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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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eines Häuschens fiel, desto nervöser wurde er. Bald konnten sie die Umrisse der Reiter erkennen, und im nächsten Moment hoben sie sich klar gegen das Licht ab. Nun gab es kein Zurück mehr.
    »Jetzt!«, sagte Bowbaq mit seiner tiefen Stimme.
    Kaum hatte er den Befehl ausgesprochen, bäumte sich Niss’ Pferd abrupt auf, warf seinen Reiter ab und galoppierte davon. Auch das Pferd an der Spitze wieherte und bockte, bevor es mitsamt seinem Herrn querfeldein preschte. Das Ganze hatte höchstens einen Wimpernschlag lang gedauert. Cael fühlte sich unter Zugzwang gesetzt. Er wollte seine Freunde auf keinen Fall enttäuschen und konzentrierte sich mit aller Kraft auf das dritte Pferd.
    Es war eine entsetzliche, abstoßende Erfahrung. Er hatte das Gefühl, bis in die Seele des Pferdes vorzudringen und sie auszulöschen, grausam zu vernichten, zu Tode zu foltern. Panisch zog er sich wieder zurück, doch das Unheil war geschehen. Wahnsinnig vor Angst, vielleicht für immer wild geworden, bäumte sich das Pferd in widernatürlicher Haltung auf, brach dann zusammen und wälzte sich auf seinen Reiter. Mit einem markerschütternden Wiehern richtete es sich wieder auf. Schaum troff ihm aus dem Maul und seine Beine zitterten, aber es trampelte dennoch wie im Wahn auf den beiden am Boden liegenden Männern herum, die um ihr Leben schrien.
    Die Bewohner des nahe gelegenen Hauses hatten bei den ersten Hilferufen die Tür geöffnet und sie gleich wieder zugeworfen. Der letzte der vier Reiter, der noch im Sattel saß, konnte sein Tier mit Mühe und Not bändigen und stob mit ihm davon. Wahrscheinlich würde er behaupten, die Flussgeister seien über sie hergefallen, wenn er nicht in der Dunkelheit vom Pferd stürzte und sich das Genick brach.
    Mit Amanon am Steuer entfernte sich die
Rubikant
lautlos vom Schauplatz der Tragödie, wo das Pferd noch immer wie entfesselt wütete. Ohne sich umzudrehen, wusste Cael, dass wieder einmal alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Es graute ihm vor sich selbst.
    Im Wahn des wild gewordenen Tiers erkannte er sich selbst. Sich selbst, wenn ihn die Stimme in einen Dämon verwandelte.
    Niss ertrug es nicht, Cael so niedergeschmettert zu sehen. Außerdem fühlte sie sich schuldig. Wenn sie nicht vorgeschlagen hätte … Aber was geschehen war, war geschehen, da half kein Jammern. Sie konnte nur versuchen, den Schaden zu begrenzen.
    Trotzdem grübelte sie schon seit über zwei Dekanten über die Sache nach, ohne auch nur ein Wort mit Cael gewechselt zu haben. Ihr Großvater hatte bereits versucht, ihn anzusprechen, nicht anders als Amanon und Nolan, doch niemand hatte den Jungen aus seiner Erstarrung reißen können. Sie wussten nicht einmal mit Sicherheit, ob er sie überhaupt gehört hatte. Cael saß reglos am Heck und sah mit stumpfem Blick in die Nacht hinaus, als hielte er immer noch nach dem Pferd Ausschau, das er wahnsinnig gemacht hatte. Die Erwachsenen passten sogar abwechselnd aus einiger Entfernung auf, dass er nicht plötzlich eine Verzweiflungstat beging und sich ins Wasser stürzte! Allein deswegen hatte Niss fürchterliche Gewissensbisse, aber jedes Mal, wenn sie einen Schritt auf ihn zugehen wollte, bekam sie Angst, dass sie alles nur noch schlimmer machen würde. Schließlich hatte die Idee, mit der sie Cael hatte helfen wollen, überhaupt erst zu diesem Drama geführt. Anstatt Gutes zu tun, hatte sie womöglich den letzten Funken Hoffnung zerstört, der ihm noch geblieben war.
    Als Nolan ihr aufmunternd zunickte, bevor er durch die Luke nach unten verschwand, gab sie sich einen Ruck. Jetzt oder nie!
    Die anderen Erwachsenen waren bereits in der Kombüse, nur Amanon befand sich als einziger noch an Deck. Jeden Moment konnte er zu Cael gehen, um ihn ins Bett zu schicken. Dann würden sie alle bis zum Morgen schlafen, wie es ihr Plan vorsah, und Cael würde mit seinem Kummer allein bleiben. Das durfte sie nicht zulassen! Entschlossen machte sie einen Bogen um Amanon, der gerade die Segel einholte, und marschierte auf Cael zu.
    Ein Gutes hatte das Eingreifen der Erjaks trotz allem gehabt: Die
Rubikant
hatte ihre Fahrt fortsetzen können, ohne von der Dunklen Bruderschaft verfolgt zu werden. Wie vereinbart hatten sie den Anker einige Meilen vor Lodacre mitten im Fluss ausgeworfen, in der Nähe einer kleinen Insel mit einer mächtigen Eiche, die ihnen auf dem Hinweg aufgefallen war. Jetzt mussten sie nur noch bis zum Sonnenaufgang warten und hoffen, dass alles glattging.
    Niss’ Herz klopfte

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