Die Krankenschwester
gesprochen. Er hat nie von der Frau mit den heilenden Händen gesprochen – oder?«
»Nein, das war auch nicht nötig.« Ich lächelte dem Professor zu. »Da haben Sie ja Ihr Bestes getan.«
Carter winkte ab. »Ja, es war knapp, aber ich kann trotzdem nicht froh sein, denn ich komme einfach nicht über diese heilenden Hände hinweg. Mittlerweile zweifle ich sogar an meinen eigenen medizinischen Kenntnissen und denke darüber nach, ob es tatsächlich Menschen mit heilenden Händen gibt.«
»Das haben Sie ja erlebt.«
»Keine Ahnung.«
Ich nickte. »Es bringt auch nicht viel, wenn wir jetzt noch weiter darüber diskutieren und irgendwelche Folgerungen daraus ziehen. Für mich ist es wichtig, daß ich in Elfie Gazzows Zelle komme und mit ihr rede. Ich möchte einen Versuch wagen. Ich werde sie auf die Probe stellen. Dazu bin ich in der Lage.«
Carter hob die Schultern. »Wenn Sie meinen, dann…«
Sein Telefon meldete sich, was der Professor mit einem ärgerlichen Stirnrunzeln quittierte. »Ich wollte zwar nicht gestört werden«, murmelte er, aber er hob trotzdem ab. Seinen Namen sprach er nicht aus, die Sekretärin redete mit ihm. Wir hörten nicht, was sie sagte, aber wir sahen es Carter an, daß ihn die Nachricht erschütterte. Intervallweise wurde er blaß und immer blasser. Hörer und Hand zitterten, als er ein
»Mein Gott, das ist furchtbar«, stöhnte.
Dann legte er auf.
»Was ist, Professor?« rief ich.
Mit einer unendlich langsamen Bewegung wischte Professor Carter über seine Stirn. »Es ist furchtbar. Absolut unfaßbar«, sagte er mit tonloser Stimme. »Drei weitere Tote. Unten – auf dem Parkplatz in einem Auto…«
***
Als Polizist muß man eine gewisse Portion Neugierde haben, und die war auch Suko zu eigen. Er kam angerast und stellte seinen BMW auf dem Parkplatz ab, auf dem neben Privatwagen auch zwei Streifenfahrzeuge und Zivilfahrzeuge der Polizei standen. Die uniformierten Kollegen hatten eine Absperrung aus rotweißem Trassierband errichtet. Gaffer, die sich dem Ort näherten, wurden zurückgedrängt. Auch Suko sollte nicht durchgelassen werden. Deshalb zeigte er seinen Ausweis.
»Sie können passieren, Sir.«
Langsam schritt Suko auf den Tatort zu. In seinem Magen kribbelte es.
Er wußte nicht Bescheid. Er konnte sich nur vorstellen, daß dieser Einsatz hier mit John Sinclairs Aufgabe im Krankenhaus zu tun hatte, und er ging deshalb mit dem leicht bedrückenden Gefühl auf ein Fahrzeug zu, das soeben von allen Seiten fotografiert wurde. Die Mordkommission war da, aber die Männer hatten mit ihren Untersuchungen noch nicht begonnen. Der Chef, ein gewisser Mr. Murray, war Suko bekannt. Er streifte soeben seine dünnen Handschuhe über, als er den Schatten des Inspektors neben sich sah.
»So sieht man sich wieder, Mr. Murray«, sagte Suko.
»Ach – Sie schon wieder!« Murray war nicht gerade begeistert. Er fuhr mit der Hand über seine flache Mütze hinweg. »Sollte das ein Fall für Sie sein? Wenn ja, warum hat man mich losgeschickt?«
Suko hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Ich weiß nicht, ob es überhaupt ein Fall für mich ist.«
»Dann ist Ihr Erscheinen hier Zufall?«
»So ähnlich. Was ist denn passiert?«
Murray legte den Kopf zurück und lachte den Himmel an. »Das will ich Ihnen sagen, Kollege. In diesem Wagen befinden sich drei Tote. Zwei Männer und eine Frau. Man hat ihnen die Kehlen durchgeschnitten!«
»Bitte?!«
»Ja. Sie können sich gleich selbst überzeugen, wenn der Fotograf fertig ist.«
»Das werde ich wohl auch müssen.«
»Einen Verdacht haben wir noch nicht. Zeugen haben sich auch nicht gemeldet, mehr weiß ich leider nicht. Den Rest müssen Sie sich schon zusammenreimen.«
»Und meinen Kollegen Sinclair haben Sie hier auch noch nicht gesehen, Mr. Murray?«
»Zum Glück nicht. Ist er hier?«
»Ja.«
»Ach. Wen besucht er denn?«
»Sir James, unseren Chef. Es hat eigentlich nur einen normalen Krankenbesuch geben sollen.« Suko hob die Schultern. »Vielleicht sind wir wieder in etwas hineingestolpert, von dem wir nicht gerade begeistert sein können.«
»Das glaube ich auch.« Murray drehte sich von Suko weg, aber nicht lange, denn er hatte John Sinclair ankommen sehen und machte Suko darauf aufmerksam. »Wenn man vom Teufel spricht, ist er schon da. Ihr Freund Sinclair – zusammen mit einer Dame.«
»Das ist Glenda Perkins, unsere gemeinsame Sekretärin.«
»Ach so.«
Suko winkte seinem Freund zu, der sich dann beeilte und wenig
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