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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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man sich nicht. Was lernen betrifft, so sei nicht beschränkt. Halte dich eng an die Gewissenhaften und Treuen. Mache Treu und Glauben zur Hauptsache. Habe keinen Freund, der dir nicht gleich ist. Hast du Fehler, scheue dich nicht, sie zu verbessern».», zitierte er weiter. «Nun verstehe ich, warum mein Sohn von seinem deutschen Schüler immer nur in lobenden Worten spricht.»
    Huimins Vater sagte diese Worte in einem abschließenden Ton, der Konrad klarmachte, dass das Gespräch jetzt beendet war. Er stand auf und verneigte sich erneut. «Ich danke meinem verehrten Gastgeber für seine hohe Meinung. Ich habe auch hier noch viel zu lernen. Das eigentliche Lob gebührt Ihrem Sohn. Aber ich bitte darum, mich jetzt zu entschuldigen. Ich muss zurück.»
    Tang nickte. «Der junge Fremde kennt seine Pflicht gegenüber seinem Vaterland. Ich werde Ihnen eine Rikscha besorgen.»
    Damit war Konrad entlassen. Sein Freund brachte ihn hinaus. «Nun, Tang Laoshi, mein Lehrer, habe ich die Prüfung bestanden?», erkundigte er sich halb im Spaß, halb ernsthaft.
    «Bestanden», flachste dieser zurück. Doch so frei wie sonst war das gemeinsame Lachen nicht. Zumindest kam es Konrad so vor.
    Das Gespräch mit Tang begleitete ihn noch lange. Stimmte es, was dieser sagte? Alles, was er wusste, sprach gegen Tangs Version. Warum sollte er dem Mann glauben, der sein Vaterland verunglimpfte, den Kaiser in gewissem Sinne sogar zum Verbrecher abstempelte? Eigentlich war es unglaublich! Er hätte sofort lauthals protestieren müssen. Doch seine Verblüffung war einfach zu groß gewesen. Was sollte er nun tun? Es ignorieren? Hatte er zu freundlich reagiert? Ein aufrechter deutscher Soldat hätte den Chinesen zusammenschlagen müssen, die Ehre Deutschlands verteidigen. Er fühlte aber keinen Zorn. Verletzten Stolz, das ja. Seine Ehre als Deutscher war verletzt worden. Wie sollte er damit umgehen? Hatte Tang ihn möglicherweise absichtlich belogen? Aber warum hätte er das tun sollen?
    Alles mündete doch in der Frage, wer hier die Wahrheit sagte. Er war Deutscher, stolz darauf, für seinen Kaiser zu kämpfen. Es konnte doch nicht sein, dass sie belogen worden waren. Oder doch? Hatten sie in Deutschland nur die halbe Wahrheit erfahren? Es gab doch Fakten! Zwei tote Missionare, einen ermordeten Gesandten. Deutsche, die in China gelandet waren. Wer war denn nun im Besitz der ganzen Wahrheit? Die Deutschen? Die Chinesen? Die ganze, die absolute Wahrheit. Gab es so etwas überhaupt? Jenseits seiner Grenze verkehrt sich jedes Ding in sein Gegenteil. Er erinnerte sich nicht, wo er diesen Satz gehört hatte.
    Konrad konnte Tang nie wieder so unbefangen begegnen wie zuvor. Zum ersten Mal hatte er die Wand gespürt, die sie trennte. Sie war durchsichtig, deswegen konnte man sie bis zu einem gewissen Grad ignorieren. Nun war er voll dagegengeprallt. Was immer er tat, wie sehr er oder auch Tang sich bemühen mochten, es gab kein Hindurchkommen. Und vielleicht letzten Endes auch keinen Weg, der darum herum führte. Konrad war sich klar, es lag in seiner Natur, diesen Weg trotzdem zu suchen. Und dabei im Zweifel mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen. Ein Satz von Konfuzius kam ihm in den Sinn. Er hatte ihn mit Tang gelesen: Wenn über das Grundsätzliche keine Einigkeit besteht, ist es sinnlos, miteinander Pläne zu machen.

Kapitel 7
    KEIN KULTIVIERTER MENSCH machte zu dieser Stunde Besuche. Doch der späte Gast gab nicht auf und polterte weiter gegen die Türe. Das Zimmer Konrads lag direkt neben dem Eingang des kleinen Hauses, in dem er mit Fritz Fauth lebte, der Raum des Maats war weiter hinten, den Gang entlang. Konrad erhob sich fluchend und stieg in seine Uniformhose. Dann tappte er durch den Flur und öffnete. Die Kuckucksuhr im Gang schlug. Es war vier Uhr nachts.
    «Endlich, ich dachte schon, es ist niemand da!» Gottfried Landmanns bullige Gestalt stürmte an ihm vorbei in Richtung der Kammer von Fritz Fauth. Da öffnete sich auch schon dessen Tür. «Welcher Idiot veranstaltet mitten in der Nacht ein solches Höllenspektakel – Gottfried, Donnerlittchen, du bist ja ganz aufgelöst. Was ist geschehen?»
    Landmann wischte sich den Schweiß von der Stirn und warf einen zweifelnden Blick auf Konrad.
    «Du kannst ihm vertrauen. Komm, lass uns in die Stube gehen.» Dann wandte er sich an Konrad: «Gefreiter, besorgen Sie uns etwas zu trinken!»
    Es war ihm überhaupt nicht recht, dass er fortgeschickt wurde, doch Konrad tat, wie ihm befohlen – und

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