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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Cousin sein? Wie ging es ihm? Hatte er Hunger, hatte er Angst? Oder stand er wieder unter dem Einfluss seines inneren Dämons?
    In letzter Zeit war die Stimme in Caels Kopf jedes Mal, wenn er sich in Gefahr befand, lauter geworden. Schon mehrmals hatte sie ihn völlig in der Hand gehabt – und nun irrte er mutterseelenallein durch eine fremde Stadt.
    Nach dem, was er Niss angetan hatte, musste er entsetzliche Seelenqualen leiden.
    Vielleicht hielt er sich gar für einen Mörder, dabei lag Niss mit einem feuchten Tuch um den wunden Hals im Bett und war trotz der Schmerzen putzmunter. Wenn Cael nicht wusste, dass sie seinen Angriff mehr oder minder unversehrt überstanden hatte, würde er vermutlich nicht mehr zu ihnen zurückkehren und auch seine Eltern nie wieder sehen wollen. Irgendwann würde ihn die Scham wohl in den Tod treiben – wenn das nicht schon längst geschehen war.
    Amanon gab sich die Schuld an der Tragödie. Er hatte gewusst, wie gefährlich die dunkle Macht war, die in Cael schlummerte, aber er hatte nichts dagegen unternommen – im Gegenteil. Wenn er ehrlich war, hatte er die Entwicklung sogar mit einer gewissen Neugier verfolgt, weil er insgeheim gehofft hatte, dass sich Cael irgendwann als der Erzfeind zu erkennen gab. Schließlich war er der einzige der Gefährten, der unerbittlich und entfesselt genug kämpfte, um Sombre besiegen zu können. Wo mochte Cael nur stecken? Würden die Erben statt eines Dämons fortan zwei zu bezwingen haben?
    Amanon machte sich Vorwürfe, so etwas Verabscheuenswürdiges auch nur zu denken, zwang sich aber, diese Möglichkeit nicht auszuklammern. Cael hatte schon mehrmals bewiesen, dass er unter dem Einfluss der Stimme brutal und absichtlich grausam sein konnte. In letzter Zeit war er einfach nicht mehr der alte gewesen: Seine Miene war immer finsterer geworden, und manchmal hatte fast so etwas wie Hass in seinem Blick gelegen. Amanon hatte es auf die Anspannung geschoben, unter der sie alle litten, doch das war offenbar ein Irrtum gewesen. Vielleicht war tatsächlich Caels innerer Dämon schuld an seinen Stimmungsschwankungen. Anscheinend beherrschte er den Jungen immer häufiger, und zwar auch, wenn dieser nicht in unmittelbarer Gefahr schwebte. Das war bis vor ein paar Tagen nicht vorgekommen.
    Hätte Amanon früher begriffen, wie schlimm es um Cael stand, hätte er ihm vielleicht helfen können. Jetzt bereute er, nicht aufmerksamer gewesen zu sein, und war gleichzeitig wütend, weil Cael sich ihm nicht anvertraut hatte. Andererseits hatte ihn die Stimme in seinem Kopf vielleicht daran gehindert, offen mit seinen Freunden zu sprechen.
    Amanon hatte eine schwierige Entscheidung zu treffen. Die Erben konnten nicht riskieren, mehrere Tage in der Herberge zu bleiben, schließlich wimmelte es in Ith nur so vor Anhängern der Dunklen Bruderschaft. Ob sie die Pforte der Etheker nun fanden oder nicht, sie würden bald aufbrechen müssen. Wenn Cael bis dahin nicht aufgetaucht war, würden sie den Jungen in der Heiligen Stadt zurücklassen müssen.
    Und wie immer würde Amanon derjenige sein, der das Zeichen zum Aufbruch gab.
    Plötzlich bekam er Atemnot, obwohl das Fenster einen Spalt offen stand. Er konnte seinen Freunden nicht länger beim Essen zusehen und verkündete, noch einmal in der Stadt nach Cael suchen zu wollen. Sogleich erboten sich Zejabel, Nolan, Keb und Bowbaq, ihn zu begleiten. Amanon nickte dem Arkarier dankbar zu und bat die anderen, in der Herberge zu bleiben, wo sie in Sicherheit waren.
    Es war kein Zufall, dass er sich Bowbaq als Begleiter aussuchte. Der alte Mann wusste, wann er besser den Mund hielt, und Amanon stand nicht der Sinn danach, sich zu unterhalten. Ihm ging es nur darum, Cael wiederzufinden. Alles andere war im Moment unwichtig.
    Doch nachdem sie bis spät in die Nacht durch die Straßen gezogen waren, mussten sie einsehen, dass Cael endgültig verschwunden war.
    Am nächsten Tag hatten sich die Wolken verzogen, und Sonnenstrahlen die Heilige Stadt wärmten. Die Erben brachen in aller Frühe auf, um weiter nach Cael zu suchen. Niemand erwähnte mehr die Pforte der Etheker, Sombre oder ihre Eltern. Ihre einzige Sorge galt jetzt dem Jungen.
    Zejabel litt besonders unter seinem Verschwinden. Seit sie auf der Insel Ji zu den Erben gestoßen war, war ihre Bewunderung für sie von Tag zu Tag gestiegen. Gemeinsam waren sie zu wahren Wundertaten fähig. Doch ihre Stärke, mit der sie selbst Zuia in die Knie gezwungen hatten, beruhte allein auf

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