Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
wählte ihre Worte behutsam. »Ich dachte, ich könnte den heutigen Tag mal allein verbringen. Mir ein Fahrrad ausleihen, vielleicht zur alten Farm rausfahren und Mr.Allen besuchen.«
    »Wozu, um alles in der Welt? Na ja, wenn du deine Zeit lieber mit Leuten verbringst, die du als Kind nur flüchtig gekannt hast …« Christina rauschte zurück ins Schlafzimmer.
    Jennifer stützte den Kopf in die Hände. Sie würde ihre Mutter ins Kino einladen, dann brauchten sie nicht zu reden. Irgendwie würde sie ihr dann beibringen, dass sie früher als geplant nach Sydney zurückfahren musste. Ihr würde schon ein Grund einfallen, um ihren Urlaub zu verkürzen.
     
    Ihre Mutter stand gekränkt und mit Märtyrermiene neben ihr auf dem Bahnsteig. Jennifer warf einen Blick auf die Uhr. Noch fünf Minuten.
    »Wirst du dort nicht sehr einsam sein? Die anderen sind doch sicher noch nicht zurück, genießen ihren Urlaub, bis der Uni-Betrieb wieder anfängt?«
    »Nein, Mum, jede Menge Studenten bleiben auch in den Ferien dort. Viele können sich einen Urlaub nicht leisten oder haben Ferienjobs. Ich hoffe, Blair kann mir helfen, einen Job dort im Café zu bekommen. Da würde ich bedeutend mehr verdienen als in der Bibliothek.«
Verflixt! Es war ihr einfach so herausgerutscht. Ob ihre Mutter es mitbekommen hatte?
    Christina fuhr mit großen, interessierten Augen zu Jennifer herum. »Blair? Wer ist Blair? Hast du mir schon von ihm erzählt? Ein Freund, wie? Oder ist er der Besitzer dieses Cafés? Offen gesagt, ich finde, Kellnern ist kein guter Beruf für eine Dame, Jennifer.«
    »Es ist ein niedliches kleines Café. Sehr beliebt bei den Leuten von der Uni. Viel Trinkgeld bekommt man dort nicht, weil die meisten Gäste auch nur arme Studenten sind. Aber die Jobs dort sind sehr begehrt.«
    »Und dieser Blair, arbeitet er dort?«
    »Er war der Koch, aber jetzt ist er stellvertretender Direktor in einem neuen Hotel.«
    »Verstehe. Ein Koch. Ein guter Freund von dir, ja?«
    »Jaja, gewissermaßen. Ich habe viele Freunde.«
Wo bleibt der verdammte Zug?
    »Wie schön für dich. Aber er ist ein besonders guter Freund, oder?« Ihrem Blick, auf Jennifers Gesicht gerichtet, entging nicht, wie unbehaglich sie sich fühlte.
    »Irgendwie schon. Gut, ja. Wir gehen manchmal zusammen aus.«
    »Meine Tochter hat also einen Freund. Schön. Ich hoffe, er ist ein netter Junge, Jennifer, verstehst du, was ich meine? Aus einer netten Familie, die ihrem Sohn Achtung vor den Frauen beibringt.«
    »Er ist sehr nett. Don und Vi mögen ihn.«
Oh, verdammt!
    »Ach ja? Sie kennen diesen Jungen, und mir sagt man nicht einmal, dass es ihn gibt. Meine eigene Tochter nicht, und auch nicht mein Bruder und seine Frau.« Ihre Stimme klang gepresst.
    »Mum, der Zug kommt. Nun sei doch nicht so. Er wurde nicht erwähnt, weil es nicht wichtig ist, nichts Ernstes. Ich gehe mit vielen verschiedenen Menschen aus«, schwindelte sie rasch.
    »Du willst sicher früher nach Sydney zurück, um diesen Jungen zu sehen?«
    Jennifer nahm ihre Mutter in den Arm. »Nein, er ist mit seiner Familie verreist. Danke für die schöne Zeit. Ich rufe dich morgen Abend an. Zu Ostern versuche ich zu kommen. Tschüs, Mum.« Sie hob ihren Koffer auf und schob ihn in den Waggon.
    Als Jennifer sich auf ihren Platz sinken ließ, fuhr der Zug an ihrer Mutter vorbei, die sich mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf über den Bahnsteig schleppte, so traurig. Wütend schob Jennifer ihre Handtasche unter den Sitz.
     
    Blair kam erst in einer Woche zurück. Im Gegensatz zu dem, was Jennifer ihrer Mutter gesagt hatte, waren ihre Lieblingslokale entweder halb leer oder voll von Touristen. Sie beschloss, zum Brunch hinunter nach Circular Quay zu gehen. Blair hatte ihr von einem kleinen Straßenlokal in der Nähe des Hotels, in dem er arbeitete, erzählt.
    Als sie dort ankam, sah sie zu ihrem Schrecken Blair dort mit einem Mädchen und zwei anderen Männern unter einem Sonnenschirm am Tisch sitzen. Verlegen blieb sie stehen, aber es war zu spät, um wegzulaufen. Blair sprang auf.
    »Jenny! Hey! Komm her.«
    Schüchtern gesellte sie sich zu der Gruppe und war erstaunt, als Blair sie überschwenglich umarmte. »Warum hast du mich nicht wissen lassen, dass du früher zurückkommst?«
    »Du hattest gesagt, du würdest noch eine Woche oder länger im Norden bleiben«, sagte sie.
    »Touché, Blair … besser, du beichtest«, sagte einer der Jungen lachend.
    Blair wirkte verlegen. »Habe das Motorrad meines

Weitere Kostenlose Bücher