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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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«Werden wir regeln. Marinefeldartillerie – was halten Sie davon? Das wäre doch ein gutes Regiment für einen Kanonier. Allerdings würden Sie gleich abkommandiert zur besonderen Verwendung. Fauth gibt Ihnen die Befehle. Natürlich mit Sondereinsatz bei der Kapelle. Könnten dem Artilleristenmaat auch mit den Ställen helfen.»
    Konrad Gabriel zögerte. «Zu Befehl, Exzellenz. Nur – gibt es in Tsingtau Mistgabeln?»
    «Wunderliche Frage. Was meinen Sie damit?»
    «Gestatten, Exzellenz, aber als ich in Danzig nach einer Gabel zum Ausmisten der Pferdeställe fragte, da wurde mir gesagt, ich solle die Hände nehmen.»
    Wieder musste Truppel lachen. «Ein Mann nach meinem Herzen. Keine Bange, gibt Mafus für solche Arbeiten, was?
    Ställe ausmisten ist nicht. Aber um die Mongolenponys und meine privaten Rösser müssten Sie sich schon kümmern.»
    « Mafus ? Pferdeknechte?» Die Erleichterung war dem Gefreiten Gabriel deutlich anzusehen. «Das ist ja fast wie im Paradies, Exzellenz.»
    Truppel nickte. «Ja, schon ganz nett hier, was? Gibt aber noch viel zu verändern. Mit dem Garten Eden geht’s nicht so schnell. Liegt auch an der menschlichen Natur. Bis bald also, Gefreiter. Melden Sie sich stante pede bei Fauth. Dem Vizegouverneur», fügte er schmunzelnd hinzu. Dann wandte er sich wieder dem Papierstapel auf seinem Schreibtisch zu – er lag auf guter deutscher Eiche.
    Konrad salutierte. Dabei konnte er kaum noch aufrecht stehen.
    Truppel sah hoch. «Ach, ehe ich es vergesse, habe noch eine Einladung zu übermitteln. Liu Guangsan wird eine kleine Gesellschaft geben. Hat mich gebeten, Sie mitzubringen. Große Ehre das. Der Name sagt Ihnen etwas?»
    «Jawoll, Exzellenz.»
    «Ja, gut, also dann bis morgen Nachmittag, Fauth wird Ihnen Genaueres mitteilen.»
    Damit war der Gefreite Gabriel endgültig entlassen.
     
    An diesem Tag erfuhr er noch das Ende der Geschichte um den «Vizegouverneur» Friedrich Fauth. Rathfelder klärte ihn auf. «Das ischt schon lange ein fester Brauch: Die hohen Herren finden es sehr luschtig, alle Neulinge zu einem Antrittsbesuch zum Vizegouverneur zu schicken. Inzwischen ischt allerdings schon jeder darauf vorbereitet, die Geschichte hat so einen Bart. I weiß aber net, was wahr ischt und was nicht. S’wird halt viel g’schwätzt. Was hascht du denn schon gehört?»
    «Nur, dass der Zweite Admiral, von Holtzendorff, der Urheber des Spitznamens sein soll.»
    «Ja, ich glaub’, das schtimmt. Holtzendorff ischt scheint’s irgendwie mit Truppel befreundet oder gut bekannt. Jedenfalls ischt er öfter beim Gouverneur zu Gascht, wenn das Geschwader in der Bucht liegt. Die Geschichte von Funke, dem Stabschef kenn’ i net. Aber der Friedrich von Baudissin ist auch schon in diese Falle gegangen. Ich glaub, das war letztes Jahr im November, als der Zweite Admiral hierher kam. Baudissin wollt’ sich jedenfalls bei Truppel vorstellen. Da haben sie ihn natürlich prompt dem Fauth auf die Bude geschickt.
    Weisch, der Fauth wohnt in dem kleinen Haus, grad oberhalb der Gouverneursvilla. Von der obersten Veranda der Villa aus ischt sein Eingang prima einsehbar. Also, der Kutscher hat den Baudissin zunächst ziemlich herumgekarrt, beim Haus des Gouverneurs ging’s los, die Alilastraße hoch, an der Villa Ohlmer vorbei, bis zum Kamm, dann abwärts in den Christweg, irgendwie so. Jedenfalls sind se dann irgendwann am Haus vom Fauth gelandet. Ich glaub, der Kutscher hat die Strecke mehrfach zurückgelegt, damit der Mann denkt, er fährt ganz weit. Der Baudissin hat nix gemerkt, wahrscheinlich war’s inzwischen schon dunkel. Schließlich hat die Kutsche gehalten. Der Mann steigt aus und kommandiert herum, dass er sofort zum Vizegouverneur gebracht zu werden wünscht und so. Na ja, den Rest kannscht du dir denken. Der Fauth soll geflucht haben wie ein Rohrschpatz.»
    Rathfelder lachte. «Jedenfalls hat Baudissin danach angeblich erklärt» – der Schwabe richtete sich auf und nahm eine Haltung an, die er wohl für typisch preußisch-militärisch hielt, und schnarrte: «Also ich habe ja immer jesacht, dass im Gouverneurshaus Tsingtau niemand anders regiert als der Fritz Fauth, der Vizegouverneur von Kiautschou. Vor dem ist niemand sicher, nicht einmal die Gattin des Gouverneurs, Ihre Exzellenz, im Schlaf.»
    «Und was sagt Fauth zu all dem?»
    «Am Anfang soll er sich die Krätze an den Hals geärgert haben. Aber ich glaub, der kennt das inzwischen und sieht das nicht mehr so eng. Vielleicht hält er

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