Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
betrachtete die Inschrift. In dem Gang näherte sich das Heer der Lemuren, um über die Sterblichen herzufallen. Cael schenkte ihnen keine Beachtung, denn er hatte nichts zu befürchten. Nicht einmal fünfzig Lemuren würde es gelingen, sein dämonisches Lebenslicht auszulöschen. Während Sombres Hohn in seinem Kopf widerhallte und ihm schier den Verstand raubte, hob er gebieterisch den Arm in Richtung Pforte.
Sie öffnete sich.
Als die Sterblichen ihn fassungslos anstarrten, konnte sich der Dämon im Körper des Jungen ein verächtliches Grinsen nicht verkneifen. Sie hatten nicht bedacht, dass es die Pforten schon gegeben hatte, bevor die Etheker die Ewigen Wächter ersannen. Die Wächter hatten nur verhindern sollen, dass die Menschen nach Gutdünken im Jal ein- und ausgingen. Wer fortan ins Dara oder Karu gelangen wollte, musste den Wächter bezähmen und konnte die Pforte nur durchschreiten, wenn er von einem Unsterblichen begleitet wurde oder eine göttliche Berührung erhalten hatte. Indem er sämtliche Ewigen Wächter tötete, hatte Sombre dafür gesorgt, dass man das Jal nur noch durch eine einzige Pforte betreten konnte: die in seinem Palast.
Doch das hatte keinerlei Auswirkungen auf die Tatsache, dass die Pforten miteinander verbunden waren, und diese vergessene Magie machte sich Cael nun zunutze, um einen Durchgang nach Lorelia zu öffnen. Unter dem Bogen flimmerte der prunkvolle Saal eines königlichen Palasts auf, in dem die jüngste Pforte errichtet worden war. Es sah aus, als wäre der Saal geradewegs in den Berg hineingegraben. Er schien verlassen, aber der Junge wusste, dass sein Feind ihn erwartete. Sombre wusste von seiner Ankunft.
Schon lange sehnte sein Schöpfer diesen Augenblick herbei. Er musste geahnt haben, dass Cael oder Eryne irgendwann das allumfassende Wissen erlangen und damit auch sämtliche Geheimnisse der Pforten entdecken würden. Und er musste vorhergesehen haben, dass sie gleich darauf zu ihm kommen würden, um ihn herauszufordern. Deshalb hatte Sombre seinen Palast nur noch in Gestalt von Avataren verlassen. Er wollte, dass dieser Kampf auf seinem Territorium stattfand.
Jetzt musste Cael nur noch herausfinden, mit welchen heimtückischen Finten Sombre ihn hereinzulegen gedachte.
Aber im Grunde kümmerte ihn all das wenig. Cael war bereit, jedes Hindernis zu überwinden. Nichts und niemand konnte ihn mehr aufhalten. Er war der Bezwinger, und das würde er der Welt kundtun.
Er sah sich nach der Sterblichen im roten Gewand um und streckte herrisch eine Hand aus. Ohne zu zögern, trat sie vor und überreichte ihm Saats Schwert. Seine Macht hatte sie offenbar eingeschüchtert.
Mehr brauchte er nicht. Mit wachsender Erregung legte er die fünf Schritte zurück, die ihn noch von der Pforte trennten, und trat hindurch.
Ein paar Sterbliche folgten ihm, wie viele, konnte er nicht sagen. Vielleicht waren es sogar alle. Er zählte nicht nach, als er den Durchgang verschloss.
Mit einem Mal wusste Amanon nicht mehr, ob er träumte oder wachte. Erst waren sie auf das Felsplateau gestoßen, dann entdeckten sie die Leiche des Ewigen Wächters. Während ihre letzte Hoffnung schwand, kam das Kreischen der Lemuren immer näher. Und plötzlich öffnete Cael, der sich seit geraumer Zeit seltsam verhielt, die Pforte – und der Ort, der dahinter erschien, war nicht das Jal!
Amanon begriff nicht richtig, was um ihn herum geschah. Als er sah, wohin der Durchgang führte, packte ihn kaltes Entsetzen. Dann überreichte Zejabel Cael das Schwert des Hexers, und er geriet regelrecht in Panik. Aber vielleicht hatte sie ja auch richtig gehandelt. Vielleicht hätte der besessene Junge die Waffe sonst mit Gewalt an sich genommen. Und vielleicht war besser, ihm das Schwert mitzugeben, falls es tatsächlich die einzige Waffe war, mit der Sombre getötet werden konnte. Damit setzten sie alles auf eine Karte …
Aber waren Zweifel im Kampf nicht minder gefährlich als überstürzte Entscheidungen?
Als Cael die Pforte durchschritt und ihm gleich darauf seine Eltern, Niss und Bowbaq folgten, zögerte Amanon. Sollten sie sich allen Ernstes in die Höhle des Löwen wagen? Waren sie bereit, ihrem ärgsten Feind gegenüberzutreten? Er bezweifelte es …
Die anderen verließen einer nach dem anderen das Felsplateau und traten in den lorelischen Königspalast hinüber, und auch die Wallatten, die vor Schreck und Staunen über die magische Erscheinung zunächst wie versteinert gewesen waren, folgten ihrem
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