Die Krankenschwester
zu, hinter der die Rampe lag. Elfie öffnete sie.
Die kalte Luft strömte der Wärterin ins Gesicht, aber sie spürte die Veränderung kaum. Die Hand auf der Schulter befehligte sie, und dann hörte sie noch die flüsternden Worte an ihrem rechten Ohr. »Geh weiter, bis zum Auto, dort wirst du es sehen.«
Purdy Fox gab keine Antwort, aber sie tat genau das, was man ihr aufgetragen hatte.
Die Hand rutschte weg. Elfie Gazzow blieb stehen. Lächelnd schaute sie der anderen Frau nach, die den direkten Weg beibehielt und sich auch nicht mehr umdrehte.
Für Elfie war es ideal gelaufen. Sie zog sich wieder zurück in den Gang und damit auch in ihr Reich, in dem sie viele Jahre ihres Lebens verbracht hatte.
Von wegen Knast, von wegen Zelle!
Nein, hier war ihr Platz.
Hier war der Ort der Rache, und für sie würde noch eine sehr interessante Zeit beginnen.
Voller Freude erwartete sie die folgende Nacht…
***
Sieben, acht, neun Schritte war Purdy Fox gegangen, als sie merkte, daß sich der Nebel aus ihrem Kopf zurückzog. Sie konnte wieder denken. Sie konnte sich erinnern, und sie konnte auch Schlüsse ziehen.
Urplötzlich blieb sie stehen. Da war keine sichtbare Mauer, die sie gestoppt hätte, allein die eigene Erinnerung hatte dafür gesorgt, und sie schaute mit starrem Blick ins Leere, obgleich sich in ihrem Kopf die Gedanken überschlugen.
»Elfie?« fragte sie leise und drehte sich nach rechts, denn an dieser Seite hatte die Krankenschwester gestanden.
Sie war nicht da.
Purdy ballte die Hände. Eine heiße Welle schoß in ihr hoch. Auf einmal war sie wieder in der Lage, klar zu denken, im Gegensatz zu den vergangenen Minuten, die praktisch aus ihrer Erinnerung gestrichen worden waren.
Elfie Gazzow war nicht mehr da. Sie hatte sich zurückgezogen. Sie war verschwunden, geflohen, wie auch immer. Purdy mußte sich allein die Schuld geben, denn sie war für die Gefangene verantwortlich gewesen.
Sie drehte sich um.
Nichts, nichts zu sehen. Elfie Gazzow war wie vom Erdboden verschluckt.
Tief atmete die Wärterin durch, aber auch so kriegte sie das innere Zittern nicht weg. Es war ihr Fehler gewesen. Sie hatte für eine gewisse Zeitspanne nicht aufgepaßt, aber sie konnte sich selbst keinen Vorwurf dabei machen, weil einige Dinge nicht mehr zusammenpaßten.
Wie hatte die Krankenschwester noch gesagt? Geh zum Wagen, dort wirst du sie finden.
Purdy Fox fing an zu zittern. Obwohl sie von ihrem Ziel noch entfernt war, wußte sie genau, was die Worte zu bedeuten hatten. Die drei waren…
Nein, Purdy wollte nicht mehr daran denken. Sie mußte jetzt gehen, sie mußte Gewißheit haben, alles in ihr verlangte danach, auch wenn diese Gewißheit noch so schlimm werden würde.
An die Krankenschwester dachte sie jetzt nicht mehr. Für sie war das Schicksal der Kollegen wichtiger geworden. So schnell, wie es sie trieb, konnte sie kaum laufen. Auch stolperte sie hin und wieder, aber sie fiel nicht hin. Erst als der Wagen in ihren Sichtbereich geriet, lief sie langsamer, spürte auch wieder den hämmernden Herzschlag und ebenfalls den aufsteigenden Druck, der sich wie eine Säule aus Wasser oder Ol in die Höhe schob.
Das Auto stand an derselben Stelle. Es sah aus wie immer. Niemand hatte sich an ihm zu schaffen gemacht. Purdy bekam die Hoffnung, von Elfie Gazzow angelogen worden zu sein. Sie wünschte es sich sogar sehnlichste, und die letzten Meter legte sie wieder mit zitternden Beinen zurück, erreichte den Wagen, stoppte nicht rechtzeitig genug und prallte mit den ausgestreckten Händen gegen ihn.
Teresa, Ernest und Peter – so lauteten die Namen der drei Kollegen.
Purdy konnte sich einfach nicht vorstellen, daß sie tot sein sollten. Es kostete sie eine immense Überwindung, durch die Scheibe in das Innere des Fahrzeugs zu sehen.
Ernest lag auf dem Fahrersitz. Tot, mit durchschnittener Kehle. Sein Hals sah aus, als hätte er eine rote Krause bekommen.
Peter und Teresa waren auf dem Rücksitz zusammengesackt. Sie hatte beim Hineinschauen die bleichen, entsetzten Gesichter gesehen und auch das viele Blut, das sich im Wagen verteilt hatte und jetzt an allen möglichen Stellen klebte.
Purdy Fox konnte nicht mehr. Weinend taumelte sie zurück. Ihre Beine gaben nach, sie fiel auf die Knie und mußte sich übergeben…
***
Ich steckte das Handy wieder weg und nickte Glenda zu.
»Was sagt Suko?«
»Was schon? Er hält sich für den Größten, weil er ja alles gleich gewußt hat.«
»Er kommt?«
»Sogar im
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