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Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation

Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation

Titel: Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Newberg
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gleichberechtigt sind, weil für alle dieselben Regeln gelten. Besonders mögen sie das extrem langsame Sprechen, und sie passen genau auf, dass man die Redezeit von dreißig Sekunden nicht überschreitet.
    Als einer unserer Kollegen, Mathematiklehrer an einer örtlichen Highschool, die Übung mit seinem neunjährigen Sohn Nick und dessen Freunden durchführte, veränderte er die Regeln und machte einen Wettbewerb daraus: Alle Teilnehmer schrieben jeweils einen tätigkeitsbezogenen Satz auf, etwa »Ich gehe jetzt Rad fahren« oder »Ich möchte ein Stück Pizza«. Dann rieten sie abwechselnd, was derjenige sagen würde, der gerade an der Reihe war und so langsam sprach, dass zwischen zwei Wörtern zehn Sekunden Pause lagen.
    Nick schrieb zum Beispiel einen Satz auf und faltete das Blatt in der Mitte, sodass niemand sehen konnte, was er geschrieben hatte. Dann sagte er das erste Wort: »Mein …« Die anderen riefen Sätze wie: »Mein Bauch tut weh.« Aus einem Wort ließ sich noch nichts entnehmen. Dann sagte Nick langsam: »Mein … Vater … spricht …« Die Antworten wurden spezifischer: »Mein Vater spricht mit meiner Mutter« und so weiter. Nick fuhr langsam fort: »Mein … Vater … spricht … zu …« Sofort rief Nicks Freund: »Mein Vater spricht zu schnell.« Das stimmte zwar, war aber nicht die Lösung, und Nicks Schwester erriet schließlich: »Mein Vater spricht zu lange!«
    Nicks Mutter, eine Therapeutin, nahm das Stichwort auf und schlug vor, dass jeder eine Runde spielen solle, in der sein Satz mit dem Namen eines der anderen Teilnehmer beginne. Im Laufe dieses Spiels erfuhren alle etwas darüber, wie sie von den anderen wahrgenommen wurden. Das Spiel war ein wenig riskant, aber unter der Anleitung der Eltern blieb es ein Spaß, und die Kinder konnten positive und negative Meinungen übereinander auf ungefährliche Weise ausdrücken.
    Durch dieses Spiel lernten die Kinder außerdem, exakt auf die Bedeutung jedes einzelnen Wortes zu achten, und wenn sie die Mimik der anderen beobachteten und intensiv auf den Tonfall lauschten (die Erwachsenen erklärten den Kindern, was es bedeutete), wurden ihre Voraussagen umso genauer. Sie lernten, wie man genauer auf die Feinheiten des Gesprächs achtet und seine innere Stimme so kontrolliert, dass man sich auf die Worte des Gegenübers konzentrieren kann.
    Ein Gespräch zwischen Mutter und Tochter
    Angesichts solch positiver Rückmeldungen wurden meine FrauStephanie und ich, Andy, neugierig, wie unsere elfjährige Tochter Amanda auf die Mitfühlende Kommunikation reagieren würde. Wir sprachen mit ihr darüber, und sie wirkte interessiert, die Übung einmal auszuprobieren, aber ehrlich gesagt fürchte ich, sie war hauptsächlich daran interessiert, in diesem Buch aufzutauchen! Sie redet gern – mit uns, mit ihren Freundinnen und mit anderen Erwachsenen –, also hielt ich sie für ein Naturtalent.
    Wir hatten auch etwas Wichtiges mit ihr zu besprechen, das schon seit Jahren ein Problem war: Wenn Amanda Hunger hat, fällt ihr Blutzuckerspiegel stark ab, und so wird aus dem netten Mädchen, das sie sonst ist, eine ziemlich unleidliche Person. Die Lösung ist natürlich, einfach eine Kleinigkeit zu essen, aber wenn sie in diesen mürrischen Zustand verfällt, bringt man sie kaum dazu. Sie wehrt sich hartnäckig: »Ich mag nichts essen! Ich hab keinen Hunger! Zwingt mich nicht! Lasst mich in Ruhe!«
    Sowie sie gegessen hat, wird dieses mürrische, unangenehme Kind wieder zu einem springlebendigen Mädchen, das unaufhörlich über alles plappert, was ihr in den Sinn kommt. Aber wenn sie hungrig ist, scheint sie daran einfach nicht zu denken.
    Wir hatten bereits oft mit ihr darüber gesprochen, das Problem aber nie wirklich lösen können. Wir hofften, die Mitfühlende Kommunikation würde uns helfen, indem sie uns allen die Gelegenheit gab, darüber zu sprechen, wie man diese Frage als Familie behandelte.
    Meine Frau und ich vereinbarten, dass sie mit Amanda den Instruktionen einer Tonaufnahme folgen würde, weil es einfacher war als die schriftliche Anleitung. Ich würde als Beobachter fungieren und das Protokoll führen.
    Amanda und Stephanie setzten sich also zusammen und hörten sich die Übung an. Amanda verstand das Prinzip ziemlich schnell und wollte sofort anfangen. Ich wartete gespannt darauf, was an der Zehn-Minuten-Marke geschehen würde, wenn die Entspannungs- und Vorstellungsübungen vorbei sind und das echte Gespräch beginnt.
    Amanda fing mit einem

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