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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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seine eigenen Kinder. Der Nordländer hatte die Tiere zunächst für einen regulären Bestandteil der Bordverpflegung gehalten, woraufhin Flavius ihn aber umgehend belehrt hatte, dass, sobald der Hüne die Tiere verspeisen sollte, Flavius im Gegenzug umgehend dessen Hoden verschlingen würde - und diese Drohung schien zumindest in dem Moment, als sie ausgesprochen wurde, auch durchaus ernst gemeint.
    »Heut Nacht?«, wiederholte Corvus. Angestrengt grübelte er darüber nach, wie er den Gouverneur und dessen Männer bis Anbruch der Dunkelheit wieder auf die Beine bekommen sollte. Davon, dass diese dann auch in marschfähiger, oder, besser noch, reitfähiger Verfassung sein sollten, einmal ganz zu schweigen. Im Stillen flehte er alle ihm bekannten Götter an, dass bitte auch die Pferde die Seereise heil überstehen würden.
    »Heut Nacht.« Der Riese grinste. »Wind kommt bald. Boot fährt schnell. Wellen klein. Gouverneur weniger übel.«
     
    In der Nacht und umhüllt von der schützenden Dunkelheit, ehe der Mond am Firmament aufstieg, ruderten sie an Land. Phosphorfarbenes Licht glitzerte über dem Wasser, wo die Ruderblätter in das Nass eintauchten und die Pferde sich tapfer durch die Wellen kämpften. Blass schimmernde Bahnen verrieten den Weg, den sie zurücklegten.
    Das Gesicht des Gouverneurs war bleich, und es strömte ein durchdringender Geruch von Pfefferminzöl von ihm aus. Leider aber reichte selbst dieses Öl nicht, um den Geruch nach Erbrochenem zu übertünchen. Doch selbst in diesem bemitleidenswerten Zustand schritt der Gouverneur als Erster an Land, und er hielt sich mit gezogenem Schwert bemerkenswert aufrecht, während der Rest seiner Männer das Boot herumdrehte und es dann, mit dem Steuermann als einzigem Ruderer, wieder in die Wogen hinausschob. Ein gutes Stück vor der Küste sollte dieser auf das vereinbarte Signal warten, ehe er zurück an Bord kletterte, während Corvus und zwei weitere Legionare die Pferde an Land führten. Nur durch Tasten fanden sie in der fast vollkommenen Finsternis schließlich ein wenig Gras, mit dem sie die Tiere trockenreiben konnten, und gleichsam blind reichten sie ihnen schließlich einige Hände voll Getreide, um wieder einen gewissen Lebensfunken in ihre Augen zu zaubern und sie für die Kälte, die Dunkelheit und das Meer zu entschädigen. Dann untersuchten Corvus und seine Männer die Läufe der Pferde und deren Flanken, fanden glücklicherweise aber weder Schnitte noch erhitzte Areale oder gar Schwellungen, sodass Corvus schließlich laut einige Worte des Dankes an Neptun richtete, der die Tiere sicher und unbeschadet wieder aus seinen Wogen entlassen hatte.
    Der Mond stieg an einem von Schleierwolken verhangenen Himmel auf. Unter seinem Glanz versammelten sich fünfzehn Männer in der Dunkelheit auf dem leicht zum Festland hin ansteigenden Sandstrand. Sie gruppierten sich um ihren Gouverneur und General, nass bis hinauf zu den Oberschenkeln, da sie mit dem Beiboot nicht ganz bis an den Strand hatten rudern können und die letzten Meter durch das Meer waten mussten. Fest eingewickelt in ihre Wintermäntel gegen die empfindliche Kälte, die selbst in dieser Mittsommernacht herrschte, standen sie schweigend da.
    Elf der Männer entstammten der Vierzehnten beziehungsweise der Zwanzigsten Legion. Sie hatten sich sozusagen freiwillig für dieses Unternehmen gemeldet, wenngleich die an sie gerichtete freundliche Aufforderung im Grunde natürlich nichts anderes gewesen war als ein gut getarnter Befehl. In jedem Fall hatte keiner von ihnen sich die Konsequenzen ausmalen wollen, wenn sie sich diesem Befehl verweigert hätten. Und nicht alle von ihnen bekleideten den Rang eines Offiziers. Ganz ähnlich wie einst Alexander von Mazedonien, hatte auch Suetonius Paulinus den Versuch unternommen, sich die Namen und Verdienste der unter ihm dienenden Männer einzuprägen, sodass er sich als Reisebegleiter schließlich ausnahmslos Männer ausgesucht hatte, die von etwa mittlerem Alter waren, also etwas jünger als der Gouverneur selbst, und die sich - während ihres Dienstes in Britannien oder bei Paulinus’ Feldzügen durch Mauretanien - bereits als von herausragendem Wert für die Truppe erwiesen hatten, als besonders geflissentlich informiert über die speziellen Gegebenheiten ihrer jeweiligen Vorhaben oder auch als gesegnet mit besonderer Intelligenz.
    Lediglich zwei der Kavalleristen waren nicht vom Gouverneur persönlich ausgewählt worden: Ursus und Flavius, die

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