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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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wahrscheinlich genauso gut Thrakisch sprechen können. Denn Snail war noch immer wie gefangen in jener Welt aus Angst und
    Zweifeln, die nur er sehen konnte. Wie erblindet blickte er einfach bloß geradeaus und erwiderte dann: »Ihre Schilde. Du hattest uns gesagt, dass wir, wenn wir uns nicht sicher wären, ob wir einen von ihnen töten könnten, immer auf ihre Schilde zielen sollten. Und genau das habe ich getan.«
    »Ja, genau das habe ich euch gesagt. Und genau daran hast du dich ja auch gehalten. Prima, gut gemacht.« Das Krähenpferd hatte begonnen, an der Trense zu reißen, es sprang aufgeregt hin und her und drehte sich hektisch um seine eigene Achse, denn auch das Tier hatte in gewisser Weise begriffen, wie unsicher es war, in einer Schlacht einfach auf der Stelle stehen zu bleiben.
    In den Reihen der Kämpfenden hatte der Zenturio sich unterdessen einen neuen Schild gegriffen. Die vier Männer, die ihn während dieses riskanten Unterfangens geschützt hatten, standen nun Rücken an Rücken, sodass ein jeder von ihnen durch den jeweils anderen gedeckt war. Und in genau dieser Haltung bewegten sie sich Stück für Stück und wie im Krebsgang zurück in ihre Reihe. Der Rest der Veteranen kämpfte sich unterdessen nach vorn, um den Kameraden entgegenzukommen.
    Plötzlich zerrissen gellende Schreie die Luft, und ein jeder dieser Schreie erzählte seine ganz eigene Geschichte. Drei der Jugendlichen im Zentrum waren verwundet worden, starben womöglich gerade, und auch Longinus brauchte dringend Hilfe.
    »Snail, jetzt entscheide dich«, drängte Valerius. »Das musst du schon selbst tun, das kann ich dir nicht abnehmen. Wenn du nicht mehr weiterkannst, zieh dich aus dem Kampf zurück. Und du brauchst dich dafür auch nicht zu schämen. Denn mit einem Schwert in der Kehle wärst du uns letztendlich keine große Hilfe mehr.«
    »Breaca ist tot.«
    »Was?« Valerius wirbelte herum und ließ den Blick über den Westen schweifen, von wo aus ihm dichter Rauch entgegenwehte.
    Dünne Finger klammerten sich um sein Handgelenk, dünn wie Vogelklauen schienen sie ihm die Haut zu zerreißen und zerrten ihn zurück. Unter Tränen entschuldigte sich der Junge: »Conna... es tut mir leid. Ihr Name war natürlich Conna... Der Zenturio hat sie umgebracht. Das ist allein meine Schuld.«
    Energisch löste Valerius die mageren Finger von seinem Arm. Conna. Er versuchte, sich den Namen in sein Gedächtnis einzubrennen, auf dass er ihn niemals mehr vergessen würde.
    »Nein, es ist nicht deine Schuld«, widersprach er dem Jungen. »Und ich habe dir schon einmal gesagt, dass es für das, was in einer Schlacht passiert, niemals einen Schuldigen gibt.« Suche niemals nach einem Schuldigen, während du kämpfst. Und auch vorher nicht und auch nicht danach. Vor allem aber nicht in der Hitze einer Schlacht. Gib einfach dein Bestes. Wenn Freunde und Geliebte sterben, dann gibt es nichts mehr, was du daran noch ändern könntest. Kämpfe stattdessen einfach um dein eigenes Überleben, damit du später um die Opfer trauern kannst.
    Und auch das hatte Valerius seinen Kriegerschülern bereits gepredigt, viel zu oft. Und die Jugendlichen des Kriegsheeres, die sich dafür entschieden hatten, unter seiner Führung kämpfen zu wollen, hatten ihm auch aufmerksam zugehört. Stets hatte sich bei diesen Ermahnungen für einen Moment grimmiges Schweigen über ihre kleine Gruppe gelegt, wenn die jungen Männer und Frauen glaubten, Valerius bereits verstanden zu haben. Doch noch während er sprach, hatte er gewusst, dass er mit seinen Ermahnungen im Grunde bloß seinen Atem verschwendete. Keiner entkam lebend aus seiner ersten Schlacht, ohne sich nicht doch in einem gewissen Maße für das, was er getan oder aber versäumt hatte, schuldig zu fühlen. Die echte Abhärtung kam erst später, wenn die Zahl derer, die den Tod gefunden hatten, so groß war, dass man sie schon gar nicht mehr zählen konnte.
    Unerwarteterweise stellte Valerius nun fest, dass es ihm im Herzen wehtat zu wissen, dass dieser entsetzte, zitternde junge Bursche wohl niemals jenen Punkt erreichen würde, an dem er die Zahl der Toten nicht mehr zählen könnte.
    Doch das Heer der Krieger war nicht das Heer Roms, Valerius konnte also keine Befehle mehr erteilen, sondern nur noch Ratschläge geben. Und entsprechend wurde seinen Empfehlungen zuweilen auch Folge geleistet, zuweilen aber auch nicht. In dem Versuch, seine gesamte Autorität nun in seine Stimme zu legen, erklärte er: »Snail,

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