Die Korallentaucherin
Träumer, Opportunisten. Irgendjemand hält immer Ausschau nach seiner großen Chance«, sagte Rosie. »Ich beobachte das häufig. Allerdings würde ich es nicht ertragen, wenn sie unsere Anlage hier auf Branch Island in ein Mega-Urlaubszentrum verwandeln wollten.«
»Wir machen uns ein bisschen Sorgen, dass eine Kampagne eingeleitet werden könnte, um die Forschungsstation in Misskredit zu bringen oder die Anlage schlechtzumachen, irgendetwas, was sie als Druckmittel benutzen können«, sagte Mac.
»Wenn sie ihre Hausaufgaben machen, überlegen sie es sich vielleicht noch anders«, bemerkte Gideon. »Ich würde mich nicht übermäßig beunruhigen lassen.«
»Blair sagt, dass Fanzio und Holding einen Bericht über die Modernisierungsmöglichkeiten der Anlage erarbeiten wollen, was immer das heißen soll«, sagte Jennifer. »Eine Journalistin soll herkommen und eine Glitzerstory schreiben. Für irgendein Reisemagazin.«
»Das gefällt mir nicht. Ich bin nicht darüber informiert worden«, sagte Rosie.
»Wenn sie die Anlage ausbauen wollen, werden sie über den jetzigen Zustand wohl kaum einen euphorischen Artikel schreiben lassen«, überlegte Gideon laut.
»Ich traue Journalisten, die gratis herkommen, nicht über den Weg«, sagte Rosie. »Vielleicht bezahlen sie wie alle anderen auch, wie es sich gehört, und wir wissen nicht, wer sie sind.«
»Dagegen ist nichts einzuwenden«, sagte Mac. »Meine Sorge gilt der Forschungsstation. Der Universitätsvorstand reagiert empfindlich auf schlechte Presse.«
»Warum bestellt ihr euch nicht einen eigenen PR -Mann, der über eure interessante Arbeit berichtet?«, schlug Jennifer vor. »Über Carmels genetische Studien an Walen, Kirstys Forschung zur Fortpflanzung von Korallen und Rudis Pflanzen? Und was ist mit Isobel? Und mit dir, Gideon? Lloyd hat mir von deiner Hubble-Bubble-Taucherglocken-Erfindung erzählt.«
Alle lachten.
»So hat noch niemand mein Gerät genannt«, sagte Gideon und grinste. »Ich halte mich bedeckt, danke. Mich kennt niemand, und so soll es auch bleiben.«
Rosie wirkte nachdenklich. »Keine schlechte Idee, für eine andere Art von Werbung zu sorgen, die die Insel als Umweltschutzzentrum hervorhebt, nicht als Urlaubsort mit Spaß, Bedienung hinten und vorn und einem Kasino.«
»Wie wär’s mit Tony Adams? Ich glaube, Lloyd hat schon mit ihm über eine Story über die Forschungsstation geredet«, sagte Jennifer.
Alle sahen einander an und dachten an den ernsten, zurückgezogenen Kriegsberichterstatter.
»Ob ihn das interessieren würde?«, fragte Rosie. »Er ist genau die Art von Journalist, die wir brauchen. Jemand, der eine Story schreiben will, nicht unbedingt tiefschürfende Enthüllungen, aber einen fachkundigen Artikel. Oder eine Serie. Außerdem ist er ein sehr guter Fotograf.«
»Fragt ihn«, schlug Gideon vor. »Und wir halten den Mund.«
Jennifer ließ das Abendessen über sich ergehen, lächelte, nickte, hörte zu, stellte hin und wieder Fragen zum Leben in Minnesota und langweilte sich zu Tode, während die Frauen über ihre Kinder sprachen. Susie dagegen betrieb nahezu übersprudelnde Werbung für die Anlage und Sooty Isle. Jennifer fragte sich, ob sie eine Provision für jeden Besucher der kleinen Insel erhielt. Als sie den Speisesaal verließen, um an der Bar einen Schlummertrunk zu nehmen, entschuldigte Jennifer sich mit Müdigkeit. Blair nahm sie beiseite.
»Es kann spät werden, diese Typen feiern gern. Ich habe vergessen, dir zu sagen, dass Tante Vi angerufen hat. Offenbar nichts Dramatisches. Vielleicht rufst du sie noch zurück. Benutze das Telefon in meinem Büro. Heather am Empfang weiß Bescheid.«
»Das hättest du mir vor dem Essen sagen können«, schimpfte Jennifer. »Vi ruft nur an, wenn es etwas Wichtiges gibt.«
»Ich habe nicht mit ihr gesprochen. Aber ihre Nachricht besagte, dass es nicht wichtig wäre.«
»Es geht um meine Mutter. Ganz sicher«, seufzte Jennifer. »Komm nicht zu spät, Blair.«
Er zuckte die Schultern. »Warum nicht? Ich kann zu Fuß nach Hause gehen, und es geht ums Geschäft.«
»Schön. Wie du willst.« Jennifer war müde. Sie ging zur Rezeption und fragte Heather, ob sie das Telefon in Blairs Büro benutzen könne.
»Vi, ich bin’s. Ist etwas passiert? Entschuldige, dass ich mich so spät melde. Blair hat mir gerade erst von deinem Anruf erzählt.«
»Wie geht’s dir, Schätzchen, ist alles in Ordnung?«
»Mir geht’s gut. Habe nie besser ausgesehen, sagt man mir. Gibt
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