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Die Krankenschwester

Die Krankenschwester

Titel: Die Krankenschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gehörte zu den Menschen, denen andere Vertrauen entgegenbrachten, und er hatte sich sehr intensiv nach Elfies Fähigkeiten erkundigt.
    Nicht einmal hatte er über das Phänomen der heilenden Hände gelacht, sondern versucht, an Hintergrundwissen heranzukommen, aber Elfie hatte nichts gesagt. Sie hatte ihm nur erklärt, daß sie selbst nicht genau Bescheid wüßte.
    Cramer hatte sie nur angeschaut, ihr aber nicht geglaubt. Zum Abschied hatte er sie dann gefragt, ob sie bereit wäre, ihre Fähigkeiten einmal unter Beweis zu stellen, wenn die Ärzte bei einem Patienten mit ihrem Latein am Ende waren.
    Sie hatte zugestimmt, aber sie hätte nie damit gerechnet, daß gerade Mitchell Cramer ihr erster Patient werden würde.
    Das Leben schlug manchmal wirklich ungewöhnliche Kapriolen.
    Sie löste sich von den Bildern der Vergangenheit und bewegte sich mit langsamen und leisen Schritten auf das Bett des Patienten zu.
    Ihn selbst hatte sie kaum gesehen, weil ihr der Galgen mit dem Tropf die Sicht genommen hatte. Außer an den Tropf war der Patient an mehrere elektronische Geräte angeschlossen worden: EKG, Pulszähler und Blutdruckmeßgerät…
    Je näher sie kam, um so besser sah sie ihn. Und sie hörte auch seinen leisen Atem.
    Neben dem Bett blieb sie stehen, schob vorsichtig den Galgen zur Seite und schaute dem Patienten ins Gesicht.
    Nur der Kopf und ein Teil des linken Arms schauten unter der Decke hervor. Mitchell Cramer war um die Fünfzig. Er hatte noch sein volles, schwarzes Haar, allerdings waren die buschigen Augenbrauen schon grau geworden, und überhaupt wirkte er nicht mehr so energiegeladen wie damals im Büro. Es war ihm anzusehen, daß er krank war und dabei auch schwer gelitten hatte.
    Elfie wußte im Moment nicht, ob er wach lag oder schlief. Sie wollte sich durch ein Räuspern melden, aber Cramer kam ihr zuvor. Mit geschlossenen Augen und leiser Stimme sagte er: »Ich bin froh, daß Sie gekommen sind, Elfie.«
    »Das war für mich selbstverständlich.«
    »Ich hätte es nicht geglaubt.«
    Sie lachte leise. »Erinnern Sie sich an unser Gespräch vor gut zwei Wochen in Ihrem Büro?«
    »Ja, daran habe ich immer gedacht. – Ich habe Ihnen auch immer geglaubt, daß Sie diese unerklärlichen Kräfte besitzen«, redete er sich ein und öffnete die Augen, schaute sie an, und Elfie las in seinem Blick ein schon unglaubliches Vertrauen. »Ich habe auch nichts hinterfragt wie andere Ärzte und Fachleute, ich hoffe nur, daß Sie mich nicht enttäuschen und mir helfen, auch wenn ich derjenige bin, der den Knast führen muß. Aber das ist etwas anderes.«
    »Sicher.«
    Cramer wartete mit seiner nächsten Frage und flüsterte dann: »Werden Sie mir denn helfen?«
    »Wäre ich sonst hier?«
    »Da haben Sie auch wieder recht. Sie sind gekommen.« Er lachte, verzog aber das Gesicht. »Sie sind tatsächlich gekommen. Damit muß ich erst fertig werden.«
    »Sie werden sich schon daran gewöhnen, Mr. Cramer.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Darf ich mir einen Stuhl nehmen und mich dann zu Ihnen setzen, Mr. Cramer?«
    »Gern.«
    Sie entfernte sich vom Bett, packte den Stuhl an der Lehne und brachte ihn nahe an das Bett des Patienten heran, wo sie ihren Platz fand.
    Cramer hatte seinen Kopf etwas zur Seite gedreht, damit er sie besser anschauen konnte, und er lächelte sie jetzt an.
    »Ich hoffe, daß ich die Kraft finde, daß sie noch so in mir steckt wie früher«, erklärte die Krankenschwester, »aber bevor wir beginnen, muß ich Ihnen einige Fragen stellen.«
    »Tun Sie das, Mrs. Gazzow. Wir beide haben Zeit genug und nichts zu versäumen.«
    »Sagen Sie ruhig Elfie. Das haben früher fast alle hier im Krankenhaus getan.«
    »Danke, es ist mir auch lieber.«
    »So, Mr. Cramer, jetzt möchte ich aber genau wissen, was Ihnen widerfahren ist. Weshalb liegen Sie hier? Was haben die Ärzte bei Ihnen diagnostiziert?«
    »Nichts.«
    »Das kann ich nicht glauben.«
    »Nichts Bestimmtes zumindest. Sie sprachen nur von inneren Blutungen. Welches Organ dabei aber in Mitleidenschaft gezogen wurde, das haben sie nicht feststellen können. Sie wollen deshalb noch weitere Untersuchungen vornehmen. Die haben mich erst einmal ruhiggestellt; Sie verstehen.«
    Elfie lächelte schmal. »Den Fachleuten ist es also ein Rätsel gewesen.«
    »Ja.«
    »Und was war es für Sie?«
    »Ebenfalls ein Rätsel. Die Schmerzen erwischten mich, als ich in meinem Büro am Schreibtisch saß. Sie können sich nicht vorstellen, was ich da durchgemacht habe.

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