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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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Köpfen ihrer
Eltern zu einem Nebelknoten zusammenbraute.
    Noch ehe sie die Augen schließen
konnte, senkte sich diese schwarze Wolke blitzartig und lautlos auf Reinulf und
Lioba nieder, bis sie sie ganz umhüllte, wie ein grauenvoller Mantel aus
tödlicher Finsternis.

9
     
    Wolf Kirkbach hob seinen leeren
Krug in die Luft und zeigte mit dem Finger darauf. Aron füllte noch eine Kelle
mit Gerstensaft und eilte durch den an diesem Abend gut gefüllten Gastraum
hinüber an Wolfs Tisch. Als er nachgoss, legte dieser seine Hand auf Arons Arm.
    >>Junge, ich muss mit dir
reden! <<, raunte er ihm zu.
     Aron warf einen unsicheren Blick
zur Theke. Ansgar und Vinara waren  in der Küche verschwunden. Er konnte sie
von Ferne über die Zubereitung der Mahlzeiten streiten hören. Er setzte sich
mit einem etwas unbehaglichen Gefühl. Würde Ansgar ihn so bei einem Gast sitzen
sehen, würde er hinterher sicherlich eine gehörige Tracht Prügel bekommen. Wolf
schien seine Gedanken zu erraten, griff in seine Hosentasche und zog ein
winziges Säckchen hervor. Er ließ etwas wie feinen Sand in seine Handfläche
rieseln. Dann stand er auf und schritt einmal im Kreis um den Tisch der Beiden
herum, während er eine dünne Sandlinie auf den Boden streute. Als er sich
wieder hinsetzte, entspannte er sich sichtlich.
    >>So <<, sagte er
zufrieden und steckte den Beutel wieder in die Hosentasche.
    >>Nun wird niemand ein
Interesse daran entwickeln, was wir bereden. <<
     Er deutet mit dem Kinn in
Richtung Küche.
    >> Die werden jetzt so desinteressiert
an dir sein, dass sie nicht einmal bemerken, dass du hier sitzt. Nicht einmal
Gryla könnte uns jetzt hören. <<
    Er nahm einen großen Schluck aus
seinem Krug, so als müsste er sich für dieses Gespräch rüsten. Aron hatte von
dem Schutzzauber der Kaufleute schon gehört, jedoch gesehen hatte er einen
solchen noch nicht. Fasziniert stierte er auf die haarfeine Line, die sich nun
um beide schloss. Tatsächlich hatte nun plötzlich niemand mehr im Raum auch nur
das geringste Interesse an den Beiden. Es kam Aron sogar so vor, als wenn sie
gar nicht mehr wahrgenommen würden, egal wie laut sie sprächen. Wolf scherte
sich nicht um Arons erstaunte Blicke. Er hatte Wichtiges zu klären und seit seiner
Begegnung mit dem Zagel nur noch ein Interesse: nämlich Urmitz so schnell wie
möglich zu verlassen.
    >>Ich habe heute Nachmittag
eine Begegnung gehabt, und zwar eine, auf die ich nicht besonders scharf
gewesen bin. <<
    Aron Gesichtsausdruck wechselte vom
Erstaunen ins Unverständliche. Dann weiteten sich seine Augen. >>Du hast
ihn getroffen…! <<, stieß Aron ungläubig hervor. 
    >>Wenn ich es dir doch sage!
<<, flüsterte Wolf nun doch etwas leiser. >>Er hielt mich unten an
der Weide an, bevor der Weg in den Wald abbiegt. <<
    >> Ich war noch nie dort
<<, warf Aron ein, aber Wolf schien ihn gar nicht zu hören. >>Er
ist unglaublich … groß. So groß wie ein Riese! Und seine Augen…<<
    Wolf sprach nicht weiter und
starrte an Aron vorbei ins Leere. Aron wollte lieber gar nicht wissen, was mit
Zagels Augen war. Es schauderte ihn. Düstere Geschichten rankten sich um den
Waldgeist. Nicht immer war er bösartig, aber auch nicht immer gut. Boshaft wie
ein trotziges Kind konnte er werden, wenn er sich ärgerte. Und er ärgerte sich
schnell.
    >>Er sagte, ich solle dir
dies hier geben <<
    Wolf griff in seine Seitentasche,
zog einen braunen Lederbeutel hervor und legte ihn auf den Tisch. Aron starrte
den Beutel in ihrer Mitte an, als sei es ein widerliches Insekt.
    >>Der Kleine vom Reinulf hat
es über die Grenze geschafft…<<
    >>Er hat‘s
geschafft!?<<, rief Aron freudig.
    >>Ja, aber er ist tot!
<<, gab Wolf zurück.
    >>Tot…<<, echote Aron
geschockt.
    >>Ja, ich hab mich so
schnell es ging aus dem Staub gemacht. <<
    Aron wollte noch etwas sagen, aber
Wolf unterbrach ihn. >>Hör zu, ich möchte nichts darüber hören, hörst du!
Ich habe auch keine Lust, mit dir jetzt über den Jungen zu reden, oder über
diese aberwitzige Idee, dieses Ungetüm, diesen…<<, er suchte nach Worten,
>>… diesen Wahnsinnigen herauszufordern. <<
    Aron schluckte, doch der Kloß in
seinem Hals wurde trotzdem nur noch größer. Er sah Ranja vor sich und Reinulf
und Lioba, und fragte sich, mit welchen Worten er ihnen die schreckliche
Nachricht überbringen sollte.
    >>Weiß es Reinulf schon?
<<, stieß er schnell hervor.
    >>Ja<<, murrte Wolf. Aron
bemerkte trotz seines Schreckens und seiner Trauer eine leise Erleichterung.

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