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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Krähenpferd stattdessen ein wenig zur Seite, um dem Burschen nicht die Sicht zu stehlen. Von seiner Linken hörte er Longinus leise einige Befehle murmeln und sah, wie Connas Halbflügel eine glatte Kehrtwende vollzog. Kurz darauf hoben sich aus ihren Reihen sirrend drei Speere in die Luft und zielten auf das linke Ende der Veteranenreihe. In genau diesem Augenblick drehte der ehemalige Zenturio, der erst kürzlich wieder das Zeichen seiner früheren Division auf seinen Schild gemalt hatte, den Kopf und brüllte seinen Männern abermals einen harschen Befehl zu.
    Snails Speer stach in hohem Bogen in Richtung der Wolkendecke empor, war kaum mehr als ein verschwommener grauer Streifen vor dem ein wenig heller getönten Grau des Himmels. Einen Wimpernschlag lang schwebte seine Waffe fast waagerecht in der Luft, schien geradewegs auf ihr Ziel zuzusteuern. Dann aber brach die Flugbahn des Speeres ab, er fiel nach rechts und traf somit nicht den Mann, sondern dessen Schild. Doch was dem Wurf an Zielgenauigkeit fehlte, das machte er mit der Wucht, die hinter ihm steckte, wieder wett. Fest biss sich das Eisen in das Rindsleder und das Birkenholz. Einen Moment lang erbebte der Speer noch unter der Gewalt des Aufpralls, dann sackte sein hinteres Ende zu Boden und zog dabei den gesamten Schild mit sich.
    Ein von einem Speer durchbohrter Schild ist gefährlicher, als wenn ein Mann gar keinen Schild trägt, denn ein solcher Schild lastet nur noch als zusätzliches Gewicht an einem ohnehin bereits müden Arm, lässt sich nur noch langsamer wieder anheben - von der schwierigen Handhabung eines solchen Schildes mal ganz zu schweigen. Jeder, der in seinem Leben bereits mehr als eine Schlacht überlebt hatte, wusste das. Noch ehe das Vibrieren des Hefts also aufhörte, hatte der ehemalige Zenturio den Schild auch schon von sich geschleudert und war vorwärtsgestürmt zu dem sich vor ihm auftürmenden Haufen von Leichen und weggeworfenen Waffen. Nur einen winzigen Moment später und ohne den Befehl dazu erhalten zu haben, folgten ihm insgesamt vier seiner Männer, je zwei zu jeder Seite, um ihren Anführer zu schützen.
    »Vorwärts!«
    Longinus und Valerius brüllten ihren Befehl wie mit einer einzigen Stimme. Und die langen Tage des Trainings trugen offenbar endlich Früchte. Die Reihe der jungen Krieger, die zu Fuß kämpften, preschte voran. Sie rannten zu zweit, jeweils mit ihrem Schildkameraden an ihrer Seite, wobei der Linke stets darauf achtete, dem Rechten den Rücken zu schützen, damit dieser ungestraft seinen Schlag gegen den Feind ausführen konnte.
    Valerius drängte das Krähenpferd unterdessen immer weiter zwischen die Veteranen, bis ihm plötzlich wieder Snail einfiel. Er wagte es, einen raschen Blick zurückzuwerfen. Der Junge war zu einer unansehnlichen, grünlich erbleichten Silhouette erstarrt, die übergroßen Augen derweil fest auf Valerius gerichtet, voller Fragen, die Valerius jedoch nicht klar erkennen konnte.
    »Jetzt komm !« Gegen sämtliche Regeln des Krieges wandte Valerius dem Feind seinen Rücken zu. Longinus befand sich bereits im Herzen der Schlacht und ritt stetig näher auf den Zenturio zu. Valerius konnte Longinus spüren, so wie er auch Corvus hatte spüren können, sodass sich inmitten des haltlosen Chaos, das ihn umgab, plötzlich ein Gefühl der Geborgenheit über ihn zu legen schien. Die Flanke des Halbflügels aber, den er befehligte, war noch immer ungeschützt und konnte so Opfer unvorhergesehener Angriffe werden. Valerius musste seine jungen Krieger nun schleunigst und um jeden Preis wieder schützen.
    »Snail! Geh zurück oder komm nach vorn. Aber schlag da keine Wurzeln!« Er hatte sich fast heiser geschrien, während er in dem vergangenen halben Monat stets das Gleiche wiederholt hatte. Nämlich dass der Schlüssel zum Überleben in einer Schlacht darin lag, immer in Bewegung zu bleiben. Das hatte Breaca ihn bereits gelehrt, noch ehe auch nur einer von ihnen beiden jemals einen echten Kampf gesehen hatte, und auch Corvus und Civilis und jeder andere Kommandeur, der diesen Titel verdiente, hatten stets gepredigt: Behaltet den Feind im Auge. Ihr müsst wissen, wer sich hinter euch befindet, müsst wissen, wer sich vor euch befindet, müsst wissen, wer rechts und wer links von euch postiert ist. Und bleibt niemals stehen, außer, ihr seid zur Seite hin von den Schilden eurer Kameraden geschützt und habt im Rücken eine feste Mauer.
    Doch in diesem Augenblick hätte Valerius

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