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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Schweigen erhob Breaca von den Eceni, Bodicea ganzer Kriegernationen, ihr Schwert und trieb gleichsam schweigend ihren Hengst voran. Zwei Speerlängen hinter ihr folgte das Kriegsheer.
    Die Rippelmarke war kaum so hoch wie ein Mensch, nur gerade hoch genug, um die Armeen zu beiden Seiten symbolisch voneinander zu trennen.
    Auf dem höchsten Punkt der kleinen Bodenerhebung saßen Graine und ihre Mutter von dem Hengst ab. Nemains Symboltier war ein Tier der Erde, sodass es nicht vom Rücken eines Pferdes aus in die Schlacht entlassen werden durfte - Breacas Träume hatten an dieser Vorgabe keinen Zweifel gelassen. Die Legionen warteten, wie Valerius bereits vorausgesagt hatte, eingeschlossen in den sicheren Hügelring rund um das Tal, sodass man sich ihnen von keiner anderen Richtung nähern konnte als direkt von vorn. Die Männer hatten sich zu geradezu perfekt ausgerichteten Reihen formiert, und die rechteckigen Schilde waren zu einer Art eisernem Band aus Rot und Schwarz zusammengeschoben worden. Derweil glänzten frisch polierte und von der Sonne geküsste Helme nebeneinander geradezu um die Wette und bildeten somit eine glitzernde Linie, unter der die Gesichter der einzelnen Legionare verschwammen und einer genauso aussah wie der andere und keiner mehr war als bloß ein winziges Körnchen in einer wahren Wüste aus Soldaten. Zu beiden Seiten der Kämpfer wartete die Kavallerie, angeordnet in riesigen Quadraten und auf Pferden, die wirkten wie aus Stein gemeißelt.
    Vor ihnen allen, an vorderster Front, stand Suetonius Paulinus, Gouverneur von Britannien. Er saß auf einem fuchsroten Pferd, dessen Widerrist noch eine halbe Handbreit höher war als die Widerriste der anderen Tiere. Sein Umhang war pechschwarz und breitete sich - ganz ähnlich den kunstvollen Arrangements der einstigen Reiterstatuen von Camulodunum - in sanft fließenden Falten um das Hinterteil seines Pferdes. Die Federn auf seinem Helm dagegen waren von reinstem Weiß und standen senkrecht empor, wiesen genauso gerade und aufrecht zum Himmel wie die mit Kalk versteiften und hochgestrichenen Schöpfe von Cunomars Bärinnenkriegern.
    Seine beiden Windhunde mit dem weichen Fell waren angeleint und wurden gehalten von einem außergewöhnlich attraktiven Krieger aus dem Stamme der Atrebater, dessen Stammesabzeichen man zudem über das halbe Schlachtfeld hinweg deutlich erkennen konnte. Ganz offensichtlich war es für Rom von großer Bedeutung, klar herauszustellen, dass es zumindest einen Verbündeten unter den Stämmen Britanniens hatte.
    Angesichts eines solchen Feindesaufgebots war es unmöglich, jetzt noch innezuhalten. Stattdessen war Breaca geradezu gezwungen, stetig weiter auf die Feinde zuzumarschieren. Ganz leicht spürte Graine auf ihrem Rücken die Hand ihrer Mutter und hörte sie dann fragen: »Wollen wir ihnen verraten, wer wir sind?« Zu Fuß und nur mit Stone zu ihrem Schutze wanderten Breaca und Graine die Rippelmarke hinab, und für einen Augenblick musste es so ausgesehen haben, als ob die Bodicea den wartenden Legionen mit nichts als einem Kind und einem lahmenden Kampfhund entgegenschreiten wolle, ohne auch nur einen einzigen Krieger hinter sich zu haben. Das daraufhin losbrechende Johlen war also ein Johlen des Spotts, und der wogende Lärm, der ihnen entgegenschlug, ließ Graine und Breaca unwillkürlich taumeln, genauso, wie auch ein Sturm ein Schiff auf seinen Wogen taumeln ließ.
    Genau in dem Moment, als Breaca, Graine und Stone unten am Fuße der Rippelmarke angekommen waren, tauchte die erste Reihe des Kriegsheeres der Bodicea oben auf der Kuppe auf.
    Abrupt, wie auf ein Zeichen ihrer Offiziere hin, verstummten die Legionen. Abermals trat Schweigen ein, ein Schweigen wie in jenem Augenblick, wenn plötzlich alle zugleich den Atem anhielten und ihre ohnehin schon verkrampften Hände zu Fäusten ballten.
    Eigentlich hätte Graines Stolz ihr dies eindringlich verbieten sollen, und dennoch konnte sie einfach nicht anders - sie musste sich umblicken. Ein leises Beben durchlief ihren Körper, dann war sie wieder ruhig, sodass schließlich auch Breaca über ihre Schulter zurückschauen musste, und selbst sie, die das Kriegsheer doch schließlich zusammengerufen hatte, schnappte beim Anblick dessen, was sie da geschaffen hatte, unwillkürlich nach Luft.
    Krieger über Krieger über Krieger hatten sich in einer schier endlosen Front nebeneinander aufgereiht - schön, wild und absolut tödlich. Männer und Frauen, nackt und in

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