Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
Arzt gehen, Geschäfte und Cafés anschauen. Nach diesem Entschluss fühlte sie sich besser. Sie ging ins Haus, um sich zum Abendessen umzukleiden.

[home]
    Kapitel sieben
    Mondaufgang
    D er Strandabschnitt vor der Hotelanlage wurde ihr immer vertrauter. Jennifer kannte jeden Baum und jeden Steinhaufen längs der Strecke, die sie allmorgendlich vor dem Frühstück zurücklegte. Ihr Spaziergang führte sie stets zum Anlegesteg, den sie bis zum Ende hinunterging.
    Wenn sie in das klargrüne seichte Wasser spähte, wurde sie gelegentlich mit einem Blick auf Methusalems träge Gestalt belohnt, der Zackenbarsch, der den Raum zwischen dem Anleger und dem alten Wrack als sein Revier beanspruchte. Zwischen den Booten schwammen schlanke silberne Fische in perfekt choreographierter Formation; jeder Richtungswechsel erfolgte völlig simultan. Unvermeidlich waren die Beschwerden anderer frühmorgendlicher Besucher über das Angelverbot innerhalb des Riffs. Manchmal tanzten anmutige Adlerrochen im tiefen grünen Wasser um die Pfeiler oder mit ballettähnlichem Flossenschlag und langen Schwanzflossen in Ufernähe.
    Rosie war zurück, und Blair war zerstreut und reizbar. Wahrscheinlich, weil er jetzt nicht mehr das Kommando führte, wie Jennifer vermutete. Rosie hatte Jennifer aufgesucht, um sie zu fragen, wie sie sich eingelebt hatte.
    Jennifer war ehrlich. »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich lasse mich treiben wie im Urlaub, aber ich amüsiere mich nicht sonderlich. Ich fühle mich wie das fünfte Rad am Wagen bei einem Ausflug am Valentinstag mit lauter Pärchen. Blair nimmt seine Arbeit sehr ernst, und er könnte genauso gut auf dem Festland arbeiten, denn ich bekomme ihn immer erst zum Abendessen zu sehen, und dann pflegt er den Kontakt mit den Gästen. Ich fürchte, ich kann da nicht mithalten.«
    Rosie lachte leise. »Und ich möchte wetten, deine Freunde denken allesamt, du wärst ein Glückspilz, weil du auf einer zauberhaften Insel am Great Barrier Reef leben darfst. Ich kenne das Gefühl. Du brauchst eigene Interessen. Übrigens, falls du irgendwelche Freizeitangebote des Hotels wahrnehmen willst, bekommst du eine Mitarbeiterermäßigung. Tauchen, die U-Boot-Fahrt …«
    »Nein, danke. Ich habe … ein gestörtes Verhältnis zum Wasser. Es grenzt an ein Wunder, dass ich neulich in der Lagune schwimmen war.« Jennifer fragte sich, ob Rosie Gideon kannte. Sie vermutete es, erwähnte Rosie gegenüber aber nicht, dass sie ihn kennengelernt hatte.
    »Oje.« Jennifer hörte das Mitgefühl in Rosies Stimme, das unausgesprochene:
Was zum Teufel tust du dann hier?
»Das ist problematisch. Ich dachte, Blair hätte gesagt, dass du an einem Projekt für die Uni arbeitest oder so?«
    »Ja, aber bisher hatte ich nicht die Energie dazu. Und heute will ich mit dem Vormittags-Katamaran aufs Festland fahren. Das Meer bleibt doch ruhig, oder?«
    »Aber sicher. Auf dem Rückweg könnte es vielleicht ein bisschen schaukeln, falls der Wind auffrischt. Aber dieser Katamaran schießt nur so übers Wasser. Ich habe Tabletten oder auch Pflaster gegen Seekrankheit, falls du das möchtest. Hast du auf dem Festland etwas Bestimmtes vor?«
    »Doyley hat mir den Namen eines Arztes gegeben. Er ist eine geradezu übersprudelnde Informationsquelle. Ich denke, ich lasse mich mal untersuchen, und, na ja, ein bisschen Einkaufstherapie könnte heilsam wirken.«
    »Hört sich gut an.« Rosie lachte. »Komm vorbei, wenn du zurück bist, und zeig mir deine Ausbeute. Bei einem Drink könnten wir dann Versäumtes nachholen.«
    »Prima.« Jennifer freute sich auf den Tag, der vor ihr lag.
     
    Headland Bay in Queensland war eine Kleinstadt mit großen Vorsätzen. Am Kai, wo der Katamaran anlegte, gab es Vergnügungsschiffe, Imbissbuden, einen Supermarkt, einen Fish-and-Chips-Stand, einen Zeitungskiosk und ein Café. Ein großes, farbenprächtiges Plakat zeigte, wie die Gegend aussehen würde, wenn der geplante Headland Marina Complex fertiggestellt war – Ankerplätze für Luxusjachten, Restaurants, Geschäfte.
    Im Empfangsbereich des Branch-Island-Touristikbüros, wo mehrere Pärchen ihr Gepäck für die Rückreise zur Insel aufgaben, wurde Jennifer von Vera begrüßt.
    »Guten Morgen, Mrs.Towse. Wie gefällt es Ihnen auf der Insel? Sie kommen zum ersten Mal zurück aufs Festland, nicht wahr?«
    »Nennen Sie mich doch bitte Jennifer. Die Insel ist wunderschön.« Mit einem Blick auf die Gäste fragte sie: »Warum nennt man die Insel das Lager? Das

Weitere Kostenlose Bücher