn?«
    »Keine Ahnung. Bestimmt ist er beleidigt, wenn ich ihn nicht frage.«
    »Na und? Ob Amos beleidigt ist oder nicht, ist doch nicht mehr dein Problem, oder?«
    »Nein, das stimmt. Außerdem ist es wahrscheinlich noch zu früh für so etwas. Ich meine, wir haben uns zwar irgendwie in gegenseitigem Einvernehmen getrennt, aber wir waren ja doch eine Ewigkeit zusammen.
    Sally wechselte ein wenig die Position und gähnte erneut. »Du musst entschuldigen. Das ist kein Zeichen von Desinteresse, ich bin um diese Tageszeit bloß immer so müde.«
    »Amos findet, wir sollten gute Freunde bleiben. Aber so leicht ist das nicht. Ein Liebespaar, das von einem gemeinsamen Leben geträumt hat, kann nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen. Zumindest kann ich es nicht. Amos sieht das anders, glaube ich. Vielleicht hat Sonia recht, und es liegt daran, dass ihm unsere Beziehung doch nicht so viel bedeutet hat, auch wenn ich da anderer Meinung bin. Wobei es durchaus sein kann, dass das meinerseits nur Wunschdenken ist. All die Jahre müssen doch eine Bedeutung gehabt haben, oder etwa nicht?« Ich hielt einen Moment inne. »Sally?«
    Als Antwort bekam ich nur ein leises Schnarchen zu hören. Sie war eingeschlafen. Ich betrachtete sie, wie sie dort ausgestreckt auf dem Gras lag, einen Arm über dem Gesicht, den anderen auf Lolas zusammengerolltem Körper. Sie hatte dunkle Augenringe, ihr kastanienbraunes Haar wirkte fettig, und ihr Kleid wies etliche Flecken auf. Leise steckte ich die Überreste unseres Picknicks zurück in die Tüte und stand auf, um sie in den Abfalleimer zu werfen.

Danach
    Sonia ging neben der Leiche in die Knie. Sie zögerte einen Moment. Ihr Blick wanderte von ihren Hände, die in den rosa Gummihandschuhen steckten, hinunter zu dem leblosen Körper. Schließlich machte sie sich ans Werk, indem sie ihn zunächst ein wenig geraderückte und dann nacheinander seine schlaffen Arme packte und so hindrapierte, dass sie sich eng an den Körper schmiegten. Ihr Gesicht wirkte ausdruckslos. Dass sie dennoch angespannt war, merkte ich nur an ihrer leicht verkrampft wirkenden Kinnpartie und der Art, wie sie hin und wieder blinzelte, als hätte sie etwas im Auge.
    »Du musst mir helfen, Bonnie.«
    »Was soll ich tun?« Um meine Kooperationsbereitschaft zu demonstrieren, zog ich meine dünne Jacke aus und hängte sie über die Rückenlehne des Stuhls. Als ich mich wieder umdrehte, zitterten meine Knie derart, dass ich fast vornübergekippt wäre. Mein Körper schien sich selbständig zu machen: Meine Hände zuckten unkontrolliert, meine Beine zitterten, und in meinen Ohren rauschte es leicht.
    »Wir rollen ihn in den Läufer.«
    Am liebsten hätte ich ihr zur Antwort gegeben, dass mir das nicht möglich sei. Ich konnte mich nicht neben ihn knien und ihn anfassen, um seine immer kälter werdenden Gliedmaßen in Position zu bringen und ihn wie ein Stück Müll einzuwickeln. Das schaffte ich einfach nicht. Ich hatte neben ihm gelegen, ihn gehalten und geküsst. Ich konnte das nicht.
    »Ich glaube, wir müssen ihn an das eine Ende des Läufers ziehen und dann rollen«, erklärte Sonia gerade. »Bonnie? Hör zu, wenn ich dir helfen soll, ihn zu… ihn zu…« Die Stimme versagte ihr den Dienst. »Entweder jetzt oder gar nicht.«
    »Du hast recht.«
    »Nimm ihn an den Schultern.«

    Ich zwang mich, neben der Leiche in die Knie zu gehen  – nur wenige Zentimeter von der dunklen, fast schon schwarzen Blutlache entfernt.
    »Auf mein Kommando versuchen wir ihn hochzuziehen.«
    »Ja.«
    Ein lebloser Körper ist schwer. Er lässt sich nicht so leicht ziehen. Sein weiches Haar. Ich bin immer so gern mit den Fingern hindurchgefahren. Mir war fast, als könnte ich wieder sein lustvolles Gemurmel hören, und ich musste an die Art denken, wie er dann meinen Namen aussprach  – so dass er fast wie ein Stöhnen klang. Nun aber war sein Haar von Blut verklebt.
    »Wir müssen ihn hier herüberrollen«, erklärte Sonia, »dreh ihn auf diese Seite.«
    Gleich werde ich sein

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