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Die Krankenschwester

Die Krankenschwester

Titel: Die Krankenschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verlassen.
    Hinter der Tür lag die Rampe schon im Freien.
    Diesmal kamen ihnen keine Sargträger entgegen, aber wohler fühlten sie sich trotzdem nicht. Erst als sie draußen waren, atmeten sie auf, schauten sich um.
    Es war alles normal geblieben. Dennoch kam keine Freude bei ihnen auf. Die drei blickten sich an, und ein jeder sah den flachen Ausdruck in den Augen des anderen. Sie ahnten, daß mit ihnen etwas nicht stimmte, aber sie sprachen nicht darüber. Sie hatten etwas getan, was ihnen sonst nie in den Sinn gekommen wäre, aber keiner von ihnen war in der Lage, über die Gründe nachzudenken.
    Mit normalen Schritten gingen sie zum Fahrzeug, einem Kombi, der als Transporter diente und noch an der Stelle stand, an der sie ihn verlassen hatten.
    Keiner sprach davon, etwas trinken zu wollen. Sie gingen auf den Wagen zu, und Ernest, der Fahrer, holte die Autoschlüssel hervor, um die Türen zu öffnen.
    Alles war normal…
    Sie kletterten hinein. Ernest setzte sich hinter das Lenkrad, Peter und Teresa nahmen auf dem Rücksitz Platz und blieben da sitzen wie zwei Figuren.
    Sie schauten sich an, aber keiner sprach ein Wort. Selbst Teresa hielt den Mund, aber in ihrem Kopf arbeitete es. Sie machten sich Gedanken, sie runzelte die Stirn, sie wischte über ihre Augen und stöhnte plötzlich auf.
    Die Männer starrten sie an. Auch Ernest hatte sich auf seinem Platz gedreht, um sie sehen zu können. Langsam sank die Hand der Frau nach unten. Ihr Mund bewegte sich. Nur mühsam formulierte sie ihre Worte, und jeder sah den Schweiß auf ihrer Stirn. »Warum sind wir eigentlich hier?« fragte sie. »Was haben wir getan? Warum sitzen wir hier im Wagen? Weshalb sind wir gegangen?«
    »Weil wir es wollten«, sagte Peter.
    »Ach – wollten wir das wirklich?«
    »Ja, sonst wären wir nicht hier…«
    Überzeugend hatte das nicht geklungen, und Teresa wandte sich an den Fahrer.
    »Denkst du auch so?«
    Ernest überlegte. »Das weiß ich nicht, Teresa. Das kann ich nicht sagen, wirklich.«
    »Ja, mir ist es auch komisch.«
    »Aber wir sind trotzdem hier«, sagte Peter. »Und warum?«
    Peter schaute aus dem Fenster, als könnte er dort draußen etwas Bestimmtes erkennen. Aber da war nur die normale Parklandschaft, die sie umgab. »Ich habe mich noch nie so komisch gefühlt. Ich bin nicht mehr ich. Oder ich werde langsam wieder ich selbst. Aber ich könnte mir denken, daß man uns hergelockt hat.«
    »Ja!« stieß Teresa hervor. »Man hat uns oben weggelockt. Jetzt sind wir hier. Niemand hat etwas dagegen unternehmen können. Wir haben auch nicht daran gedacht, uns zu wehren.«
    »Eben.«
    »Was machen wir?«
    »Zurückgehen auf unsere Plätze«, sagte Teresa. »Das ist das einzige, was zählt. Und wir können nur hoffen, daß man unser Fehlen nicht bemerkt hat.« Sie schüttelte den Kopf. »So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt.« Teresa wollte die Tür öffnen, und auch Peter hatte vor, an ihrer Seite den Wagen zu verlassen, aber ein Geräusch stoppte sie. Ernest hatte gestöhnt und geseufzt.
    Beide schauten zu ihm.
    Ernest saß noch auf seinem Platz. Aber er war nicht mehr allein. Eine gespenstische, weiße Gestalt umgab ihn, die einen Körper und einen Kopf hatte, aber kein Gesicht. Sie hielt Ernest umklammert und seinen Körper nach hinten gedrückt, aber dieser helle Schattenarm hatte ihn so umfaßt, daß sein Hals frei lag.
    Frei für das Messer!
    Es war der einzig konkrete Gegenstand, den dieses Phantomwesen festhielt. Blitzschnell führte es das Messer an die Kehle, und Ernest kam nicht mal mehr dazu, einen Schrei auszustoßen.
    Ein sirrendes Geräusch war zu hören, als etwas zerschnitten wurde.
    Dann erschien plötzlich ein breiter, dunkler Streifen an der Kehle, aus dessen unterem Ende es hervortropfte und am Hals des Mannes entlanglief.
    Blut!
    Sein Blut!
    Aber längst das Blut eines Toten, denn Ernest fiel nach links auf den Sitz des Beifahrers.
    Alles war sehr schnell gegangen, obwohl es für die Zeugen sehr lange gedauert hatte, denn eine derartige Tat erlebte man intensiv, da konnten Sekunden zu Minuten werden.
    Das Phantom blieb.
    Das Messer auch.
    »Allmächtiger!« ächzte Teresa, als sie die Klinge sah, die durch den Wagen zu schweben schien, hin und her zuckte, sich das Opfer suchte und plötzlich seinen Weg gefunden hatte.
    In einem schrägen Winkel raste das scharfe Rasiermesser auf die Kehle der Frau zu.
    Der Schrei war nur kurz.
    Dann erstickte er am eigenen Blut…
    ***
    Glenda Perkins

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