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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Sportangler kommen trotzdem auf ihre Kosten. Es geht ihnen ums Drillen, darum, sich fotografieren zu lassen.« Lloyd blickte nachdenklich aufs Meer hinaus.
    »Du machst dir Sorgen wegen der Auswirkungen auf den Tourismus?«, fragte Jennifer.
    Er wandte sich ihr zu. »Nein, eigentlich nicht. Ich bin neunundzwanzig Jahre alt und kann noch manchen anderen Beruf ergreifen. Nein, ich mache mir Sorgen um die Zukunft des Riffs. Für die meisten hier bedeutet es lediglich einen guten Job.«
    »Du hast zu viel Zeit mit Mac und Gideon verbracht«, sagte Jennifer mit einem kleinen Lächeln.
    »Ja.« Er holte Teebecher aus dem Schrank. »Wie gut kennst du Gideon? Seine Interessen, seine Lebensziele?«
    »Die Insel, soweit ich weiß. Ich schäme mich dafür, dass ich bisher nicht mehr Interesse für ihn gezeigt habe. Er ist so aufmerksam und hilfreich mir gegenüber«, sagte Jennifer.
    »Das ist seine Art. Gideon ist im Grunde ein großer Erfinder. Er hat irgendeine Art Ingenieursdiplom. Im Krieg war er Pilot. Jetzt baut er Unterwasserfahrzeuge. Weiß nicht, warum er nicht zur Marine gegangen ist«, sagte Lloyd. »Er sagt, unter Wasser dahinzugleiten wäre wie fliegen. Wie auch immer, das ist es, was ihn mit Isobel verbindet.«
    »Diese komische Maschine, die ich gesehen habe!«, rief Jennifer aus. »Ist das ein Unterwasserfahrzeug?«
    »Wir nennen es das Haimobil. Angetrieben mit aerodynamischem Druck und nach den gleichen Prinzipien wie Raumfahrzeuge. Ich verstehe nichts davon. Ich steuere nur das Boot und helfe ihnen, es zu Wasser zu lassen.«
    »Sie haben es getestet? Es funktioniert?«, staunte sie.
    »Ich schwör’s. Der alte Gideon war schon ziemlich tief unten damit und hat Fotos und Videos gemacht. Sie sind ein bisschen dunkel und unscharf, aber er sagt, er hat dort erstaunliche Dinge gesehen.«
    »Ist Isobel deswegen hier?« Die Vorstellung, in einer Plastikmaschine mit Fenstern und kleinen Flossen wie ein zerbrechlicher, aber flinker Fisch durchs Wasser zu schießen, ließ Jennifers Haut prickeln.
    »Zum Teil. Es wird nicht groß darüber geredet, damit die Touristen nicht zum Gaffen kommen und die Medien es nicht aufbauschen. Und, weißt du, es ist gefährlich. Die Universität will sich nicht mit einem gescheiterten Experiment belasten. Nimmst du Zucker?«
    »Nein, danke, Lloyd. Arbeitet Isobel auch für eine Universität?«
    »Nein, sie hat ihre eigene Forschungsorganisation, gesponsert von den Amerikanern. Frag Carmel mal. Oder, besser noch, sprich mit Isobel selbst.«
    »Mach ich.« Sie sah zu, wie Lloyd das Angelzubehör verstaute. »Weißt du, irgendwie wäre es für die Touristen doch bedeutend interessanter, zu erfahren, was die Forschungsstation und die Wissenschaftler und Studenten hier arbeiten, als in einem Boot zu sitzen und eine Schnur ins Wasser zu hängen, ohne zu wissen, was da unten vor sich geht.«
    Lloyd wies auf das Echolot. »Ja, eine Schule Fische als gelben Klecks auf dem Radarschirm zu sehen, ist nicht so aufregend wie ein Ausflug im Unterwasserfahrzeug der Ferienanlage, wo man Auge in Auge mit der Tierwelt sein kann. Du solltest es mal ausprobieren. Es tuckert langsam dahin; die Passagiere befinden sich unter Wasser, die obere Hälfte des Fahrzeugs ragt heraus.«
    Jennifer schüttelte den Kopf. »Warum versucht alle Welt, mich unter Wasser zu schicken?«
    »Dazu kommen die Leute her. Alles andere, die tolle Ferienanlage, die tropische Insel, das idyllische Leben, Schildkröten, Fische, Vögel – das ist nur schmückendes Beiwerk. Es geht ums Riff. Das Riff ist die Zugnummer. Es wird nicht umsonst als eines der Weltwunder bezeichnet. Du musst es sehen, Jennifer.«
    Sie streckte die Hand aus und ließ sich zurück auf die Treppe helfen. »Danke für den Tee. Grüß Carmel von mir. Bis später, Lloyd.«
    Jennifer spazierte durch die Anlage und erwog, ein Schläfchen in der Neuanschaffung zu halten, die Doyley für sie besorgt hatte – eine Hängematte. Sie hatten sie zwischen zwei Bäumen im Garten ihrer Unterkunft gespannt. Doch zu ihrer Überraschung sah sie Mac und Gideon auf sich zukommen. Gideon trug eine lange Baumwollhose, ein farbenfrohes Hemd, Sandalen und seinen Lederhut. Mac wirkte trotz seiner Shorts äußerst gepflegt in seinem gebügelten Hemd.
    »Hallo, Miss Jennifer«, sagte Gideon und lüpfte den Hut.
    »Welch nette Überraschung. Was führt euch hierher? Wollt ihr heute hier zu Abend essen?«
    »Ich glaube schon«, sagte Gideon. »Schließt du dich uns an? Rosie hat uns

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