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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Seite aber habe ich diese Sagen, die sie mir über die Hirschkrieger erzählten, auch über die Eceni gehört. Und zumindest, was die Geschichten über die Eceni anbelangt, so habe ich noch keine davon bewahrheitet gesehen.«
    Er wagte es nicht, Graine in die Augen zu blicken. Der Bluterguss an seiner Lippe, den Valerius ihm mit seinem Messer beigebracht hatte, war zu einem hellen Grün verblasst. Und hätte Graine nicht gewusst, wo genau sie nach dieser Wunde zu suchen hätte, wäre sie ihr mit Sicherheit nicht aufgefallen. Und ohnehin besaß der kaum noch sichtbare Erguss nun nicht mehr jene Bedeutung, die Graine ihm einst beigemessen hatte.
    Hawk war der beste Falkenspäher seiner gesamten Generation gewesen, und dafür hatte Valerius ihn nicht besser behandelt als einen überheblichen Welpen, der erst noch abgerichtet werden musste. Die Anhänger des gehörnten Gottes betrachteten Hawk nicht minder herablassend. Graine dachte, dass Valerius womöglich recht gehabt hatte mit der Art, wie er Hawk behandelte. Andererseits aber glaubte sie, dass die Reise nach Mona und alles, was sich dann dort auf der Insel ereignet hatte, Hawk verändert hatte, sodass die Hirschkrieger Hawk nun vollkommen falsch einschätzten. Aber selbst wenn man ihnen hätte begreiflich machen können, wie falsch sie mit ihrer Meinung lagen, hätten sie den jungen Coritani wohl auch nicht besser behandelt.
    Gunovar schluckte das letzte Bröckchen ihres Haferkuchens hinunter und wischte sich die Finger an ihrer Tunika ab. »Sie werden ihn zu dem Gehörnten stilisieren, mit Farbe und einem Geweih, und dann muss er mit mir tanzen und sich am Ende des Tanzes mit mir vereinigen. Wenn er nicht tanzt oder sich weigert, sich mit mir zu vereinigen, werden sie ihm die Haut abreißen und diese dann einem der ihren überlegen, der das Ritual an Hawks Stelle zu Ende führen muss. Falls Hawk aber doch tut, was man von ihm verlangt, und wenn er gut tanzt, werden sie ihn auf eine andere Art töten. Und dieser Tod wird dann im Gegensatz zum Häuten auch ein deutlich rascherer Tod sein, sodass sein Sterben gerade so lange dauert, wie die Sonne und der gehörnte Mond nach Sonnenaufgang noch gemeinsam am Himmel stehen.« Vorsichtig spreizte sie die Finger, auf dass jedermann erkennen konnte, wo die Inquisitoren ihr die einzelnen Glieder gebrochen hatten. »Es hilft, das Ganze schon vorher zu wissen«, fuhr sie fort. »Und wenn ich du wäre, würde ich tanzen, wenn sie mich dazu auffordern, und ich würde auch alles andere tun, was sie von mir verlangen. Und was du auch tust - ich werde es dir sicherlich nicht nachtragen.«
    Geschmeidig, ganz ähnlich einer Eule, wandte Hawk den Kopf. »Wie?«, fragte er. »Wie werden sie mich töten, wenn ich tue, was sie von mir erwarten?«
    »Genauso, wie sie es schon angefangen haben. Du wirst unter ihren Messern sterben. Oder in den Flammen. Ich denke, man wird dich sogar wählen lassen, wie du sterben möchtest.«
    »Genau das haben uns auch unsere Mütter damals erzählt«, erwiderte Hawk leise. Er klang überrascht, fast schon erleichtert. »Und du hast recht. Es ist tatsächlich einfacher, wenn man weiß, wie man sterben wird.« Hawk zögerte einen Moment, dann sank auch er zu Boden, setzte sich neben seine Gefährten und nahm einen der verbrannten Haferkuchen entgegen. Erschöpft ließ er sich von Efnís und Dubornos in eine Unterhaltung über die Höhle und die Art der Malerei verwickeln. Irgendwann wandte das Gespräch sich anderen Themen zu, in jedem Fall aber starrte Hawk nicht mehr hinaus in die Dunkelheit.
    Nach einer Weile, als noch immer nichts Besonderes passiert war, außer dass noch mehr Hirschkrieger in die Höhle geklettert kamen und das Feuer noch höher aufschichteten, bat Hawk Dubornos und Efnís, sein Haar in der Tradition der Eceni zu flechten, mit dem Kriegerknoten an der Seite und einer einzelnen schwarzen Kriegerfeder neben seiner Schläfe. Efnís überreichte ihm außerdem eine Kette mit kleinen Bernsteinperlen, geschnitzt in der Form von Traumtieren: sechsbeinige Bären, die Wildkatzen mit überlangen Zähnen verfolgten, und Otter, die Schlangen zwischen ihren Kiefern hielten. Bellos hatte einen bronzenen Schmuckreif, der sich sehr gut machte an Hawks Arm, und Gunovar zupfte ein wenig rote Wolle aus der Stickerei, mit der ihre Tunika eingefasst war, und knotete diesen Wollstrang um den Kiel der Kriegerfeder und kennzeichnete Hawk damit als einen, der sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um

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