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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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glaubwürdig?»
    «Niemand weiß das», antwortete Hu Haomin.
    «Wo ist der Tote jetzt?»
    «Wir haben ihn im Stadttempel von Kaumi aufgebahrt. Ein Transport ist bereits organisiert. Sollen wir ihn ins Detachement bringen?»
    Fritz Fauth schüttelte den Kopf. «Nein, zum Zug. Wir nehmen ihn morgen mit zurück nach Tsingtau. Glücklicherweise ist es noch nicht so warm. Ich werde unseren Marinegeneralarzt Harry Koenig bitten, den Toten zu obduzieren. Vielleicht erfahren wir dadurch mehr. Ich weiß, es widerspricht chinesischen Gepflogenheiten, Körper aufzuschneiden», setzte er dann gleich noch hinzu. «Doch manchmal kann das durchaus sinnvoll sein.»
    «Dieser Heizer hatte Tätowierungen. Das haben bei uns nur die Verbrecher», antwortete Hu Haomin. Als erkläre das alles.
    Auf dem Weg zur Unterkunft im Detachement blieb Fauth stumm. Ausnahmsweise hatte er seine Pfeife nicht angesteckt, sondern kaute nur auf dem Mundstück herum. «Verfluchte Geschichte», entfuhr es ihm schließlich. «Wenn da etwas dran ist, dann bahnt sich Ärger an.»
    Konrad hütete sich, eine Bemerkung dazu zu machen.
    «Wehe Ihnen, wenn Sie auch nur mit einer Menschenseele darüber reden.»
    Er versprach es umgehend und wagte dann doch eine Frage. «Wer ist dieser Major?»
    «Oh, ein Freund. Der persönliche Adjutant von Gouverneur Zhou Fu. Er hat übrigens in Berlin studiert. Sein Förderer Li Hongzhang hatte ihn bei seiner Deutschlandreise vor einigen Jahren mitgenommen, und er blieb dann. Li ist inzwischen tot. Ich habe ihn nie kennengelernt, aber Generalgouverneur Yuan Shikai scheint ihm einiges zu verdanken.»
    Konrad Gabriel sagte es nicht, aber er hatte seine Zweifel, ob es sich bei diesem undurchsichtigen Hu Haomin wirklich um einen Freund handelte.
     

Kapitel 5
    DER TRUBEL AUF DEM HAUSHOF weckte sie, Mulan schrak aus einem fiebrigen Schlaf auf. Sie war in ihrer besten Robe aus blauer Seide mit den silbernen Knöpfen auf ihr Bett gesunken. An diesem Morgen hatte sie sich mit Hilfe der Amah sorgsam angekleidet, Jasmin ins Haar gesteckt und kleine Perlen in die Ohren. Ihr Herz war kalt vor Angst. Liu Guangsan hatte sie seit Tagen nicht mehr besucht. Sie hatte seinem Befehl nicht gehorcht, den Brief an den Fremden nicht geschrieben. Nun würde er sie verstoßen. Außer ihm hatte sie keinen Schutz. Dann blieb ihr nur noch der Weg zu den Sing-Mädchen. Kurz danach betrat die Amah leise ihr Gemach. Yu Ting war die Einzige, die sie in diesen Tagen um sich ertrug.
    «Liu Laoye hat einen Arzt bestellt. Er wartet auf dich hinter dem Vorhang, meine Kleine.»
    Mulan richtete ihre Robe. Also war sie ihm doch nicht ganz gleichgültig. Wenn er den Arzt schickte, dann musste ihm noch etwas an ihr liegen.
    Eine Fistelstimme erkundigte sich nach ihrem Befinden. Sie berichtete mit leiser Stimme von dieser großen Mattigkeit, die sie überfallen hatte, und von den Fieberschüben. Dann reichte sie auf seinen Befehl hin ihre schmale Hand durch den Vorhang. Sie konnte fühlen, wie er die Finger an das weiche Innere ihres Handgelenkes legte, ihr Puls pochte gegen den Druck an.
    Nach einer schier endlos scheinenden Zeit, die in Wahrheit doch nur wenige Sekunden gedauert haben konnte, ließ er ihre Hand wieder los. «Sehr gut», näselte er.
    «Komm, mein Herz, leg dich wieder hin», die Amah führte sie sanft zu ihrem Lager zurück. Doch Mulan schüttelte den Kopf. Sie würde sich auf den hölzernen Stuhl mit der halbhohen Lehne aus Teakholz setzen, die aussah, als wäre sie eine Lochstickerei. Der Künstler hatte geschwungene Ornamente und Blumen hineingeschnitzt. «Jetzt wird der Herr sicher bald kommen. Ich will ihn würdig empfangen.» Sie war ihrer Mutter dankbar, dass sie sie Disziplin gelehrt hatte. Aus der geraden Haltung ihres Rückens schöpfte sie neue Kraft, das Kind in ihrem Leib regte sich. Seit sechs Monden hatte sie nun nicht mehr geblutet. Sie griff nach ihrem kunstvoll hochgesteckten Haar. Gut. Dann hob sie das Kinn und wartete darauf, dass sich die Tür öffnete. Normalerweise kündigte Liu Guangsan an, wenn er sie besuchen wollte, damit sie sich auf ihn vorbereiten konnte. Doch dieses Mal war das sicher anders.
    Sie hatte sich nicht geirrt. Liu Guangsan riss die Türe auf, stürmte auf sie zu und riss sie von ihrem Stuhl hoch. Schwankend lehnte sie sich gegen ihn. Er stieß sie nicht zurück. «Warum, meine Magnolienblüte, warum hast du mir nicht gesagt, dass du meinen Sohn in dir trägst?»
    Tränen stiegen ihr in die Augen, sie

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