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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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willst … aber nur, wenn du mir ein paar Stunden Zeit gibst, damit ich mich vorbereiten kann.«
    Im ersten Moment verstand Deucalion nicht, worauf er hinauswollte, doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. »Du willst, dass ich dich töte.«
    »Ich bin nicht fähig, so etwas zu erbitten.«
    »Ich verstehe. Aber nenne mir jetzt den Namen des Ortes, und ich komme zurück, wann immer du … unseren Handel zum Abschluss bringen willst.«
    Der Geistliche schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, sowie du hast, was du willst, wirst du nicht zurückkommen. Und ich brauche ein Weilchen, um mich vorzubereiten.«
    »Was meinst du mit diesen Vorbereitungen?«
    »Es mag dir ja albern erscheinen, da es aus dem Munde eines falschen und seelenlosen Geistlichen kommt. Aber ich möchte ein letztes Mal die Messe lesen und beten, obwohl ich weiß, dass es keinen Grund dafür gibt zu hoffen, meine Worte könnten auf ein mitfühlendes Ohr treffen.«
    Deucalion erhob sich von seinem Stuhl. »Ich empfinde diesen Wunsch überhaupt nicht als albern, Pater Duchaine. Vielleicht gibt es sogar nichts weniger Albernes, was du erbitten könntest. Wann käme dir meine Rückkehr gelegen – in zwei Stunden?«

    Der Geistliche nickte. »Ich verlange doch nichts zu Schreckliches von dir, oder?«
    »Ich bin kein Unschuldiger, Pater Duchaine. Ich habe schon vorher getötet. Und ich werde es mit Sicherheit auch nachher wieder tun.«

42
    Lulana St. John und ihre Schwester Evangeline Antoine brachten Pastor Kenny Laffite zwei Kuchen mit Pralinézimtcreme und einer Kruste aus gerösteten Pekannüssen.
    Evangeline hatte zwei Kuchen für Aubrey Picou gebacken, ihren Arbeitgeber. Mit seiner großzügigen Erlaubnis hatte sie zwei weitere Kuchen für den Pastor gebacken.
    Mr Aubrey hatte den Wunsch geäußert, alle vier Kuchen selbst zu verspeisen, doch er hatte zugeben müssen, dass dies unter Völlerei gefallen wäre, und das war, wie er erst kürzlich zu seinem Erstaunen herausgefunden hatte, eine der sieben Todsünden. Außerdem hatte der arme Mr Aubrey zeitweilig Darmkrämpfe, die sich durch zwei dieser üppigen Köstlichkeiten vielleicht nicht unbedingt verschlimmern würden, aber wenn er sich vier dieser Kuchen antat, würde das mit Sicherheit ins Verderben führen.
    Für Lulana und Evangeline war der Arbeitstag abgeschlossen. Ihr Bruder Moses Bienvenu war nach Hause gegangen, zu seiner Frau Saffron und ihren beiden Kindern Jasmilay und Larry.
    Am späten Nachmittag und Abend kümmerte sich nur Meshach Bienvenu um Mr Aubrey, der Bruder von Lulana, Evangeline und Moses. Wie eine Glucke, die ihr Küken umsorgt, würde der brave Meshach darauf achten, dass sein Arbeitgeber
zu essen hatte und sich behaglich fühlte und, soweit das bei Mr Aubrey möglich war, nichts Unrechtes tat.
    Die Schwestern statteten Pastor Kenny häufig Besuche mit Geschenken in Form von Backwerk ab, weil er ein wunderbarer Mann Gottes war, der einen Segen für ihre Kirche darstellte, weil er einen gesunden Appetit hatte und weil er nicht verheiratet war. Mit seinen zweiunddreißig Jahren, echter Frömmigkeit, einem gewissen Charme und noch dazu gar nicht mal so hässlich, wenn man es nicht allzu genau nahm, war er ein besserer Fang als zwei Badewannen voller Katzenwels.
    Keine der beiden Schwestern schwärmte im romantischen Sinne für ihn oder hatte ein persönliches Interesse daran, ihn sich zu angeln. Er war zu jung für sie. Und außerdem war Lulana glücklich verheiratet, und Evangeline war glücklich verwitwet.
    Aber sie hatten eine Nichte, die für einen Geistlichen die ideale Ehefrau abgeben würde. Sie hieß Esther und war die Tochter ihrer ältesten Schwester Larissalene. Sobald Esther die restlichen drei Monate einer ausgedehnten Zahnbehandlung zur Behebung unerfreulicher Gegebenheiten hinter sich hatte, die sich über volle sechzehn Monate zog, würde das reizende Mädchen präsentabel sein.
    Lulana und Evangeline hatten eine ruhmreiche Vorgeschichte als erfolgreiche Ehestifterinnen. Für Esther hatten sie den Weg mit den leckersten Kuchen und Torten, Plätzchen, Broten und Muffins geebnet, und dieser Pfad war sicherer als jener, der mit Palmwedeln und Rosenblättern gepflastert ist.
    Das Pfarrhaus gleich neben der Kirche war ein reizvoller zweistöckiger Backsteinbau, weder so vornehm, dass es Gott den Herrn in Verlegenheit gebracht hätte, noch so bescheiden, dass die Gemeinde Schwierigkeiten gehabt hätte, einen Geistlichen zu finden. Auf der Veranda vor dem Haus

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