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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Toten erscht ihren Frieden haben, wenn die Tafeln mit ihren Namenszeichen in einer Art Zeremonie besprochen worden sind. Ich glaub’, mir waret dabei g’rad Zeugen. Die machen hier ein Mordsbrimborium um ihre Ahnen.»
    Konrad hatte schon davon gehört, dass der Ahnenkult hier große Bedeutung hatte, doch er hatte noch niemals eine solche Zeremonie gesehen. Er fand es überraschend, was Rathfelder alles wusste. «Kannst du eigentlich Chinesisch? Oder woher weißt du das alles?»
    «Schwätz kein’ Scheiß, woher au! Diese Sprache isch des pure Kauderwelsch. Nur die höheren Offiziere bekommen etwas Unterricht in der Kultur des Landes und in der Sprache. Meischtens von einem der Dolmetscher und ziemlich oberflächlich.
    Außerdem haben die hier in China unzählige Dialekte. Scho die Namen sind unaussprechlich. So was kann sich doch kein normaler Mensch merken!»
    Und schon gar kein Schwabe, dachte Konrad. Er hielt es unter diesen Umständen für besser, nichts von seinen bisherigen Chinesisch-Studien zu erzählen.
     
    Das Theaterspiel war noch in vollem Gange, als sie sich Litsun näherten, dem Hauptort des Landbezirkes im Schutzgebiet Kiautschou. Schon von weitem konnten sie die Fistelstimmen der Akteure hören. Konrad bewunderte die prachtvollen Gewänder der Frauen. Wie immer, wenn er eine solche Truppe sah, konnte er es kaum glauben, dass nur Männer auf der Bühne standen. Einige wirkten weiblicher als jede Frau. Die chinesischen Zuschauer waren fasziniert von dem Geschehen auf der Bühne. Sie kommentierten es lauthals, lachten, klatschten, zischten, aßen, spuckten. Alles auf einmal. Die wenigen Europäer versuchten, Haltung zu bewahren. Die höflicheren gaben sich teilnahmslos, einige hielten sich die Ohren zu. Der Lärmteppich aus kreischenden Falsettstimmen und Gongschlägen war für Konrad nach einer Weile kaum auszuhalten. Er hatte in Tientsin schon einmal eine Aufführung gesehen und fand die chinesische Form des Theaters noch immer gewöhnungsbedürftig. Das sagte er auch.
    «Oh, das ischt kein richtiges chinesisches Theater», klärte der Gefährte ihn auf. «Die Schauspieler singen zu Ehren der westlichen Gäste tiefer als sonst.» Konrad behielt seine Verblüffung für sich. Er hatte keinen Unterschied zur Vorführung in Tientsin feststellen können. Dabei war er doch Musiker.
    Die Torflügel des Bezirksamtes schwangen auf. Amtmann Michelsen führte seinen Gast hinaus. Eine alte Frau und eine jüngere, wohl deren Tochter, warfen sich vor den beiden Männern in den Staub. Michelsen sagte etwas zu den beiden Frauen und ließ sie vom Büttel wegbringen. Der war bis unter die Zähne mit diversen Folterwerkzeugen behangen. Die Frauen wagten keinen Widerstand. Danach verkündete ein Diener des Präfekten mit weit schallender Stimme etwas auf Chinesisch.
    Die Menge brach in lauten Jubel aus, Ernst Michelsen lächelte, der Würdenträger verzog keine Miene.
    Konrad wollte seinen neuen Freund fragen, was das bedeutete, doch er kam nicht dazu. Die Kameraden der Marinekapelle formierten sich schon für den nächsten Auftritt. Der Trompeter Gabriel hatte dabei den Solopart zu übernehmen. Er spielte sein Paradestück. Unter den Klängen des «Behüt Dich Gott» bewegte sich die Sänfte des Würdenträgers aus Litsun heraus in Richtung Kiautschou. Dieses Mal trug der Diener den Ehrenschirm voraus. An beiden Seiten der Sänfte rannten Männer mit Lampions, die an langen Stangen aufgehängt waren und mit chinesischen Zeichen jedem verkündeten, welch wichtige Persönlichkeit hier unterwegs war. Die Sänfte des vornehmen Chinesen wurde von sechs Männern geschleppt, die ebenfalls im Laufschritt über Stock und Stein trabten. Dahinter folgte der Tross der Bediensteten. Das Abschiedslied des Trompeters von Säckingen war kaum verklungen, da war die wilde Jagd schon hinter der nächsten Wegbiegung verschwunden.
    Ein kleiner Mann mit wilhelminischem Schnauzer klopfte Konrad auf die Schulter. «Gefreiter, gut gemacht. Den Chinesen hat das Lied gefallen. Und mir auch. Mir auch.» Ehe Konrad nur einen Ton erwidern konnte, stakste er davon. Er hielt sich so aufrecht, als habe er einen Stock verschluckt. Aus seiner Pfeife stieg ein Rauchwölkchen nach dem anderen.
    «Wer war denn das?»
    «Na, wenn du länger bleibscht, lernscht du ihn noch kennen. Das ischt der Fauth, das Faktotum von Gouverneur Truppel, sowas wie sein Haushofmeister. Ein alter Angeber. Er prahlt bei jeder Gelegenheit mit seiner Freundschaft zu Prinz

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