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Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Titel: Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Eintopf und kroch dann unter den Tisch, wo sie eine ganze Weile mit der Katze der Wirtsleute spielte, einem kugelrunden, sanftmütigen Tier. Irgendwann begann das Mädchen, sein Miauen nachzuahmen, woraufhin Bowbaq seinen Gastgebern dankte, sich hastig verabschiedete und mit seiner Enkelin auf ihr Zimmer ging.
    Der Raum war klein, aber gemütlich. Boden, Wände und Decke waren mit Holz getäfelt, vor dem Bett lag ein Tierfell, und der Abort war hinter einem Vorhang verborgen. Bowbaq setzte sich schwerfällig auf das weiche Federbett, während Niss ihr Nachthemd überzog. Höchstwahrscheinlich würden sie eine ganze Weile keinen Arkariern mehr begegnen. In drei Tagen würden sie Lorelia erreichen, eine Stadt, die Bowbaq noch nie gemocht hatte. Zwar war er einige Male mit Ispen dorthin gereist, um Reyan und Lana zu besuchen, aber eigentlich hatte er seine Freunde immer lieber bei sich zu Hause bewirtet. Menschenansammlungen waren ihm einfach ein Gräuel.
    Außerdem machte sich Bowbaq Sorgen, wie Niss auf den Trubel der Stadt reagieren würde. Seit dem Unglück, das sie als Zehnjährige in einen Zustand der Geistesabwesenheit gestürzt hatte, bemühte sich ihre Familie, sie zu schonen. Niss durfte nicht zu vielen Gesprächen zugleich lauschen, nicht lange mit Tieren spielen und keine Gewalt mit ansehen. Nie zuvor hatte Bowbaq diese Regeln, die er selbst aufgestellt hatte, als so belastend empfunden. Wie sollte er verhindern, dass das Mädchen in einer Straße, in der es vor Menschen nur so wimmelte, den Gesprächen der Passanten zuhörte?
    Wie konnte er vermeiden, dass sie in den nächsten Tagen Zorn, Bösartigkeit und Brutalität beobachtete?
    Bowbaq befürchtete, dass sie noch tiefer in ihren Träumen versank. Aber vielleicht war es ohnehin zu spät. Was hatte Niss am Ufer des Flusses gesehen?
    Dieser Gedanke führte ihn zum hundertsten Mal zu der Frage, was mit seiner Familie geschehen war. Wo waren die Menschen, die er liebte?
    Seit Beginn ihrer Reise hatte Bowbaq viel Zeit zum Grübeln gehabt, und nach und nach hatte sich eine Idee in seinem Kopf festgesetzt, obwohl er versucht hatte, sie beiseitezuschieben.
    Um die Wahrheit zu erfahren, musste er nur in den Gedanken seiner Enkelin lesen.
    Bowbaq war ein Erjak. Er konnte in die Gedanken jedes Menschen eindringen, solange sich dieser in Sichtweite befand, und im Geiste sogar Kontakt zu ihm aufnehmen. Allerdings galt diese Fähigkeit in Arkarien als unhöflich und damit geradezu als Verbrechen. Immer wenn er sie gebraucht hatte, und das war selten genug gewesen, hatte er anschließend schlimme Gewissensbisse gehabt und war mehrere Tage zutiefst betrübt gewesen. Außerdem zog er damit jedes Mal den Groll, wenn nicht gar den Hass des Opfers auf sich.
    Bei Niss bestand noch eine ganz andere Gefahr. In ihren Geist einzudringen, konnte das zerbrechliche Gleichgewicht zerstören, das sie seit drei Jahren aufrechterhielt.
    Bowbaq hatte nicht vor, dieses Wagnis einzugehen, nicht einmal, wenn er dadurch den Rest seiner Familie retten konnte.
    Niss trat in ihrem knöchellangen Nachthemd ans Bett. Das Haar fiel ihr ins Gesicht und verbarg ihre Augen. Bowbaq stand auf, um ihr Platz zu machen, und deckte sie fürsorglich zu. Wie üblich bettete sie den Kopf brav auf das Kissen, und als Bowbaq ihr über die Wange strich, huschte der Schatten eines Lächelns über ihr Gesicht. Sie hatten einander immer nahegestanden, dachte er wehmütig. Früher, als das Mädchen immer wieder für längere Zeit bei ihren Großeltern zu Besuch gewesen war, hatten sie viel miteinander gelacht. Damals, als Bowbaq ihr Lehrer gewesen war.
    Tausendmal hatte er seither verflucht, dass Niss seine Erjak-Fähigkeit geerbt hatte.
    ***
    Die Gerichtsverhandlung würde frühestens in einem halben Dekant beginnen, doch an diesem sonnigen Morgen tummelten sich die Leute schon jetzt auf dem Platz der Büßer wie emsige Ameisen. Hier fand täglich der größte Markt Lorelias statt, außer am Septim, wenn alle Welt zum Markt auf dem Platz der Reiter strömte. In den alten Gassen rings um das Tor von Lermian, wo die Markthallen und die öffentliche Badeanstalt standen, zwei der ältesten königlichen Gebäude der Stadt, schlug das Herz der Stadt.
    Cael konnte sich gar nicht sattsehen. Seine Eltern hatten ihm oft von Lorelia erzählt, und auch in der Schule hatte er viel davon gehört. Es war kaum zu glauben, dass er nun tatsächlich durch die bedeutendste Stadt der Oberen Königreiche schlenderte.
    Ihr Ritt hatte

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